Sozialkundeunterricht:Bayern lernt nichts aus "Fake News"

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Schädliche Stundenkürzung

"Schlusslicht Bayern" vom 1. Februar:

Riskante Streichungen

Als Sozialkunde-Lehrer verwundert es mich nicht, lesen zu müssen, dass Bayern Schlusslicht bei der politischen Bildung ist. So wurde mit dem neuen Lehrplan "Plus" - wo sich das politische Plus hier versteckt, muss jeder selbst hinterfragen - für die Fach- und Berufsoberschulen (FOS und BOS) das Fach Sozialkunde um eine Wochenstunde gekürzt. Das Fach Sozialkunde wird ohnehin nur in der 12. Klasse FOS/BOS unterrichtet (in der 13. Klasse für das allgemeine Abitur sind Sozialkunde und Geschichte gar zu einem Fach zusammengelegt worden). Die FOS/BOS verleiht das Fach- sowie das allgemeine Abitur. Wenn sogar hier noch mehr gekürzt wird, stellt sich die Frage nach dem Ziel dieser Maßnahme, und es kann nur ein Schluss gezogen werden: Die Studie von Reinhold Hedtke, die Bayern als Schlusslicht der politischen Bildung herausstellt, hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Michael Birnstiel, Wasserburg

Bedenkliche Abwertung

Die Aussage des bayerischen Kultusministeriums, dass Demokratieerziehung Aufgabe aller Bereiche, "also auch Thema im Deutsch-, Religions-, Kunst- oder Sportunterricht" sei, hat in Bayern eine jahrzehntelange Tradition und dient heute noch mehr als früher zur Rechtfertigung der minimalen Stundenausstattung für das Fach Sozialkunde. Faktisch bedeutet sie aber eine Entprofessionalisierung des Faches und der dieses Fach unterrichtenden Lehrer. Welche Qualifikation besitzt eigentlich ein Sport- oder Kunstlehrer für die Vermittlung von politischem Wissen und entsprechenden Kompetenzen? Den eigenen Sozialkundeunterricht, die Seminarausbildung oder die Lektüre bestimmter Zeitungen? Dass auf diese Weise politisches Halbwissen, "Fake News" oder immerhin sogar politisches Wissen über die Antike, über die Kriegsführung Cäsars, vermittelt werden, ist nicht unbedingt beruhigend, weil es den Erfolg des Faches Sozialkunde noch mehr gefährdet. Politische Bildung sollte vornehmlich Aufgabe von dafür ausgebildeten Fachlehrern sein, nicht von Kollegen, deren politisches Wissen eher bescheiden ist. Reinhard Schneider, Landshut

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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