Sicherheitswacht:Neuhausen ist nicht Köln

Will man Sicherheitswachtler, oder will man sie nicht? Diese Frage hat letztlich die Gesellschaft zu beantworten

Von Thomas Kronewiter

Wäre man in diesen Tagen Leiter einer Polizeiinspektion, man würde wohl auch die Silvesternacht von Köln zum Anlass nehmen, im Falle des Nichtvorhandenseins die Einführung einer Sicherheitswacht - kurz: Siwa - zu forcieren. Schon aus der taktischen Überlegung heraus, das strapazierte Sicherheitsgefühl des Einzelnen mit Aktivität kontern zu können. Denn etwas anderes kann ein Dienststellenleiter nicht tun. Mehr ausgebildete Polizeibeamte kann er noch so oft fordern, Planstellen wird er nicht bekommen. So sind die "wandelnden Notrufsäulen", wie sie in der Anfangszeit immer gerne beworben wurden, in den Augen eines Polizeichefs immer noch besser als gar nichts.

Viel aber bringen sie nicht. Denn Polizeibefugnisse haben Siwa-Angehörige nicht, Karate können auch nur wenige, und über die Kompetenz, einen Platzverweis zu erteilen, dürfte eine renitente Gang um Mitternacht eher lachen. Bleibt das Funkgerät als Mittel, schnell Alarm zu schlagen - ein Vorteil, der angesichts der Marktdurchdringung von Mobiltelefonen nun auch deutlich gesunken ist.

Will man Sicherheitswachtler, oder will man sie nicht? Diese Frage hat letztlich die Gesellschaft zu beantworten, der sie dienen sollen. Insofern mag die Auskunft des Münchner Kreisverwaltungsreferates, die gewählten Bezirksausschuss-Mitglieder hätten kein Vetorecht bei der Frage einer Einführung der Siwa, formal richtig sein. Ulrich Rothdauschers Folgerung einer unklaren Formulierung, er brauche die Lokalpolitiker in Neuhausen nur mehr zu unterrichten, wenn er Sicherheitswachtler installieren möchte, ist dennoch falsch. Denn ihre Akzeptanz hängt einzig von der gesellschaftlichen Legitimation ab. Wünscht man sich nächtliche Patrouillen aus Bürgerkreisen, oder lehnt man sie ab? In letzterem Fall droht Freiwilligen umgehend die Beschimpfung als "Blockwarte", muss sich jeder Einzelne des Verdachts erwehren, er sei nur auf die Rolle als Platz-Verweiser aus.

Dass sich der Neuhauser Dienststellenleiter selbst nicht sicher ist, zeigt seine Selbstbeschränkung. Einführen mag er die Sicherheitswacht schon, eigentlich auch gegen den Willen von Stadtteilvertretern. Aber im Konfliktfall dann wieder doch auch nicht.

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