SPD:Aller guten Dinge sind drei

SPD: Bis zum Schluss hat sie gehofft: SPD-Kandidatin Bela Bach am Wahlabend im Landratsamt.

Bis zum Schluss hat sie gehofft: SPD-Kandidatin Bela Bach am Wahlabend im Landratsamt.

(Foto: Claus Schunk)

Den Einzug in den Bundestag wieder verpasst, ihre Partei hinter der FDP: Für SPD-Kandidatin Bela Bach ist der Wahlausgang bitter. Die 26-jährige Planeggerin will trotzdem weitermachen - und wieder kandidieren

Von Iris Hilberth

SPD-Politiker brauchen in diesen Tagen eine große Portion unerschütterlichen Optimismus. Das geht mitunter dann so weit, dass man sich wie Ingrid Lenz-Aktas, die Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Wunder herbeiwünscht. "Vielleicht wird es ja doch noch was mit dem Bundestag", versucht sie am Tag nach der krachenden Niederlage am Rande einer Kreistagssitzung im Landratsamt ihre gescheiterte Kandidatin, die Kreisvorsitzende, aufzumuntern. Vielleicht, meinte Lenz-Aktas, habe man sich ja verzählt oder müsse einiges noch nachrechnen. Bela Bach, der seit dem Wahlabend eigentlich überhaupt nicht zum Lachen zumute ist, huscht dann doch ein verlegenes Lächeln über das ernste Gesicht, so als wollte sie sage: Sie meint es halt gut.

Bach weiß da längst: Das war's mit ihrem zweiten Anlauf. Die Überhangmandate sind jetzt auch verteilt, 18 Bayern darf die SPD nach Berlin entsenden, sie selbst steht erst auf Rang 20 der Liste. Alles hinwerfen will sie aber nicht. Das wäre nicht ihre Art, mit einer solchen Niederlage fertig zu werden. Im Gegenteil: Nicht einmal 24 Stunden nach den ersten katastrophalen Hochrechnungen wirkt die 26-Jährige fest entschlossen, weiterzumachen. Sie sagt: "Es hilft uns nicht weiter, wenn wir ständig das Personal austauschen."

Die genaue Analyse dieser Wahl hat sich die Kreis-SPD für diesen Mittwoch vorgenommen. "Dann wollen wir uns gemeinsam fragen, was falsch gelaufen ist, was gefehlt hat", so Bach. Lenz-Aktas ist sich schon sicher: "Da schlägt der Bundestrend voll durch." Auch Annette Ganssmüller-Maluche, die stellvertretende Kreisvorsitzende, sieht die Schuld für das schlechte Abschneiden der SPD im Landkreis München nicht bei Bela Bach: "Mehr als das, was sie gemacht hat, kann man nicht machen." Das Ergebnis sei zwar bitter, "aber ihre politische Karriere ist damit nicht zu Ende", stellt Ganssmüller-Maluche klar.

Auch der Haarer SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer sieht überhaupt keinen Grund, von Bach abzurücken. Er findet sogar: "Sie hat gut abgeschnitten." Dass es im zweiten Versuch mit dem einigermaßen aussichtsreichen Listenplatz 20 nicht geklappt hat, sieht er völlig gelassen. "Gemeinsam mit Natascha Kohnen hatten wir einen Drei-Stufen-Plan vereinbart, und der ändert sich auch nicht", so Gantzer. Das bedeutet: Die junge Kandidatin wird dreimal kandidieren müssen, um eine Chance auf einen Einzug in den Bundestag zu haben. Er sehe es noch immer als großes Glück an, eine so junge Kandidatin für die SPD gefunden zu haben.

Bela Bach ist in der jetzigen Situation klug genug, sich nicht darüber zu äußern, ob sie tatsächlich in vier Jahren noch einmal antreten will. So viel aber weiß sie jetzt schon: Etwas anderes als die Bundespolitik kommt für sie nicht in Frage. "Ich bin nicht in die SPD eingetreten, um was zu werden, sondern um mich zu engagieren", sagt sie. Um irgendwelche Ämter gehe es ihr nicht. Sie wolle also weder in den Landtag noch Bürgermeisterin von Planegg werden. "Obwohl ich Bürgermeister manchmal beneide, weil sie ihren eigenen Wahlkampf machen und nicht für Dinge verantwortlich gemacht werden, die in Berlin entschieden werden", sagt Bach.

Ein junges Team hatte Bach in diesem, ihrem zweiten Wahlkampf zusammengestellt, das für sie gerackert hat, das versucht hat, neuen, frischen Wind in die teils angegraute SPD im Landkreis zu bringen, das sich an neue Formen des Wahlkampfs herantraute und doch am Tag der Entscheidung feststellen musste: Wir sind bei den Menschen nicht angekommen. Je mehr Ergebnisse am späten Abend eintrudelten, desto länger wurden die Gesichter im kleine Kreis, den die Kandidatin um sich hatte. In einem war man sich einig: Die Kampagne der Partei hat nicht funktioniert. "Wie erklärt man soziale Gerechtigkeit in zwei knackigen Sätzen? Das geht nicht, da muss man zu sehr ausholen", sagte einer ihrer Helfer. Und alle mussten feststellen: Das hat die FDP besser gemacht. Darin sind sich aber nicht nur die Jusos einig, die zusehen mussten, wie ihre Altersgruppe die Kampagne der Konkurrenz goutierte. Auch Annette Ganssmüller-Maluche sagt am Tag nach der Wahl: "Jeder Sozialdemokrat weiß, was wir unter sozialer Gerechtigkeit verstehen. Aber nicht jeder Bürger weiß es, und wir verstehen es nicht, unsere Inhalte so zu übersetzen, dass sie bei den Leuten ankommen." Oder anders formuliert: "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler", sagt Bela Bach. Die Erfahrungen des Wahlkampfteams aber haben gezeigt, dass man bei der SPD auch im Landkreis gerne gemeinsam angelt, aber den Fisch aus den Augen verliert. Oft seien die SPD-Leute zum gemeinsamen Ratschen gekommen, statt die Bürger anzusprechen. "Die Jungen und die 70-Jährigen haben die Arbeit gemacht, wir müssen aber auch andere einbinden, auch mit Kleinstaufgaben, wenn sie wenig Zeit haben", sagt Bela Bach. Es gehe jetzt darum, die Partei neu aufzubauen.

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