Sky-Abos in der Gastronomie:Warum das Substanz keinen Live-Fußball mehr zeigt

Substanz, Lokale Größe

Das Substanz in der Ruppertstraße: Hier gibt es künftig keinen Live-Fußball mehr.

(Foto: Florian Peljak)

Das Substanz war eines der ersten Münchner Lokale, das Fußballspiele aus dem Bezahlfernsehen zeigte. Jetzt, nach 20 Jahren, ist Schluss damit. Der Grund: eine Preiserhöhung um 128 Prozent.

Von Andreas Schubert

Das Substanz in der Ruppertstraße war eines der ersten Lokale Münchens, die Fußball-Übertragungen aus dem Bezahlfernsehen zeigten. Jetzt, nach 20 Jahren, ist Schluss. Wirt Jürgen Franke wollte die Erhöhung des Abo-Preises um 128 Prozent nicht hinnehmen. Die jährlichen Kosten hätten fortan eine fünfstellige Summe betragen. Genaue Zahlen darf Franke aber nicht nennen.

SZ: Herr Franke, hätten Sie die Mehrkosten nicht doch irgendwie auffangen können?

Jürgen Franke: Das wäre unmöglich. So viel muss man erst einmal verdienen. Außerdem läuft Fußball neun Monate, das Abo aber das ganze Jahr. Was soll man in der Zwischenzeit zeigen? Polnische oder niederländische Liga? Das ist was für Sportsbars, aber nichts für das Substanz. Filme? Zum Fernsehschauen kommt sicher niemand extra zu uns. Außerdem ist das Substanz nicht so zentral gelegen, dass wir das mit Laufkundschaft hätten finanzieren können. Dass wir dasselbe zahlen sollten wie Lokale in der Innenstadt, ist nicht nachvollziehbar. Was wir bisher bezahlt haben, war gerade noch erträglich.

Die neuen Preise errechnen sich nach einem Schlüssel mit mehreren Faktoren wie Größe des Lokals, Kaufkraft der Region und Zahl der Bundesliga-Vereine. Sky rechtfertigt die Preiserhöhungen mit dem Argument, die Wirte profitierten doch von dem Angebot. Und tatsächlich war das Substanz bei Champions-League-Spielen ja immer voll.

Da entsteht ein völlig falsches Bild. Nur weil wir 145 Quadratmeter haben, ist es doch nicht automatisch voll. Das gilt nur bei absoluten Top-Spielen, von denen es aber vielleicht vier oder fünf im Jahr gibt, je nachdem, wie weit der FC Bayern kommt. Wenn die Bayern ganz normal spielen, dann haben wir gerade mal 20 bis 30 Leute im Lokal. Damit sich der neue Preis rentieren würde, müssten wir bei Top-Spielen noch mal doppelt so viele Zuschauer haben. Aber was soll ich da machen? Eine zweite Ebene einziehen, damit alle Platz haben?

Wie haben denn die Fans im Substanz auf Ihre Entscheidung reagiert?

Wir haben vor Ablauf der Vertrags eine Mitteilung im Lokal ausgelegt, auf der wir unsere Entscheidung erklären. Die meisten Gäste hatten Verständnis. Als die Mitglieder unseres Bayern-Fanclubs "Rote Substanz" angeboten haben, sie würden für die Mehrkosten aufkommen, habe ich das abgelehnt. Man soll diesem Monopolisten nicht noch mehr Geld in den Rachen werfen.

Wie geht es jetzt weiter im Substanz? Bieten Sie Alternativen zu den Fußballabenden? Vielleicht kulturelle Veranstaltungen?

Das Substanz war ja nie eine reine Fußballkneipe, sondern ein kultureller Mischmasch, mit Fußball eben. Uns fällt schon was ein, damit da was läuft. Wir lassen uns aber Zeit damit.

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