Solln:Ein vollendeter Kreis

Pfarrer Markus Weidemann

Abschied in der Sollner Heimat: Pfarrer Markus Weidemann verlässt am Sonntag seine Gemeinde.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Markus Weidemann verabschiedet sich als Pfarrer von seiner Heimatgemeinde Solln

Von Julian Raff, Solln

Ohne gleich von göttlicher Fügung sprechen zu wollen, findet es Pfarrer Markus Weidemann schon bemerkenswert, "wie sich die Kreise schließen". Als evangelischer "Interimspfarrer" ist der 63-jährige Protestant in den letzten Jahren viel herum gekommen. Ausgerechnet seine letzte seelsorgerische Station hatte ihn dann für zwei Jahre zurück an den Ort seiner eigenen Taufe geführt: Und hier, in der Sollner Apostelkirche, wird Weidemann durch Dekan Christoph Grötzner am Sonntag feierlich von seinen Amtspflichten entbunden.

Es ist ein besonderer Tag vor allem für jene Gemeindemitglieder, die "ihren" Pfarrer noch aus der gemeinsamen Kindheit und Jugend kennen, aber auch für Weidemann selbst, so sehr er sich im flexiblen Einsatz der letzten Jahre auch ans Abschiednehmen gewöhnen musste. Weidemann hatte zuletzt Gemeinden in Schongau, Moosburg und Starnberg, betreut, davor hatte ihn die geistliche Laufbahn unter anderem nach Taufkirchen/Vils und ins erzkatholische Freising geführt, aber auch in die Münchner Stadtteile Obersendling und Bogenhausen.

Amtsmüde zeigt sich der pragmatisch und zupackend wirkende Geistliche nicht. In den vorzeitigen Ruhestand geht er nur, weil seine Frau Katrin im Juli 2014 den Vorstandsvorsitz der weltweit tätigen Kindernothilfe mit Sitz in Duisburg übernommen hat. Dass eine Wochenendbeziehung auf die Dauer mit dem Pfarrdienst kaum zu vereinbaren sei, liege auf der Hand, erklärt Weidemann die gemeinsame Entscheidung zum Umzug nach Mülheim an der Ruhr. Reichlich Erfahrungen in Sozialarbeit und Entwicklungshilfe sammelte das Pfarrerspaar Weidemann in den Neunzigerjahren während einer gut fünfjährigen Missionstätigkeit in Tansania.

Als bunt und außergewöhnlich kann man Markus Weidemanns Werdegang aber nicht nur wegen dieser Station bezeichnen: Da das kirchliche Dienstrecht keine volle Stelle für beide Ehepartner ermöglichte, bewarb sich der zurückgekehrte Missionar erfolgreich für einen Job in der freien Wirtschaft, der nur auf den ersten Blick rein gar nichts mit seinem Vorleben zu tun hatte. Als Hobbyfunker brachte Weidemann Erfahrung mit der drahtlosen Kommunikation unter Drittwelt-Bedingungen mit, die ihn im Mobilfunk-Boom der späten Neunziger zum gefragten Experten machten - so lange, bis die Bedingungen in der Branche rauer wurden und Weidemann seine Stelle verlor.

Beides, die "normale" Berufstätigkeit, vor allem aber die Arbeitslosigkeit, hätten seinen Horizont auch für den seelsorgerischen Alltag erweitert, blickt er zurück. Der Jobverlust habe ihn derart persönlich getroffen, dass er erst Wochen später überhaupt auf die Idee gekommen sei, auf seinen sicheren Status als beurlaubter Kirchenmann zurückzugreifen. Die Kirchenleitung profitierte dann von seiner Erfahrung im Management, indem sie ihn bei der Vorbereitung des 2. ökumenischen Kirchentags im Mai 2010 einsetzte.

Der (Springer-)Pfarrdienst danach und auch die Rückkehr nach Solln - alles Zufälle, die sich erst im Nachhinein zum Bild eines harmonischen Kreises schließen. Dazu passt gut, dass die Sollner Pfarrstelle vakant wurde, nachdem das langjährige Pfarrerspaar Christian und Ruth-Andrea Wendebourg ihrerseits zu einer vierjährigen Afrika-Mission aufgebrochen waren. Der Abschiedsgottesdienst in der Sollner Apostelkirche beginnt am Sonntag, 5. Juli, um 9.30 Uhr, anschließend lädt die Gemeinde zu einem Empfang.

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