Solln:Wacher Blick fürs Soziale

Neue Schaustellerseelsorgerin

Vor dem Festzelt: Regina Hallmann betreute viele Jahre Schausteller im ganzen Land.

(Foto: Wolfgang Weihs, dpa)

Pfarrerin Regina Hallmann tritt ihr Amt an der Petruskirche in der Parkstadt Solln an

Von Julian Raff, Solln

Keine Eingewöhnungsprobleme, aber ein gewisses Kontrasterlebnis erwartet Pfarrerin Regina Hallmann, die nach ihrem Abschied von der Offenbarungskirche in Berg am Laim nun am Sonntag ihren Dienst an der Petruskirche in der Parkstadt Solln antritt. Natürlich hat die 56-jährige Geistliche nicht den sozial durchmischten Dienstort gegen einen gutbürgerlichen eingetauscht, um es sich bequem zu machen. Vom wachen Blick aufs Soziale dürften auch die Sollner profitieren, ebenso wie von Hallmanns Temperament und einem Erfahrungsschatz, der an mehreren Stationen gereift ist.

Auch wenn man es der gebürtigen Bad Godesbergerin nicht anhört, hat sie Kindheit, Jugend und einen großen Teil ihres Berufslebens in München verbracht, darunter fallen auch neun Jahre an der Immanuelkirche in Denning. Davor wirkte sie in Garmisch und Grainau, also in einer katholischen Landschaft mit wachsenden protestantischen Einsprengseln. Echte Diaspora erlebte Hallmann dagegen in Kleinwallstatt im Spessart, einer Gegend mit scharf gezogenen Konfessionsgrenzen, bis heute in einem Maß von Glaubenskriegen der frühen Neuzeit geprägt, wie man es sich als Großstädter kaum vorstellen könne, erinnert sie sich. Eine ungewöhnliche Erfahrung machte Hallmann dann von 2004 bis 2010 als "Schausteller-Pastorin": Von Hamburg aus bereiste sie ganz Norddeutschland im Seelsorgerischen Dienst für fahrende Schausteller, Artisten, Markthändler und Puppenspieler.

Die Tradition einer evangelischen "Schausteller-Mission" stammt aus der ehemaligen DDR und endete 2010 mit der Streichung der entsprechenden Stellen aus Geldmangel. Bis zu 38 000 Kilometer im Jahr war Hallmann dienstlich unterwegs. Die Reisetätigkeit führte in eine eigene Welt voller bunter Geschichten und dazu noch in abgeschiedene, entdeckenswerte Regionen. Trotzdem ging es nicht um kirchensteuerfinanzierten Reisespaß, sondern um dankbar angenommene Seelsorge, wie Hallmann im Rückblick betont.

Nun also wird Solln für die verbleibenden zehn Berufsjahre die womöglich letzte Etappe einer langen Dienstreise. Angesichts der guten Vorarbeit will sie vor allem die Jugendarbeit akzentuieren. Aktiv gepflegt sein wollen auch die Ökumene und der gute Draht zur katholischen Gemeinde St. Ansgar. Feierlich eingeführt wird Hallmann von der stellvertretenden Dekanin, Pfarrerin Christine Sippekamp, am Sonntag, 12. Juli, von 15 Uhr an in der Petruskirche, anschließend lädt die Gemeinde zum Empfang.

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