Solln:Ein Wunsch wird wahr

Café Kustermann

Gute Aussichten: So soll das "Karree Kustermann" aussehen.

(Foto: Zeichnung: Larass Architekten)

Die Pläne für das neue "Karree Kustermann" begeistern in Solln Bürgerschaft und Lokalpolitik. Der Pavillon wird saniert, dazu kommt ein Gebäudeensemble mit zwei weiteren Läden und 15 Wohnungen

Von Jürgen Wolfram, Solln

Als zur Weihnachtszeit durchsickerte, dass ihr vertrautes "Café Kustermann" gerettet würde, hat sich für viele Sollner ein Wunsch erfüllt. Inzwischen zeichnet sich noch deutlicher ab, wie es an der Ecke Wolfratshauser Straße/Frans-Hals-Straße weitergeht: Dort entsteht das "Karree Kustermann", ein Gebäudeensemble mit zwei zusätzlichen Läden und 15 Wohnungen. Bei einem Ortstermin gingen Bauträger, Architekt und Vertriebsgesellschaft am Mittwoch ins konzeptionelle Detail. Tags zuvor hatte der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln dem Entwurf einhellig zugestimmt und ihn begeistert kommentiert.

Die Neugestaltung des Bereichs sei "sehr ansprechend", hieß es im Stadtteilgremium. Besonders beifällig aufgenommen wurde die Aussicht, mit dem Café und seinem Vorplatz einen sozialen Treff im Viertel zu erhalten; ein Backshop oder eine gänzlich andere Nutzung wäre diesem Anspruch nicht gerecht geworden. Auch die geplante Verschwenkung des Gehweges auf der Südseite der Frans-Hals-Straße sowie die Anordnung von Querparkplätzen nördlich des Pavillons stießen auf Gegenliebe. Vorerst offen bleibt, ob die Einbahnregelung am Anfang der Frans-Hals-Straße aufgehoben wird, was einem Wunsch des Investors entspräche. Der Bauantrag ist unmittelbar nach den politischen Entscheidungen bei der Stadtverwaltung eingereicht worden, Mitte 2018 soll der neue Gebäudekomplex fertig sein. Oder, wie der kaufmännische Leiter der Merkur Bauträger GmbH, Dirk Grieß, sagte: "Dann wollen wir hier wieder stehen und staunen."

Zunächst staunten die Planer darüber, wie kompliziert sich ein Bauvorhaben gestalten kann, wenn neben der Lokalbaukommission auch Denkmalschutzbehörden mitreden. Ein Jahr lang hätten die Gespräche gedauert, berichtete Architekt Stefan M. Larass, am Ende sei dank "Teamwork" eine gute Lösung herausgekommen. Ganz besonders freut ihn, dass dieses Projekt im Stadtteil so gut ankommt.

Larass erinnerte daran, wie der markante Café-Pavillon einst entstanden sei. Er wurde 1951 nach den Entwürfen des Architekten Ludwig Reiber, Vater der TV-Moderatorin Carolin Reiber, im Stil jener Zeit errichtet und diente zunächst als Behelfsladen für die benachbarte Bäckerei. Jetzt soll der elegante Bau mit seiner gerundeten Fassadenfront von der Heizung bis zum Dach saniert sowie durch Neubauten arrondiert werden. Ein Betreiber für den Gastronomiebetrieb mit 39 Sitzplätzen wird bereits gesucht. Der frühere Pächter, Konditormeister Thomas Ritz, wird es nicht sein, soviel steht fest.

Nach dem Larass-Konzept wird zum einen die Lücke zwischen Café und dem Nachbargebäude an der Wolfratshauser Straße durch einen Gewerbebau geschlossen, zum anderen an der Frans-Hals-Straße 1 und 3 nach Abbruch des bisher teils denkmalgeschützten Bestandes eine Wohnanlage hochgezogen. Zwei zweistöckige Baukörper mit Dachgeschossen und begrünten Dachterrassen gruppieren sich um einen Innenhof und sollen Gartenstadtcharakter vermitteln.

Diesen historischen Ort, einen "ganz zentralen Platz in Solln", würdigte am Mittwoch auch Stadtrat Michael Kuffer (CSU). Er erinnerte an harte Verhandlungen, bei denen es "Spitz auf Knopf" gestanden habe, ob das Anwesen an der Wolfratshauser Straße 224 ein Begegnungsort des Viertels bleibe oder veröde. Jetzt stünden die Zeichen eindeutig auf "Aufwertung" - nicht zuletzt, weil der Bauherr "mit dem Herzen im Projekt" stecke. Dirk Grieß von der Bauträgergesellschaft versprach, den Platz "schöner erstrahlen zu lassen, als er je in der Vergangenheit war". Im Gegenzug bedankte sich Bezirksausschuss-Mitglied Karl Pauli (CSU), der eine Pro-Café-Kustermann-Initiative anführt, bei Investor und Architekt; sie hätten mit ihren Überlegungen "parteiübergreifend" Euphorie ausgelöst. Davon sollte sich, wie Architekt Larass anmerkte, am besten die ganze Nachbarschaft anstecken lassen, denn diese habe während der Bauzeit einiges zu ertragen.

Dafür sind Befürchtungen endgültig obsolet, das Sollner Wahrzeichen könnte für immer entschwinden. Zwar wird das Café Kustermann voraussichtlich doch nicht, wie vielfach erhofft, zum Denkmal erhoben; aber die Integration in einen viel größeren Wurf tut es nach Ansicht aller eben auch. Die Münchner Bauträgerfirma Merkur hat in den 30 Jahren ihres Bestehens Projekte in ganz Deutschland realisiert. Das aktuelle Vorhaben aber sei schon "sehr speziell", gesteht Dirk Grieß zu.

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