Solln:Hilferuf aus der Bleibtreustraße

Lesezeit: 1 min

Verkehrszunahme lässt Anwohner verzweifeln - sie fordern unter anderem Tempokontrollen und Fahrbahnverengungen

Von Jürgen Wolfram, Solln

Thomas Gilg, Jahrgang 1949, wohnt zeitlebens in der Bleibtreustraße. Auf diese Weise hat er unmittelbar miterlebt, wie sich noch die dörflichsten Winkel Sollns zu Drehscheiben des Autoverkehrs entwickelten. Aus Sicht des Medizin-Professors ist das Maß jetzt voll. Er will nicht länger tatenlos zusehen, wie vor seiner Haustür Pkw über den Gehsteig brettern, Mütter mit Kindern panisch zur Seite springen, sich in seiner, aber auch in der benachbarten Muttenthalerstraße und der Winterhalterstraße kaum jemand an Tempo-30-Beschränkungen und Rechts-vor-links-Regelungen hält. Ein Ortstermin mit Polizei und Lokalpolitikern in dieser Sache am 4. Juli sei wegen falsch gewählter Beobachtungszeit am Vormittag eine Farce gewesen, und den Vorschlag, zur Bekämpfung der Malaise Parkverbote einzuführen, nennt Gilg "Bankrotterklärung einer völlig fehlgeschlagenen Verkehrspolitik".

Als einer der hauptbetroffenen Anwohner der Bleibtreustraße ist Gilg unlängst auch im örtlichen Bezirksausschuss (BA) vorstellig geworden. Er präsentierte dem Gremium einige "Mindestforderungen" und drohte bei politischer Untätigkeit eine Unterschriftensammlung an. Vor seinem eigenen Anwesen erwartet er die Aufstellung von drei Pfosten, wie Sollner sie aus der Wilhelm-Leibl-Straße kennen, ferner eine "dauerhafte Geschwindigkeitsüberwachung" und eine "Entschleunigung des Verkehrs durch Fahrbahneinengung". Die Winterhalterstraße sei teilweise für den Durchgangsverkehr zu sperren.

Weil die Möglichkeiten einer Umgehung und Entlastung Sollns blockiert würden, überschwemme ortsfremder Durchgangsverkehr einstige Dorfstraßen wie die Bleibtreustraße. Gilgs Auffassung, dass die Verhältnisse "nicht mehr tragbar" seien, teilen in Solln und im benachbarten Forstenried viele Bürger. Denn etliche vermeintliche Wohnstraßen, in denen sie sich einst angesiedelt haben, gleichen längst überörtlichen, stark frequentierten Verkehrsverbindungen. In manchen Straßenkarten werden sie obendrein als Schleichwege empfohlen, wie etwa die Route via Herterichstraße-Bleibtreustraße-Melchiorstraße zwischen der Garmischer Autobahn und der Wolfratshauser Straße (B 11). Bis zu 7000 Kraftfahrzeuge sollen deshalb täglich in der schmalen Bleibtreustraße unterwegs sein. Die gesamte Situation, so Gilg, laufe auf eine permanente Verkehrsgefährdung hinaus und erfordere "dringend Maßnahmen". Dazu zählten die Erfassung der aktuellen Belastung sowie die Sanierung des Gehwegs im Bereich der Bleibtreustraße 28.

Der Bezirksausschuss reagierte einigermaßen ratlos. "Beim Verkehr ist es schwierig, es allen recht zu machen", konstatierte Ludwig Weidinger (CSU), der Vorsitzende des Gremiums. Schon die Wilhelm-Leibl-Straße in Solln beschäftige das Gremium ohne Ende. Reinhold Wirthl (CSU), Sprecher des BA-Unterausschusses Verkehr, kündigte immerhin an, dass sich der Stadtrat mit den Zuständen in der Bleibtreustraße befassen werde.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: