Skandal um Circus Krone:Das Leiden der Dickhäuter

Lesezeit: 3 min

Die Behörden werfen dem Circus Krone eine nicht tiergerechte Elefantendressur vor. Nun verlangt auch die CSU Aufklärung.

Berthold Neff

In diesem Jahr waren die Elefanten bei der Gala "Stars in der Manege" nur aus Pappe - die Vorwürfe allerdings, mit denen sich der Circus Krone auseinandersetzen muss, sind es nicht. Wenige Tage vor der Ausstrahlung der am 6. Dezember aufgezeichneten Sendung im Zirkus-Bau an der Marsstraße (zu sehen am 26. Dezember um 20.15 in der ARD) steht Europas größtes Zirkusunternehmen wegen nicht artgerechten Umgangs mit seinen Tieren in der Kritik. Die Rathaus-CSU forderte am Dienstag von OB Christian Ude einen Bericht über die Tierhaltung im Zirkus an der Marsstraße.

Hoch das Bein - in der Manege. Im Stall ist das oft nicht möglich, weil eine Kette die Elefanten daran hindert. Veterinäre wollen dies ändern, während Tierschützer ein Verbot von Wildtieren im Zirkus fordern. (Foto: Foto: ddp)

Wie in der Montagausgabe berichtet, hat das Amt für Veterinär- und Verbraucherschutz Darmstadt bei der Tournee 2006 gravierende Mängel bei der Unterbringung und der Behandlung der Tiere festgestellt und einen Bußgeldbescheid erlassen. Weil Zirkusdirektorin Christel Sembach-Krone dagegen Widerspruch einlegte, wird der Fall im Januar 2009 vor dem Amtsgericht Darmstadt verhandelt.

Beim Krone-Gastspiel hatten die Darmstädter Veterinäre unter anderem auch die Elefantendressur kritisiert. Es führe zu einer "artwidrigen Bewegungsweise", wenn man diese Tiere zum Kopfstand zwinge, heißt es in dem Bußgeldbescheid. Diese "nicht tiergerechte Dressurleistung" führe "auf Dauer zu einer statischen Überlastung eines Körperteils, nämlich des Schädels". Es sei jedoch verboten, "ein Tier auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind".

Deswegen und vor allem auch wegen der Haltung der Tiere mit Fußfesseln und auf beengtem Raum hatte die Tierschutzorganisation "Peta" schon des längerem Front gegen den Circus Krone gemacht und nun - bei "Stars in der Manege" - damit auch Erfolg. Die Tatort-Kommissarin Simone Thomalla verzichtete auf ihre Elefantendressur bei der AZ-Gala und zog es vor, sich von einem Messerwerfer gefährden zu lassen.

Der Umgang mit den Elefanten steht im Mittelpunkt des Darmstädter Bußgeldbescheids. Vier der Tiere hätten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum Verhaltensauffälligkeiten gezeigt. Das "Weben", das stereotype Hin- und Herwiegen der Körper, lässt nach Ansicht der Tierschützer von "Peta" bei diesen größten Landsäugetieren auf Symptome sozialer Vereinsamung schließen. Außerdem litten die Tiere an Arthritis, Abszessen und steifen Gelenken.

Die Tierschützer sind der Ansicht, dass Wildtiere im Zirkus nichts verloren haben. Sie wollen im Falle Circus Krone ein Exempel statuieren und sehen sich in ihrer Kritik auch durch Feststellungen anderer Veterinäre bestätigt, die beim Elefantenbullen "Colonel Joe" etwa "multiple Hautschrunden im Gesichtsbereich" feststellten. Bemängelt wurde auch, dass die Gehege - etwa hundert Quadratmeter für jeweils zwei Elefanten - "deutlich zu gering" bemessen seien. Dies sei, so die Peta-Tierschützer, "genügend Material, das mit dem "Mythos der einwandfreien Tierhaltung bei Circus Krone aufräumt".

Während die CSU nun einen "umfassenden Zustandsbericht" fordert, sehen die Grünen die angeprangerten Verstöße nicht als "Folge vorsätzlichen Fehlverhaltens, sondern eher als Ausdruck einer gewissen Nachlässigkeit im täglichen Zirkusbetrieb". Nötig sei eine "konsequente Anwendung der geltenden Gesetze und Verordnungen".

Dazu trafen sich am Dienstag voriger Woche Veterinäre aus ganz Deutschland zum Krisengespräch im Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR). Das Münchner Veterinäramt, das vor einem Jahr in die Zuständigkeit des KVR wechselte, sieht die anderweitig angeprangerten Zustände weniger dramatisch. Dies liegt wohl auch daran, dass die Unterbringung der Tiere im Münchner Festbau leichter artgerecht zu sichern ist als in den Provisorien während der Tourneen.

Dennoch haben auch die städtischen Kontrolleure, die im Zirkus etwa sieben Mal im Jahr vorbeischauen, immer wieder Auflagen gemacht. Wie auch die Veterinäre an den Tournee-Standorten forderten sie Verbesserungen bei den Elefanten - sie sollten weniger lange angeleint und häufiger gewaschen werden. KVR-Sprecher Klaus Kirchmann sagte, Ergebnis des Gesprächs sei ein mehr als 30 Seiten umfassender Bescheid. Verlangt werden auch größere Boxen und mehr Bewegung im Freien für die Pferde. Insbesondere während der Tourneen, so die Kritik von Veterinären, würden die Pferde "durchweg unter Bedingungen gehalten, welche nicht den Vorgaben an eine artgerecht Pferdehaltung genügen".

Krone-Pressesprecherin Susanne Matzenau, die am Montag lediglich sagte, der Zirkus habe sich nichts vorzuwerfen, war am Dienstag für Rückfragen nicht zu erreichen.

© SZ vom 24.12.2008/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: