Spektakuläre Aufstockung:Unser Haus soll höher werden

Die Baywa-Zentrale im Arabellapark wird umgebaut und bekommt vier neue Stockwerke. Über deren Gestaltung gab es anfangs viel Ärger. Inzwischen nennt die Stadt das Projekt beispielhaft dafür, wie man Nachkriegsbauten erhalten und weiterentwickeln kann

Von Alfred Dürr

Ein Büro-Hochhaus wird wiederverwertet. Vor einiger Zeit war die Zentrale von Europas größtem Agrarhändler, der Baywa, noch ein unscheinbarer, 60 Meter hoher Komplex im Arabellapark. Dann entschied sich das Unternehmen zu einer für Münchner Architekturverhältnisse ungewöhnlichen Aktion. Das Haus, geprägt von den Gestaltungsvorstellungen der Sechzigerjahre, wurde nicht einfach beseitigt und durch einen modernen Neubau ersetzt - es bekam eine Rundum-Vitalisierung verordnet, wie es sie in dieser Art und in diesem Umfang in München noch nicht gab.

Wichtigstes Merkmal dieser ungewöhnlichen Verschönerungskur ist - neben der Neugestaltung der Fassade und der inneren Zonen - die Aufstockung des Gebäudes um vier Etagen. Diese Aktion ist jetzt im Rohbau abgeschlossen und wurde am Mittwoch mit einem Richtfest gefeiert. Das Haus ragt statt bisher 60 Meter nun ungefähr 71 Meter in die Höhe. Etwa 7000 Quadratmeter Bürofläche werden so zusätzlichgeschaffen. Neben dem Hochhaus entsteht ein separates, sechsstöckiges Campusgebäude, das weitere 7200 Quadratmeter bringt.

Spektakuläre Aufstockung: Vier zusätzliche Etagen bekommt das Baywa-Hochhaus.

Vier zusätzliche Etagen bekommt das Baywa-Hochhaus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ende des kommenden Jahres will die Belegschaft, die für die Zeit des Umbaus in ein Ausweichquartier an der St.-Martin-Straße umgezogen ist, wieder zurück in ihr neues altes Gebäude. Die Vorfreude sei groß, sagt Baywa-Vorstand Andreas Helber, am angestammten Firmensitz erwarteten die Mitarbeiter moderne Büros und überhaupt eine sehenswerte Konzernzentrale.

Für Stadtbaurätin Elisabeth Merk setzt dieses Projekt ein wichtiges Zeichen für den Umgang mit Bauten aus der Nachkriegszeit in München. Das sogenannte Sternhaus bleibe als Bestandteil des stadtbildprägenden Ensembles Arabellapark erhalten, entwickle sich aber trotzdem ästhetisch und funktional weiter.

Nur einfach ein paar Stockwerke oben draufsetzen und eine neue Fassade? Die architektonische Verwandlung hört sich einfacher an, als sie tatsächlich abgelaufen ist. Erste Pläne, die aus dem renommierten Münchner Büro Hild und K stammten, lösten nämlich heftige Debatten in der Stadtgestaltungskommission aus. Architekt Andreas Hild hatte für das Hochhaus zunächst eine Art krönenden Abschluss vorgesehen: Die zusätzlichen Stockwerke sollten nach oben hin jeweils zurückgesetzt werden, so dass ein gestaffelter Baukörper aufgesetzt worden wäre. Die Mehrheit in dem Expertengremium, das den Stadtrat in strittigen Baufragen berät, hielt das für keine gute Idee. Der damalige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) führte die Riege der Kritiker an: "Ich bin befremdet." Die Verlängerung des Hochhauses in Form einer Treppe sei für ihn nicht schlüssig. Andreas Hild und sein Büropartner Matthias Haber mussten das Projekt überarbeiten. Die zusätzlichen Etagen entwickeln sich nun gerade nach oben, aus der bestehenden Substanz heraus, sind aber optisch leicht abgesetzt. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, werde die gesamte Silhouette deutlich schlanker, abwechslungsreicher und eleganter wirken, sagt Andreas Hild. Die unregelmäßig, leicht zurückgesetzten neuen Etagen und deren unterschiedliche Materialien verliehen dem Gebäude außerdem eine leichte Optik. Bauen im Bestand, das zeigt das Beispiel des Baywa-Hauses deutlich, ist eine große Herausforderung für Architekten.

Sie wird wohl bestanden. Für den Arabellapark bedeutet der Umbau eine weitere Aufwertung. Der Immobilien-Dienstleister Jones Lang LaSalle sieht das Quartier als eine begehrte Adresse - nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Verkehrsanbindung und guten Infrastruktur. Jones Lang LaSalle hat den zügigen Verkauf des Komplexes vermittelt: Nach der Fertigstellung übernimmt ihn der Münchner Immobilieninvestor WealthCap. Dieses Unternehmen zählt zu den größten Büroflächen-Investoren in München. Die Baywa mietet das Haus dann langfristig an.

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