Solln:Chefsache

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Zugemacht: Pfosten an der Wilhelm-Leibl-Strasse sperren den Gehsteig. (Foto: Claus Schunk)

Gegen den erklärten Willen von Stadtteilvertretern lässt Oberbürgermeister Dieter Reiter Sperrpfosten an der Wilhelm-Leibl-Straße installieren. Für die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss ist das "ein Unding"

Von Jürgen Wolfram, Solln

Nach einer Unterredung mit Sollnern, die am dichten Durchgangsverkehr in ihren Ortsstraßen verzweifeln, hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kurzerhand verfügt, dass an der Wilhelm-Leibl-Straße Sperrpfosten installiert werden. Die Metallpoller sollen verhindern, dass Autofahrer an Engstellen über den Bürgersteig rauschen. Die Entscheidung kollidiert frontal mit einem Beschluss des Unterausschusses Verkehr im Bezirksausschuss (BA); dort hatte man sich klar gegen die Sperren unweit des Wilhelm-Leibl-Platzes ausgesprochen. "Wir können doch nicht wegen ein paar Anwohnerbeschwerden ganz Solln mit diesen Dingern zunageln", sagt Ausschuss-Sprecher Reinhold Wirthl (CSU). Dass sich der OB darüber hinwegsetzt, ist für Wirthl ein Unding.

Anders bewertet die SPD-Fraktion im BA den ungewöhnlichen Vorgang. Micky Wenngatz bezweifelte, dass OB Reiter seine Anordnung ohne zu Zögern getroffen hat. "Er holt sich vor einer Entscheidung immer die Expertise der Verwaltung ein", sagte die stellvertretende BA-Vorsitzende. Dass Wirthl von Anwohnern immer wieder persönlich angegriffen wird, finden allerdings auch die Sozialdemokraten nicht in Ordnung.

Ohnehin sind die Zustände in der Wilhelm-Leibl-Straße, wo es Pfostenhindernisse bereits gibt, nur ein Teil der Sollner Verkehrsprobleme. Ähnlich laut wird an der Bleibtreustraße gegen die Heimsuchung durch Kolonnen von Autos und Lastwagen protestiert. Navigationssysteme, die probate Abkürzungen beispielsweise zwischen der Herterichstraße und der Wolfratshauser Straße/B 11 empfehlen, haben das Leiden entlang der Ortsstraßen noch verschärft. Im Stadtviertel-Gremium wundert sich deshalb niemand mehr über die regelmäßig eingereichten Verbesserungsanträge aus Alt-Solln.

Auch jetzt präsentierten die Anwohner-Sprecher Thomas Gilg und Sebastian Heizmann wieder eine Reihe von Forderungen und appellieren an die Lokalpolitiker, "nicht länger zu versuchen, die Situation in unserem Straßenzug zu dementieren, herunterzuspielen und klein zu reden". Konkret verlangen die Antragsteller aus der Ecke Bleibtreu-/Muttenthaler-/Wilhelm-Leibl-Straße eine neue Verkehrsfluss-Analyse über einen Zeitraum von mehreren Werktagen, eine Verkehrszählung und "regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen durch ein mobiles Messsystem in einem Pkw". Zeit werde es überdies für ein uneingeschränktes Lkw-Verbot von der Ecke Bleibtreu-/Muttenthalerstraße bis zur Ecke Wilhelm-Leibl-/Melchiorstraße. Örtliche Betriebe und Einrichtungen wie die Firma Renolit, den Reitverein oder die Gastronomie in der Gegend könne man davon ausnehmen.

Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln verzichtete auf eine sofortige Stellungnahme. Die Anträge sollen vielmehr im ersten Quartal 2017 im Zuge der Beratungen über das neue Verkehrskonzept für den Münchner Süden aufgegriffen werden. Eine "Vorwegnahme" der Sollner Belange sei nicht angebracht, hieß es.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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