Sicherheitskonferenz:Festung Promenadeplatz

Die Polizei schützt mit einem Großaufgebot von 3700 Beamten die Konferenz und die Teilnehmer

Von Martin Bernstein

Nein, so etwas wie vor etwa zehn Jahren will Werner Feiler nicht noch einmal erleben: Der Münchner Polizeivizepräsident - an diesem Wochenende Einsatzleiter bei der 52. Sicherheitskonferenz - arbeitete damals im Führungsstab, einem streng abgeschirmten Bereich im ersten Stock des Präsidiums. Plötzlich, erinnert sich Feiler, kam über Funk die Nachricht aus dem Bayerischen Hof: "Bleib ruhig !" Feiler erinnert sich mit Schrecken: "Wenn ein Anruf schon so losgeht . . ." Und tatsächlich - der nächste Satz lautete: "Da hat jemand geschossen." Wie sich später herausstellte, hatte sich bei einem Personenschützer versehentlich ein Schuss gelöst. Zum Glück behielten alle Umstehenden die Nerven. Nichts passierte damals.

Nichts passierte auch bisher in diesem Jahr. Obwohl die Konferenz die Polizei heuer vor besondere Aufgaben stellt. Denn bereits am Donnerstagabend fanden Syrien-Gespräche statt. Allerdings nicht in der Innenstadt, sondern im Hilton-Hotel im Tucherpark im Münchner Norden. Für die Polizei bedeutete das: noch mehr Beamte einsetzen. Oder wie Werner Feiler es formulieren würde: Das Orchester, als dessen Dirigent sich der neue Polizeivizepräsident erstmals fühlen darf, ist groß wie nie. Und die Mitspieler dieses Orchesters müssen aufeinander abgestimmt, aber auch verpflegt (dafür gibt es genaue Ablaufpläne) und beherbergt werden. 3700 Beamte hat das Münchner Polizeipräsidium aufgeboten, um die Teilnehmer der Sicherheitskonferenz zu eskortieren und zu schützen, um den Verkehr zu regeln und Straßen zu sperren, um Kundgebungen zu begleiten und Passanten an Schleusen zur Sperrzone zu kontrollieren.

Denn der Promenadeplatz und die Straßen rund um den Tagungsort Bayerischer Hof sind seit Freitagfrüh um sechs Uhr abgeriegelt. An jedem der sieben Zugänge wachen Polizisten an diesem sonnigen, aber auch kalten Morgen darüber, dass nur hereinkommt, wer hereindarf: Anwohner, Menschen, die in den Geschäften am Promenadeplatz arbeiten, Kunden dieser Geschäfte. Letztere werden dann bis zu ihrem Ziel eskortiert. Und natürlich die Teilnehmer der Konferenz: Staats- und Regierungschefs, Minister, Militärs. Während die Münchner Polizei gerade den fünfeinhalbjährigen Sprengstoffschnüffler "Kanis" (eine Mischung aus belgischem und holländischem Schäferhund) zeigen lässt, was er drauf hat, fährt die Autokolonne von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor dem Hotel vor.

Sprengstoff-Spürhunde wie Kanis haben bereits seit Tagen alle Zimmer des Hotels abgesucht. Sie schnüffeln auch an Parkbänken, Autos. Zum vierten Mal ist Kanis heuer bei einer Sicherheitskonferenz im Einsatz. Gefunden hat er noch nichts. 400 Sperrgitter haben Beamte aufgebaut, 650 Kanaldeckel mit farbig markierten Schweißblechen versiegelt - nicht nur am Promenadeplatz, sondern entlang der gesamten Strecke bis zum Flughafen, über die die Autokolonnen der Konferenzteilnehmer anrollen. Elf Hotels in der Innenstadt muss die Polizei in diesem Jahr schützen. Und manche Extratouren. Wenn etwa wie vor einigen Jahren Bill Clinton von seinem Hotel aus durch den Englischen Garten joggt und die Personenschützer vom Secret Service und von der deutschen Polizei nebenher. Oder US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Nymphenburg squashen will. Im Führungsstab laufen alle Informationen der Polizei zusammen. Seit Donnerstagfrüh um sieben Uhr koordinieren hier jeweils 35 Beamte in mehreren Schichten den Großeinsatz und reagieren auf Abweichungen von der vorgesehenen Partitur.

Siko Absperrungen Grafik

SZ-Karte; Quelle: Polizeipräsidium München

Bis Freitagmittag klappt das alles reibungslos. "Kleine Misstöne", die es immer mal gebe, sagt Polizeivize Werner Feiler, habe man ausbügeln können, bevor sie dem Publikum überhaupt zu Ohren kamen. Der Dirigent ist mit dem Auftritt seines Orchesters sehr zufrieden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: