Siedlung Ludwigsfeld:"Wir können so nicht weitermachen"

Der TSV Ludwigsfeld wartet seit Jahren auf die Sanierung seines Sportlerheims, doch die Firma Patrizia und das Sportamt streiten über die Kosten. Nun soll auf die Schnelle wenigstens der Schimmel beseitigt werden

Von Simon Schramm, Siedlung Ludwigsfeld

Christian Reindl fasst mit einem Satz zusammen, was es für den TSV Ludwigsfeld bedeutet, dass die geplante Sanierung der Sportkabine des Vereins seit Jahren verschoben wird und sich nun weiter hinauszögert. "Es ist katastrophal", sagt der Vorstand des Vereins. Der TSV Ludwigsfeld wartet seit Längerem darauf, dass das Sportamt und das Immobilienunternehmen Patrizia gemeinsam die dringend notwendigen Arbeiten an den Sportlerkabinen auf den Weg bringen. Beide haben schon im vergangenen Jahr über den Mietvertrag verhandelt, nun hat Vereinsvorstand Reindl im Frühjahr dieses Jahres erfahren, dass man sich nach wie vor nicht geeinigt hat.

Zwar werde an dem vereinbarten Sanierungskonzept festgehalten; mündlich sei Reindl aber mitgeteilt worden, dass die Sanierung 2016 nicht mehr beginnen werde. Reindl schätzt darum, dass die Sanierung nicht vor Ende 2017 umgesetzt wird. Das ist für den Verein eine bedrohliche Perspektive. "Wir können so nicht weitermachen", sagt Reindl. Die Stadt führt im Juli nun zumindest eine Teilsanierung aus.

Die Mängel am Sportlerheim haben für einen lokal verwurzelten Verein wie den TSV Ludwigsfeld mit rund 400 Mitgliedern erhebliche Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Im Inneren schimmelt es in Toiletten, Duschen und Gängen. "Jemand, der nicht ständig vor Ort sein muss, kommt kein zweites Mal", sagt Vorstand Reindl. Es gebe Spieler von anderen Mannschaften, die zum TSV wechseln wollten, aber das wegen der Kabine lieber bleiben lassen. Schiedsrichter benutzten die Dusche nicht mehr. Es gebe Schwierigkeiten, Jugendmannschaften zu stellen, weil es gegenüber den Eltern nicht zu verantworten sei, die Kinder in das Gebäude zu lassen. "Wir haben keinen Mittelpunkt, wie ihn jeder andere Sportverein in München hat", sagt Reindl. Den Verein ärgert das auch, weil er so sein Potenzial nicht voll ausschöpfen kann: Seit vergangenem Jahr kooperiert der TSV mit der Münchner Fußballschule.

Baracke in der Siedlung "Ludwigsfeld" in München, 2012

Schauriger Anblick: Der Putz an den Außenwänden des Sportlerheims bröckelt.

(Foto: Robert Haas)

Die Sanierung der Sportlerkabinen ist schon lange fällig, seit 2011 ist sie fest geplant. Allerdings wird das Projekt ständig verschoben. Im April 2014 wurde die Baugenehmigung erteilt. Hinausgezögert wurden die Maßnahmen zunächst, weil berücksichtigt werden muss, dass die Kabine in der Granatstraße unter Denkmalschutz steht. Denn die Sportler nutzen die letzte noch stehende Baracke des Außenlager Allachs des Konzentrationslager Dachau, das sich von 1943 bis 1945 auf dem Gelände der heutigen Siedlung Ludwigsfeld befand. Aus diesem Grund wurde eine "Haus-in-Haus"-Sanierung beschlossen, bei der die Außenfassade und einige Mauern im Innern nicht verändert werden sollen, saniert werden nur die Innenräume. Der Vertrag zwischen Stadt und Patrizia sieht vor, dass die Stadt an das Unternehmen Miete zahlt und so die Sanierungskosten leistet, die die Patrizia vorstreckt. Die Stadt als Mieter stellt dem Verein das Gebäude zur Verfügung. Aus diesem Grund ist der Verein von beiden Vertragspartnern und ihren Verhandlungen abhängig.

Im Frühjahr 2015 stellte sich heraus, dass die Kosten für die Sanierung auf 768 000 Euro steigen dürften - ursprünglich war man von rund 660 000 Euro ausgegangen. Dem Vernehmen nach sollte das aber kein Hindernis darstellen, Patrizia und Sportamt müssten sich nur noch auf den Mietvertrag einigen, hieß es.

Die Verhandlungen fanden indes keinen Abschluss. Die Patrizia verwies zwischenzeitlich auf die Stadt, die noch den Vertrag prüfe. Das Sportamt erklärte, man verhandle noch mit dem Unternehmen. Ende 2015 lag der Mietvertrag tatsächlich dem Kommunalreferat vor, das Gebäude für städtische Zwecke anmietet. "Wir hatten gedacht, dass es zur Einigung gekommen war", sagt Christian Reindl. Offensichtlich nicht, denn der Mietvertrag wanderte wieder zum Sportamt. Vorstand Reindl hatte zuletzt erfahren, dass es trotz der anhaltenden Verhandlungen bei der "Haus-in-Haus"-Lösung bleibe, das Konzept aber überarbeitet werde.

TSV Ludwigsfeld

In den Umkleideräumen platzt die Farbe über den alten Fliesen von den Wänden.

(Foto: privat)

Wieso kam es bisher zu keiner Einigung? Laut dem Sportamt wird nach wie vor über den Mietvertrag verhandelt. Es gehe dabei um die Höhe der Miete und den Anteil der Stadt an den Kosten der Baumaßnahmen. Die Stadt warte derzeit auf die Rückmeldung der Patrizia und werde dann den Stadtrat mit der Angelegenheit befassen. Vorbehaltlich der Entscheidung des Stadtrats könnte im kommenden Jahr mit der Sanierung begonnen werden, teilt das Referat mit. Auch ein Nutzerbedarfsprogramm liege bereits vor, samt der Übersicht, welche Räume in welcher Größe benötigt werden. Die Patrizia macht keine Angaben, aus welchem Grund die Verhandlungen andauern. Aber: Das Unternehmen befinde sich nach wie vor in guten Gesprächen mit der Stadt München über einen möglichen Mietvertrag. Inwieweit das Konzept überarbeitet wird, erklären beide Verhandlungspartner nicht.

Da der Zustand für den Verein untragbar ist, verbessert die Stadt seit Anfang Juli zumindest einen Teil der Mängel. Geplant sind die Beseitigung des Schimmels und laut Vorstand Reindl weitere Maßnahmen, die einen normalen Spielbetrieb ermöglichen sollen. Falls diese Teilsanierung nicht zustande gekommen wäre, hätten die Vereinsmitglieder selbst Hand angelegt. Nun hofft Vorstand Reindl, dass nach der Teilsanierung die ausführlichen Maßnahmen in Angriff genommen werden. "Wir laufen sonst Gefahr, dass der Verein nicht mehr leben kann."

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