Ski-Weltcup und Wein:Irgendwie gebeutelt

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Enttäuschung in Ofterschwang

Der Beitrag "Ofterschwang sucht den Schnee" (9./10. Januar, Bayernsport) enthält Zitate von mir als Sprecher des Ski-Weltcups, die ich so im Telefonat mit Ihrem Autor nicht gesagt habe und die in Ofterschwang und darüber hinaus vollkommen zurecht für reichlich Unverständnis gesorgt haben. Die SZ zitiert mich mit dem Satz: "Die Stimmung ist im Keller". Gesagt habe ich: "Die Enttäuschung bei den vielen freiwilligen Helfern ist groß, denn der Weltcup in Ofterschwang ist für sie nach wie vor etwas ganz Besonderes." Die SZ zitiert mich mit den Sätzen: "Das Allgäu braucht diesen Weltcup. Sonst fehlen uns in ein paar Jahren die Touristen." Gesagt habe ich: "Der Wintersport ist für die Tourismus-Region Allgäu natürlich ein sehr wichtiger wirtschaftlicher Faktor." Weder habe ich einen Ausblick auf die nächsten Jahre gewagt, noch von einem Fehlen von Touristen gesprochen. Auch ist der Eindruck entstanden, dass der direkt an ein Zitat von mir angehängte Satz "Die scharfen Kanten der Sportler würden bei einer geringeren Schneedecke bis aufs Gras durchschneiden" in indirekter Rede von mir stammt. Das ist nicht der Fall.

Thomas Weiß, Haldenwang

Gebeutelter Bocksbeutel

Es geht um Geschäft und Eigen-Profilierung, auch um den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Die Modernisten sagen, jetzt sei die Zeit angebrochen für ein furioses Fazit der letzten 20 Jahre Qualitätsverbesserung im fränkischen Weinbau, für Innovation und Standortbestimmung. Da wird der vorgebliche Zeitgeist bemüht, die seit Jahrhunderten für höherwertige Weine aus Franken übliche Bocksbeutelflasche neu zu stilisieren ("Eine Flasche speckt ab", Bayern, 19./20. Dezember).

Sofort war der geschäftstüchtige, wie exzentrische Designer Peter Schmidt zur Stelle, den Weinexperten vom Main einzureden, ihr Bocksbeutel sei kauzig, verstaubt und altbacken. Dabei beruft sich Schmidt auf fränkische Wurzeln, obwohl er seit mehr als 50 Jahren an der Alster lebt. Das hinterließ offenbar Eindruck bei den Winzern.

Neue Ideen habe er in Momenten innerer Stagnation aus Kifferabenden unter jungen, unbekümmerten Freunden bei "Kifferabenden, wo alle high sind", war neulich vielsagend im SZ-Magazin zu lesen ("Man kann Menschen mit Hässlichkeit erschlagen wie mit einer Axt", SZ-Magazin vom 11. Dezember 2015). Im Alltag sei er allein nicht lebensfähig. Die neue Kreation "Bocksbeutel PS" trägt jedenfalls die Initialen ihres Mentors. Man darf vermuten, dass er dabei auch an sich gedacht hat.

Sofort klatscht das bestellte Publikum artig Beifall. Es ist wie im Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Mit dem Unterschied: der Kaiser hat ja elegante Garderobe und ist gar nicht nackt. Seit gut 25 Jahren, nach jahrelangen Bemühungen auch der Politik, ist der traditionelle Bocksbeutel nämlich europarechtlich geschützt. Nun zeigt sich neuerdings, das neue Geschöpf erinnert auffällig an einen portugiesischen Perlwein mit zugesetzter Kohlensäure, der für 3,99 Euro in deutschen Supermärkten sein Dasein fristet. Tatsächlich hat das jetzt herbeizitierte fränkische Selbstbewusstsein längst Gestalt angenommen, wie es so schön heißt. Der Bocksbeutel als Botschafter Weinfrankens, längst ein Begriff bei anspruchsvollen Weinfreunden, zunehmend auch in München. Der Freistaat fördert den Weinabsatz nicht zuletzt dank einer verpflichtenden finanziellen Umlage für alle Winzer seit einigen Jahren. Doch die Protagonisten wollen mehr. Vor allem jüngere Weintrinker sollen auf einer Woge von "Modernität, Frische und Eleganz" begeistert werden. Momentan sind viele Winzer ratlos, warten erst einmal ab. Historischer, bauchig-runder, per EU-Definition kurzhalsig, oder neuer Bocksbeutel mit hängenden Schultern und verlängertem Flaschenhals? Es ist, als wolle man Barbara Stamm und Manuela Schwesig miteinander klonen. Langfristige Chancen haben nur Originale.

Jochen Freihold, Berlin-Charlottenburg

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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