"Spectre" im Kino:Schlaf an einem anderen Tag

"Spectre" im Kino: Nachtvorstellung von "Spectre" im Malthäser-Kino in München: Günter Hein ist mit seinen Söhnen Santiago und Elias dabei.

Nachtvorstellung von "Spectre" im Malthäser-Kino in München: Günter Hein ist mit seinen Söhnen Santiago und Elias dabei.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Münchner Kino zeigt die ganze Nacht durch den neuen James-Bond-Film. Wer tut sich die Vorstellung um vier Uhr an?

Von Christian Endt

Sonntagmorgen um halb vier am Stachus: Wer jetzt unterwegs ist, muss entweder arbeiten oder macht sich auf den Heimweg. Es gibt aber auch eine Handvoll Münchner, die schauen sich um diese Uhrzeit noch einen Film an. Elias zum Beispiel. "Ich dachte, da kann ich mal ganz allein im Kino sein", sagt der 18-jährige Schüler. Dann hat er aber doch seinen Vater Günter und Bruder Santiago mitgenommen.

Um drei sind sie aufgestanden, haben zu Hause einen Kaffee getrunken und sind zum Mathäser-Filmpalast in die Bayerstraße gefahren. Dort läuft in dieser Samstagnacht durchgehend "Spectre", alle zwei Stunden eine Vorführung. Santiago freut sich: "Sonst ist das Nachtleben in München so begrenzt."

Um Mitternacht war das Kino fast voll, um vier Uhr eher nicht

Aus seiner Sicht stimmt das - in die Clubs der Stadt kommt er mit seinen 15 Jahren ja nicht rein. Günter dürfte zwar, ist aber kein Discogänger. Er steht lieber früh auf und geht um vier Uhr morgens ins Fitnessstudio. Das hat er dann meistens für sich.

Jetzt also James Bond. Auch hier ist der Andrang um diese Uhrzeit überschaubar. Gerade mal acht Leute haben sich auf die 337 Plätze von Saal 2 verteilt, als Daniel Craig in der ersten Szene maskiert durch Mexiko-Stadt geht. "Das ist für uns ein Testlauf", sagt Marc Kolbe vom Mathäser. "Wenn es gut ankommt, machen wir es öfter." Die Vorstellung um Mitternacht sei fast voll gewesen, um zwei seien nur fünf Zuschauer gekommen.

Hardy und Markus haben sich für vier Uhr entschieden. Die beiden Auszubildenden haben vorher nicht geschlafen. Um halb elf haben sie sich den "Marsianer" angesehen und waren dann etwas essen. Müde seien sie nicht. Und überhaupt, sagt Hardy: "Ich bin noch nie im Kino eingeschlafen. Das gibt's bei mir nicht." Zur Sicherheit hat er sich trotzdem einen Becher Cola gekauft. Er findet, Kinofilme sollten viel öfter nachts laufen. In Tokio sei das ganz normal, sagt er, auf einer Reise habe er das ausprobiert.

Eine halbe Stunde Werbung muss sein, auch mitten in der Nacht

Kein Kino kommt ohne eine gute halbe Stunde Werbung aus, nicht einmal mitten in der Nacht. Als der Abspann von Spectre läuft, ist es daher schon kurz nach sieben. Draußen ist es hell, die Straßenkehrer sind an der Arbeit, alkoholisierte Heimgänger nur noch vereinzelt unterwegs, Tauben frühstücken Fastfood-Reste vom Bürgersteig.

Markus geht laut lachend aus dem Saal. "Vorhin haben wir noch darüber gesprochen, jetzt ist Hardy echt eingeschlafen." Der verteidigt sich: "Höchstens eine Minute." Den Film fanden sie aber trotzdem gut. "Spezielle Zeit, spezieller Film", sagt auch Günter beim Rausgehen. Zuhause will sich der 61-Jährige sich erst mal hinlegen. Seine Söhne schlagen stattdessen vor, er könnte ja noch ins Fitnessstudio gehen? "Da ist jetzt zu viel los."

Nachts ins Kino wollen die drei auf jeden Fall wieder, vielleicht bald in den neuen Star Wars. Vorher müssen die Jungs aber noch eine andere Herausforderung bestehen: "Die Ferien sind vorbei, morgen ist wieder Schule." Immerhin haben sie noch einen langen Sonntag vor sich.

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