Sozialreferat:Stapelweise unbearbeitete Anträge auf Sozialwohnungen

Wohnsiedlung Ackermannbogen in München, 2015

Die Fassade eines Mietshauses in einem Münchner Wohnviertel, in dem versucht wird, verschiedene soziale Schichten unterzubringen.

(Foto: Johannes Simon)
  • Wegen fehlender Mitarbeiter soll sich die Zahl der unbearbeiteten Anträge im Sozialrefereat auf mindestens 5000 summiert haben.
  • Sind die Bewerber registriert, soll es künftig durch eine Internetplattform leichter werden, sich für das viel zu knappe Angebot zu bewerben

Von Thomas Anlauf

Tausende unbearbeitete Anträge auf Sozialwohnungen stapeln sich seit Monaten im Amt für Wohnen und Migration, weil die Mitarbeiter nicht mehr mit dem Abarbeiten hinterherkommen. Offiziell spricht Sozialreferentin Brigitte Meier von mehr als 5000 unerledigten Fällen, von denen wohl die Hälfte anspruchsberechtigt sind. Innerhalb des Sozialreferats soll sogar von mehr als 6000 Fällen mit steigender Tendenz die Rede sein, doch diese Zahl will Referatssprecher Frank Boos nicht bestätigen.

Als Grund für den Bearbeitungsstau nennt das Sozialreferat in einer Bekanntgabe "zahlreiche unbesetzte Stellen im Fachbereich Registrierung und Vergabe". Mittlerweile seien aber die dringend benötigten Mitarbeiter wenigstens zum Teil eingestellt und würden in die Materie eingearbeitet. Weiteres Personal müsse jedoch noch angeworben werden, heißt es im Sozialreferat.

Die Zahl der Anträge dürfte aber weiter deutlich steigen, denn künftig wird die Vergabe von Sozialwohnungen und geförderten Wohnungen neu geregelt. Denn sowohl das bayerische Innenministerium als auch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatten die bisherige Vergabepraxis als rechtswidrig kritisiert. Seit 1998 gab es in München die sogenannte Wartezeitregelung.

Antragsteller hatten grundsätzlich erst nach fünf Jahren, die sie in München lebten, Chancen auf eine Sozialwohnung. Nun soll es eine Punkteverteilung geben, bei denen diejenigen, die kürzer als fünf Jahre in München leben, eine niedrige Punktzahl erhalten. Je mehr Punkte, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine Wohnung zu bekommen.

Viele Münchner haben erst gar keine Anträge gestellt

Das Sozialreferat rechnet nun damit, dass die Neuregelung "zu einem Anstieg der registrierten Haushalte führen wird". Denn bisher wurden Wohnungsanträge unbearbeitet an die Bewerber zurückgesandt, die noch nicht lange genug in München gemeldet waren. Zudem hätten viele Wohnungssuchende wegen der alten Wartezeitregelung gar keine Anträge gestellt.

Das Referat geht davon aus, dass nun zusätzlich 1500 Haushalte auf der Warteliste erscheinen werden. "Aufgrund des angespannten Münchner Mietwohnungsmarktes werden sie überwiegend in der höchsten Dringlichkeitsstufe registriert sein", teilt das Sozialreferat in der Bekanntgabe mit. Mittelfristig rechnet das Referat sogar mit einem Zuwachs von etwa 3000 registrierten Haushalten, die akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind.

Um angesichts der steigenden Zahlen schneller reagieren zu können und bürokratische Hürden im Referat abzubauen, hatte der Stadtrat im vergangenen Sommer ein ganzes Maßnahmenpaket verabschiedet, das nun startet. So ist eine Wohnungsplattform im Internet entwickelt worden, in der berechtigte Wohnungssuchende selbständig nach passenden Wohnungen schauen und sich für ein entsprechendes Appartement bewerben können.

Das Internet soll Abhilfe schaffen

Hilfsbedürftige sollen aber dennoch für die Wohnungssuche im Internet persönliche Unterstützung und Beratung erhalten. Wer keinen Internetzugang hat, kann an Kundenterminals im Sozialreferat nach Wohnungen suchen. Für die Wohnungsplattform Sowon (Soziales Wohnen Online) erhalten die Antragsteller einen Zugangscode und können damit von jedem Computer mit Internet auf das Angebot zugreifen, dort werden die Wohnungen gezeigt, die für den Bewerber aufgrund seiner Haushaltsgröße und seines Einkommens in Frage kommen. Auch mehrsprachige Hilfe- und Filterfunktionen soll es geben.

An diesem Donnerstag erhalten erstmals Wohnungsvermieter, die geförderte Wohnungen anbieten, eine dreistündige Einführung in die Onlineplattform. Das werden vor allem Mitarbeiter der städtischen Wohnungsgesellschaften sein. Anfang Oktober soll die Onlineplattform offiziell starten, zuvor will das Sozialreferat etwa 13 000 Briefe an die Münchner Wohnungsberechtigten verschicken, um sie über das neue Angebot zu informieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: