Soziales Engagement:Einsatz in München

Green Gardener, Spielplatzpate oder Leih-Oma: Bürgerengagement kann Spaß machen. Wir zeigen, was in München ohne Sammelbüchse alles möglich ist.

Susanne Popp

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Quelle: SZ

Green Gardener,Spielplatzpate oder Leih-Oma: Engagement kann Spaß machen. Wir zeigen, was ohne Sammelbüchse alles möglich ist.

Ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich - unwillkürlich denkt man an die freundlich lächelnden Menschen mit Sammelbüchsen in der Fußgängerzone. An denen man meistens achtlos vorbei geht, den Blick lieber auf die Schaufensterangebote gerichtet. Dabei würden wir doch alle gern die Welt verändern, Gutes tun und helfen.

Eigentlich. Doch wie anfangen? Jüngst haben sich in München 21 karitative Gruppen und Verbände zu einem Bündnis zusammen geschlossen, um die Stadt zur "sozialen Zone" zu machen. Abseits der politischen Bühne gibt es auch für den einzelnen Bürger viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Ein Einblick.

Foto: AP

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Soziales Engagement:Offene Behindertenarbeit

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"Es geht um Menschen, auf die man achten muss" - Brigitte Troßmann arbeitet als Diplom-Sozialpädagogin für die Offene Behindertenarbeit evangelisch (OBA) in München. Seit fast 30 Jahren organisiert der Verein neben Sport- und Bildungsangeboten auch Reisen für behinderte Menschen. Neben den professionellen Betreuern sind immer ehrenamtliche Helfer dabei, die sich um Verrichtungen des täglichen Lebens und die Tages- und Urlaubsplanung kümmern. "Man geht zusammen an den Strand, hilft bei der Auswahl von Programmpunkten, aber auch beim An- und Auskleiden, Waschen oder Duschen", sagt Troßmann.

In diesem Jahr stehen insgesamt 18 Reisen, unter anderem nach Kreta, Teneriffa und Kroatien, auf dem Programm der OBA. Der Grundgedanke ist, "gemeinsam mit Menschen mit Behinderung Urlaub zu machen". Helfer stehen oft vor der Frage, wie weit ihre Unterstützung reichen soll: Sie betreuen erwachsene Menschen, die eine gewisse Selbstständigkeit besitzen, aber für die sie dennoch Verantwortung tragen. "Die Schwierigkeit besteht in der Unterscheidung zwischen Bevormundung und Unterstützerrolle."

Zur Vorbereitung werden für die ehrenamtlichen Reisebegleiter daher Qualifizierungstage und einführende Gespräche angeboten. So kann sich jeder als Betreuer engagieren, der etwas mit Menschen unternehmen möchte - "vom Bäcker bis zum Professor".

Für viele Behinderte ist eine Reise mit den Helfern der OBA die einzige Möglichkeit zum Urlaubmachen. "Viele sitzen das erste Mal im Flieger, kamen noch nie zuvor in so engen Kontakt mit ausländischen Kulturen oder in den Genuss eines Cocktails am Hotelpool."

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Soziales Engagement:Green City

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2005 verwandelten Künstler und Designer einen grauen Platz in San Francisco zur zeitlich begrenzten Erholungsfläche. Drei Jahre später kam die grüne Revolution auch in München an: Der Verein Green City organisierte einen PARK(ing) DAY, an dem Bürger überall in der Stadt eigene kleine Parks entstehen ließen. So wurde zum Beispiel in den Parkbuchten im Tal Rollrasen verlegt und zwischen Pflanzen und Liegestühlen gepicknickt.

Am 18. September diesen Jahres soll die Aktion erneut stattfinden und München wieder - wenn auch nur für einen Tag - begrünt werden.

Aber auch dauerhaftes Engagement für mehr Pflanzen in den Straßen der Innenstadt ist bei einem zweiten Projekt, der sogenannten Green Guerilla, möglich. Hinter dem rebellischen Namen verbirgt sich ein Konzept aus der britischen Metropole London. Dort haben junge Leute auf eigene Faust begonnen, regelmäßig freie und graue Flächen in der City zu bepflanzen. Nach diesem Vorbild arbeiten auch die bayerischen Guerilla-Gardener und bringen in gemeinsamen Pflanzaktionen mehr Natur in die Stadt.

Foto: Alessandra Schellnegger

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Soziales Engagement:Oma-Opa-Service

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Was gibt es Schöneres als mit der Oma am Wochenende ins Café zu gehen? Und dort ein riesiges Stück Schokotorte zu verputzen? Für den kleinen Theodor wäre das Leben ohne seine Oma Brigitte sicher langweilig.

Sie holt den Buben vom Kindergarten ab, spielt mit ihm und liest spannende Geschichten vor. Oder sie gehen gemeinsam in den Park, in die Stadt oder eben ins Café. Dass Brigitte Kalmar nicht Theodors wirkliche Oma ist, darauf würde kein Beobachter kommen. Die 68-Jährige kümmert sich seit März 2008 im Rahmen des Oma-Opa-Service um Münchner Kinder. "Mir macht es Spaß, mit Kindern zusammen zu sein", erklärt sie ihr Engagement. Ihre eigenen fünf Enkel leben bei Nürnberg und damit viel zu weit entfernt für eine Oma wie Brigitte Kalmar.

Umso enger ist ihr Verhältnis zu Theodor - und der Dreijährige würde seine Leih-Oma "am liebsten mit ins Bett nehmen".

Foto: dpa

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Soziales Engagement:Freudentanz

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Mubaya ist 17 Jahre alt und lebt erst seit kurzem in München. In seiner Heimat Afrika hat er mit dem Tanzen angefangen. "Ich habe immer weiter gemacht, Breakdance, Rap, Hiphop und Africandance in jeder freien Minute trainiert." Hier in Deutschland unterstützt er den Verein Freudentanz als ehrenamtlicher Helfer. (Quelle: freudentanz.de)

Im Oktober 2000 wurde Freudentanz von Eva-Maria Weigert ins Leben gerufen. "Heute betreuen wir rund 100 Kinder in München", sagt die Kindersozialarbeiterin. Der Verein will den Kindern Selbsthilfe zur Selbsthilfe bieten: Vor allem junge ehrenamtliche Helfer engagieren sich als Trainer und Betreuer der Tanzgruppen. So sollen die Kids lernen, mit sich selbst und untereinander klarzukommen. Integration ist das Ziel - auch wenn die Arbeit manchmal zur Herausforderung wird.

Foto: Catherina Hess

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Soziales Engagement:Aktiv gegen Wohnungsnot

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Familie Haider hat seit April 2008 neun Patenkinder. Vor einem Jahr hat sich die Familie aus Obermenzing entschieden, das Projekt "Aktiv gegen Wohnungsnot" der Stadt München zu unterstützen. Mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen stehen sie einer afghanischen Flüchtlingsfamilie als Paten zur Seite - und als Freunde.

"Wir unterstützen bei Behördengängen, lernen Mathe, helfen bei der Wohnungssuche oder machen gemeinsame Ausflüge", sagt Vater Martin Haider. Über 200 derartige Engagements gibt es mittlerweile in München. Vorlesen, Hausaufgabenbetreuung, Lehrstellen-, Arbeits- und Wohnungssuche: Die möglichen Aufgaben eines Paten oder einer Patin sind vielfältig. (Quelle: muenchen.de)

Foto: Stephan Rumpf

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Soziales Engagement:Münchner Kindl Heim

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Von 14 bis 15.30 Uhr ist im Münchner Waisenhaus Hausaufgabenzeit. Nach dem gemeinsamen Mittagessen heißt es für Tazim (12 Jahre) und den 13-jährigen Alex schreiben, rechnen und lernen. "Meistens schaffe ich meine Aufgaben in der Zeit", sagt Alex. Für ihn ist die Schule kein Problem. Andere Kinder im Heim brauchen dagegen Unterstützung oder Nachhilfe, gerade im sprachlichen Bereich.

Erzieherin Diana Kunz ist deshalb froh, dass sich ehrenamtliche Helfer unter anderem als Unterstützung bei der Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfeunterricht der Heimbewohner annehmen. "Aktuell engagieren sich 43 Münchner hier im Haus", sagt Kunz. Dabei gibt es Angebote für alle Altersklassen. Vor allem Musikunterricht und Sportrainings sind bei den Kids begehrt.

Wenn die Chemie zwischen Betreuer und Kind stimmt, entstehen oft enge Beziehungen. Verantwortungsbewusstsein sei daher wichtig. "Man wird schnell zur konstanten Person für die Kinder, daher sollte das Engagement auch über einen Zeitraum von mehreren Monaten gehen."

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Soziales Engagement:Job Mentoring

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Die Schule ist geschafft und auf einmal sind da tausend Fragen: Was will ich beruflich machen? Wo kann ich mich informieren? Wie bewerbe ich mich richtig?

Ohne Hilfe fühlen sich viele Jugendliche nach dem Abschluss überfordert. Job-Mentoren wie Ingeborg Gruner versuchen den Schülerinnen und Schülern Unterstützung zu geben: "Jeder einzelne Fall ist eine Herausforderung, in Anbetracht der Fähigkeiten, Neigungen und Noten einen Weg zu finden, der eine gute Zukunftsperspektive bietet." Dazu gehören zum Beispiel das Erstellen von Bewerbungsmappen, die Suche nach Ausbildungsplätzen oder das Üben eines Vorstellungsgespräches.

Ingeborg Gruner engagiert sich mittlerweile seit zwei Jahren an der Albert-Schweitzer-Schule in München als Mentorin. Erfolgserlebnisse gab es viele. "Einige Schüler haben mir das Gefühl gegeben, dass ich einen Schalter umgelegt habe. Sie haben gelernt, ihre Chancen zu nutzen." (Quelle: Stadtjugendamt München)

Foto: dpa

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Soziales Engagement:Wellcome

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Neun Monate, eine lange Wartezeit. Zeit zum vorbereiten, überlegen, planen und freuen. Ist das Kleine dann endlich da, beginnen trotzdem in vielen jungen Familien die Probleme. Der ganz normale Wahnsinn mit schreiendem Baby, eifersüchtigem Geschwisterchen und fehlender Zeit für den Partner.

Die Augenringe vieler junger Mütter werden in den ersten Wochen nach der Geburt Tag für Tag schwärzer. Warum da nicht einfach ein bis zweimal die Woche helfen, satt nur mitleidig zu fragen: "Der Kleine schläft wohl noch nicht durch"?

Die Organisation Wellcome vermittelt Kontakte zu überforderten Neu-Eltern. Ob als Begleitung zum Kinderarzt, Aufpasser über schlafende Babys oder stiller Zuhörer für elterliche Sorgen - die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Es ist kein aufwendiges Engagement, das die Wellcome-Helfer betreiben, aber meist eine große Erleichterung für die Betroffenen.

Foto: dpa

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Soziales Engagement:Spielplatzpatenschaft

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Quelle: SZ

Ein Sonntagnachmittag im Sommer, Papa schiebt stolz den Kleinsten im Buggy durch den Park, während Mami mit den Zwillingen den Spielplatz erobert. Schaukeln bis in den Himmel, rutschen, klettern: Spielplätze sind für die Kleinen das Größte.

Ärgerlich nur, wenn der Spielspaß durch Streit oder jugendliche Randalierer getrübt wird. Deshalb schaffen in München seit 1992 Spielplatzpaten wie Christa Knappik Abhilfe. Sie vermitteln zwischen Skatern, Basketballern und Sandspielern und zeigen den Kindern und Jugendlichen, "wie sie ein Problem durch Eigeninitiative lösen können".

Oder sie führen gemeinsam mit den Kindern lustige Aktionen durch, um zum Beispiel das Problem Hundedreck zu beseitigen: Mit kleinen Fähnchen wurden die stinkenden Häufchen markiert und so zum Mahnmal umfunktioniert. " Als Spielplatzpatin kann ich unmittelbar vor Ort etwas verändern", sagt Christa Knappik. Egal ob es ein gelöster Konflikt ist, eine reparierte Schaukel oder weniger Dreckhäufchen. (Quelle: Handbuch zum Bürgerschaftlichen Engagement in München)

Foto: Heddergott

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