Siko-Befürworter:Frieden durch Gespräche - und wenn's im Fahrstuhl ist

Siko-Befürworter: Dietmar Müller-Elmau hat beim G-7-Gipfel die politische Weltelite auf seinem Schloss Elmau in Bayern beherbergt. Das Hotel Orania ist sein Herzensprojekt.

Dietmar Müller-Elmau hat beim G-7-Gipfel die politische Weltelite auf seinem Schloss Elmau in Bayern beherbergt. Das Hotel Orania ist sein Herzensprojekt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Dietmar Müller-Elmau, Charlotte Knobloch, Thomas Leeb und Christian Kattner berichten von ihren Erfahrungen und Erwartungen an die Sicherheitskonferenz

Von Tom Soyer

"Wer reinkommt, ist drin", sagt Klatschreporter Baby Schimmerlos in Helmut Dietls Serien-Satire "Kir Royal", in der auch das Hotel "Bayerischer Hof" immer wieder Schauplatz ist. Wer am Wochenende vom 17. bis 19. Februar in den Bayerischen Hof kommt, ist entweder weltwichtig, sehr wichtig oder Reporter: Die 53. Münchner Sicherheitskonferenz wählt ihre Teilnehmer augenscheinlich kritischer aus als Dietls Klatschreporter - Grund genug, sich einmal mit Siko-Teilnehmern aus der Region München darüber zu unterhalten, was sie sich von diesem Treffen erwarten, wie sie die Proteste bewerten und mit welchen Gefühlen sie sich zwischen den Abgesandten von Staaten, aber auch von Welt- und Rüstungskonzernen im abgeschirmten Luxushotel bewegen.

"Drin" wird zum Beispiel auch Hotelier Dietmar Müller-Elmau sein, der 2015 den G 7-Gipfel auf Schloss Elmau zu Gast hatte. Er erhofft sich Erkenntnisse "über die geopolitische Agenda der neuen amerikanischen Regierung und einen möglichen Kompromiss zwischen der EU und Großbritannien". Und hält die Münchner Konferenz für eminent wertvoll - "ich kenne kein besseres Forum zum besseren Verständnis geopolitischer Herausforderungen für Freiheit, Lebensqualität und Wohlstand der Welt". Siko-Kritikern antwortet er, dass die Welt ohne derartige Konferenzen "noch unsicherer" wäre. Zudem findet er merkwürdig, dass gerade in Deutschland "nur selten - wenn überhaupt - gegen die Feinde der Freiheit, sondern nicht selten mit moralischer Überheblichkeit und Entrüstung vornehmlich gegen die USA als einzigen Garanten unserer Freiheit demonstriert" werde.

Charlotte Knobloch schätzt die "einzigartige Atmosphäre" auf der Siko

Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, ist "die Siko eine der spannendsten, interessantesten und wichtigsten Veranstaltungen im globalen sicherheitspolitischen Kalender". Vor allem, weil das Dialog-Forum "in einzigartiger Atmosphäre" auf allen Ebenen auch informellen Kontakten diene - mehr als alle offiziellen Gipfeltreffen. Kritik, die Sicherheitskonferenz sei zugleich ein Netzwerk-Treffen des Rüstungshandels, hält sie deshalb auch für "bösartig und falsch". Denn sie diene dem friedlichen Dialog, wie er sonst zwischen Politikern, Diplomaten und Funktionären in solcher Weise nicht möglich wäre.

Aktion ´We Remember" - Charlotte Knobloch

Wer der Siko "Kriegstreiberei" vorwerfe, beschuldige die Falschen, sagt Charlotte Knobloch.

(Foto: dpa)

Allerdings gibt ihr auch zu denken, was aller Friedensdialog bisher bewirkt habe: "Ich stelle mir die Frage, ob nicht die Menschheit als gescheitert anzusehen ist; wenn die Schrecken des vergangenen Jahrhunderts, zwei Weltkriege und der Holocaust, die Menschen nicht gegen Krieg, Menschenverachtung und Nationalismus immunisieren können - was dann? Der Krieg in Syrien, der weltweit agierende islamistische Terror, erstarkender Rechtsextremismus und der Rückzug in nationale Eigensucht in Europa, weltweit wachsender Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit . . . - das macht mich auch gerade angesichts meiner eigenen Biografie nachdenklich und traurig."

Dennoch, wer der Siko "Kriegstreiberei" vorwerfe, beschuldige die Falschen, so Knobloch, weil diese Konferenz "Menschen näher zusammenbringt, die in ihrem Denken meilenweit voneinander entfernt liegen". Frieden durch Dialog lautet das Motto des Treffens - Knobloch verknüpft Hoffnungen damit.

Die Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie Politik funktioniert

An den früheren Außenminister Joschka Fischer erinnert sich Thomas Leeb als Vertreter der BMW Stiftung Herbert Quandt noch gerne, wie der bei der Siko der US-Delegation und deren angeblichen Argumenten für den Irakkrieg sein "I am not convinced" entgegenhielt. Zu sehen, wie Politik funktioniert, sei bei dieser Konferenz spannend. Er ist dieses Mal gespannt auf den amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence und dessen Aussagen zu Nato und Welthandel. Und er wünscht sich "fruchtbare Hintergrundgespräche", die ohne Druck von außen neue Lösungsansätze bringen für Konflikte. Dass dies das Ziel sei, könnten Siko-Kritiker übrigens auch live im BR-Fernsehen oder im Radio mitverfolgen, weil viele Konferenzdebatten öffentlich übertragen werden.

"Nur durch das persönliche Gespräch lassen sich Krisensituationen entschärfen", bekräftigt auch Christian Kattner aus München, der Generalsekretär der International Democrat Union, einem Zusammenschluss konservativer Parteien aus 56 Ländern. Ihm liegt an der Förderung der transatlantischen Partnerschaft - und das geht bei der Münchner Sicherheitskonferenz mitunter sogar zufällig im Aufzug oder sonstwo nebenbei. Da hat er schließlich schon US-Senator John McCain und den früheren UN-Generalsekretär Kofi Anan getroffen.

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