Sicherheit im NS-Dokumentationszentrum:Wachsam, nicht besorgt

  • Am 1. Mai eröffnet das NS-Dokumentationszentrum in München. Die SZ setzt sich in mehreren Texten mit der schwierigen Vergangenheit der Stadt auseinander und wirft einen ersten Blick in das neue Haus.
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  • Lesen Sie in diesem Text, wie das neue Gebäude gesichert werden soll.

Von Martin Bernstein

Schon der Eröffnungstag des NS-Dokumentationszentrums ist für Münchens Polizei kein Tag wie jeder andere: 200 bis 300 Beamte werden an diesem Tag im Einsatz sein, heißt es aus dem Polizeipräsidium. Ihre Aufgabe wird nach offizieller Lesart vor allem die Verkehrsregelung sein: Die Brienner Straße wird zwischen Königs- und Karolinenplatz während der Einweihungsfeier gesperrt, ebenso der entsprechende Abschnitt der Barer Straße. Die Eröffnung sei "keine High-Risk-Sache", heißt es aus der Sicherheitsbehörde - also mit einer Synagoge etwa nicht zu vergleichen.

Der Vergleich kommt nicht von ungefähr: Im Jahr 2003 wurden Mitglieder der Kameradschaft Süd um den Neonazi Martin Wiese verhaftet und später verurteilt. Sie hatten sich Sprengstoff und Waffen für einen Anschlag auf die Grundsteinlegung der Münchner Synagoge besorgt. Und erst vor zwei Wochen - unmittelbar vor einem Gedenkgottesdienst zu Ehren des ermordeten Pfarrers Dietrich Bonhoeffer und offenbar im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg - wurden Hinweisschilder zur dortigen KZ-Gedenkstätte mit neonazistischen Parolen besprüht.

Jörg Skriebeleit, Leiter der Flossenbürger Gedenkstätte, schließt ähnliche Angriffe in der Zukunft nicht aus. Am Eröffnungstag des NS-Dokumentationszentrums wollte zudem die Neonazi-Partei "Die Rechte" vor dem benachbarten Amerikahaus demonstrieren - "gegen antideutschen Schuldkult", wie die Veranstaltung angekündigt wurde. Das Kreisverwaltungsreferat versuchte, die Veranstaltung an diesem Tag zu verhindern. Ob das gelang, war bei Redaktionsschluss offen.

Natürlich seien Streifenpolizisten der Inspektion 12 vor der Eröffnung verstärkt rund ums Dokumentationszentrum unterwegs, teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit. Neonazi-Schmierereien vor versammelter Eröffnungsprominenz: So etwas will man nicht sehen in München.

Doch darüber hinaus hält die Polizei das neue Dokumentationszentrum nicht für ein besonders gefährdetes Objekt. Es sei ein öffentliches Museum ohne besondere Exponate, so die Einschätzung. Für ein Sicherheitskonzept sei der Eigentümer zuständig, nicht die Polizei. Und auch die Stadt hat bereits angekündigt, dass das Dokumentationszentrum keine Hochsicherheitszone werden soll. "Das würde dem Zweck dieser Einrichtung widersprechen", hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Ende Februar betont. In Absprache mit der Polizei beschränke man sich auf Einbruch-Meldeanlagen im Erdgeschoss und Kameras in den Obergeschossen. Eine ständige Polizeipräsenz vor dem Gebäude ist nicht geplant. Vorerst nicht. In unmittelbarer Nachbarschaft soll jedoch demnächst das israelische Generalkonsulat einziehen.

Was Münchner vom NS-Dokuzentrum erwarten

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