München hat bundesweit die glücklichsten Singles. Das hat eine Befragung von insgesamt 700 Singles in den Städten Berlin, Hamburg, München und Köln ergeben. 70 Prozent von ihnen sind mit ihrer Gesamtsituation zufrieden, 70 Prozent mit ihrer Gesundheit, 51 Prozent mit ihrem Job und 35 Prozent mit ihren Finanzen. Darüber hinaus leben hier die reichsten Singles: Knapp 25 Prozent verdienen über 2500 Euro.
sueddeutsche.de sprach mit Diplom-Psychologin Sabine Wery von Limont, Single-Coach bei der der Online-Agentur Parship.
sueddeutsche.de: Ist München besonders gut zu seinen Singles? Wery von Limont: Nicht nur zu den Singles. München ist überhaupt recht freundlich. Auch Zugereiste oder Touristen stoßen hier auf eine große Offenheit und Neugier. Gerade das ist für Singles wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Außerdem nehmen Münchner kein Blatt vor den Mund, gehen auch mal das Risiko ein, was Falsches zu sagen. Es ist eben alles ein wenig lockerer.
sueddeutsche.de: Das ist in Hamburg nicht so? Immerhin sind die Hamburger laut Studie die Flirt-Weltmeister ... Wery von Limont: In Hamburg ist man etwas zurückgezogener. Wir Hamburger flirten gern, aber bei den meisten Singles muss man erst einmal durch eine Wolkenwand - wie wir sie auch wetterbedingt häufig hier haben - durchkommen. Im übertragen wie im echten Sinne.
sueddeutsche.de: Sind Großstädte im Allgemeinen besser für Singles? Wery von Limont: In gewisser Weise haben sich Singles ihre Großstädte selbst geformt - die Nachfrage bestimmt das Angebot. Singles suchen das tobende Leben, und das bietet ihnen die Stadt. Ich denke, es macht allein Stehenden einfach mehr Spaß, in einer Großstadt zu leben. Deshalb gibt es hier auch immer mehr Singles.
sueddeutsche.de: Laut Studie wohnen Berliner Singles besonders schön. Sollte ich also nur dann in München bleiben, wenn ich Wert auf einen spendablen Partner lege, und suche den Lebensgefährten mit Traumwohnung lieber in Berlin, damit ich glücklich werde? Wery von Limont: Letztlich sind es natürlich andere Vorgänge, die den Erfolg einer Beziehung bestimmen. Das fängt in erster Linie bei mir selbst an, meiner Fähigkeit, mich selbst zu erkennen: Wer bin ich, was mache ich, was kann ich, wie habe ich meine früheren Beziehungen verarbeitet, welche Erfahrungen habe ich mitgenommen, welche Fehler habe ich selbst gemacht, was will ich, was will ich nicht mehr usw...
sueddeutsche.de: Und wenn das geklärt ist, können sich die Münchner Singles auf die Partnersuche stürzen? Wery von Limont: Wichtig ist, sich zu überlegen: Hab ich überhaupt Lust, mein Single-Leben zu beenden? In den Isarauen herumhängen, im Biergarten flirten - will ich das eigentlich aufgeben? Wobei das nicht unbedingt der Fall sein muss. Flirten ist auch in einer Partnerschaft erlaubt - man muss nur die Grenze definieren. Ich würde in diesem Punkt Gelassenheit empfehlen. Dann fällt es auch leichter, sich zu binden. Ich bin selbst verheiratet und flirte trotzdem. Ich kauf ja auch nicht nur bei Aldi ein.
sueddeutsche.de: Die meisten wollen aber kein Aldi - sie hoffen immer noch auf ihren Traumpartner ... Wery von Limont: Davon bitte Finger weg! Ich kann den Ausdruck "Mr. Oder Mrs. Right" nicht mehr hören. Es geht darum, einen Menschen aus Fleisch und Blut zum Anfassen zu finden. Mit einer Figur aus einem Traum kommt man nicht durch´s Leben.
sueddeutsche.de: Welche Locations eignen sich am besten, um so einen ganz normalen Menschen kennen zu lernen? Wery von Limont: Jedenfalls keine Kneipe oder ein Szenelokal, wie viele vermuten. Dort sitzt jeder für sich und kuckt nur. Da eignet sich ein Supermarkt schon besser, weil man schnell in Kontakt ist. Wenn ich jemanden frage, ob er diesen oder jenen Joghurt schon mal probiert hat, sind meine Chancen, ihn zu überraschen, größer. Sicher, auch bei einer Single-Veranstaltungen lernt man Leute kennen. Doch weil dort jeder auf der Suche ist und ein großes Angebot besteht, glaubt man immer: Vielleicht findet sich noch was besseres.
sueddeutsche.de:Also kein Geheimtipp mit Flirt-Garantie? Wery von Limont: Sorry, nein. Denn: Letztlich ist es nicht wichtig, wo ich bin, sondern was ich tue.