Skurrile Aktion in Kita:Elefantöser Reinfall

Er sollte durch den Garten laufen, durchs Fenster schauen und dabei fotografiert werden: Für eine Kunstaktion in einer Kita in Bogenhausen hätte ein Elefant extra aus Norddeutschland anreisen müssen. Nach Protesten hat das Münchner Baureferat das Projekt in letzter Minute abgeblasen.

Von Melanie Staudinger

Die Aufgaben für den Protagonisten der Vorstellung sind klar umrissen: Um fünf Uhr morgens soll er durch den Garten einer Bogenhausener Kindertagesstätte laufen, dabei aus einem Bach trinken, durch Fenster und Türen in die Einrichtung schauen und anschließend etwas zum Fressen bekommen. Für das Fotoshooting hätte der Hauptdarsteller allerdings extra aus Norddeutschland anreisen müssen - und das ist ein Problem, denn es handelt sich um einen Elefanten, der in der neuen Kita in der Friedrich-Eckart-Straße abgelichtet werden sollte.

Was nach einem PR-Gag klingt, war als Kunstaktion geplant. Stattfinden wird sie nun aber doch nicht. Nach Protesten von Tierschützern hat das städtische Baureferat das Projekt abgesagt. Die Künstlerinnen Verena Seibt und Clea Stracke würden die Umsetzung ihres Konzepts noch einmal überdenken, teilt eine Sprecherin mit.

Mit dem Projekt "Ein Elefant kommt zu Besuch" hatten sich die beiden beim "Kunst am Bau"-Programm durchgesetzt. Dieses schreibt vor, dass bei öffentlichen Neubauten zeitgenössische Kunst berücksichtigt werden soll. Seibt und Stracke entwickelten eine Mitmachaktion. Sie wollten den speziell ausgebildeten Film-Elefanten nicht nur durch das Gelände führen und dabei fotografieren, sondern auch seine Fußabdrücke im Gras ausgießen. Die Fotos sollten anschließend im Foyer des Hauses für Kinder aufgehängt werden. Wenn Mitte Juli Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder die Einrichtung beziehen, hätten sie die Bilder weiter gestalten können.

"Ich habe zuerst gedacht, das Ganze sei ein schlechter Witz", sagt Judith Brettmeister vom Münchner Tierschutzverein. Sie könne keinen Sinn in der Aktion erkennen. "Ein Elefant ist ein Wildtier", sagt sie. In Gefangenschaft könne er ohnehin nicht artgerecht gehalten werden. "Und dann hätte er noch wegen eines einzigen Foto-Shootings einmal quer durch Deutschland transportiert werden sollen", sagt Brettmeister. Der Träger der Kita für knapp 100 Kinder, der Förderkreis Jul, reagierte ebenfalls verwundert.

Zum Fototermin kam es nur durch Zufall nicht. Der Transporter, mit dem das Tier anreisen sollte, war schlicht kaputt. Das Shooting wurde zunächst um eine Woche verschoben. Dann aber nahmen Baureferat und die Künstlerinnen die Kritik der Tierschützer und die Einwände des Trägers doch ernst. Nun also gibt es keinen Elefanten in Bogenhausen. Ein Ersatzkonzept steht allerdings auch noch nicht fest.

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