Sicherheit auf dem Oktoberfest:Wer hat Angst vor der Wiesn?

Oktoberfest 2015 - General Features Day 1

An manchen Tagen quetschen sich die Massen durch die Wirtsbudengasse auf dem Oktoberfest.

(Foto: Getty Images)

Mulmig wird Wiesngängern dieses Jahr nicht erst in der Geisterbahn, sondern schon wegen der diffusen Sicherheitsbedenken. Wie man richtig damit umgeht.

Kommentar von Andreas Schubert

Das Märchen "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" handelt von einem jungen Mann, den partout nichts schocken kann. Sich zu gruseln hält er für eine Kunst, aber selbst Geister und Untote bringen ihn nicht aus der Fassung. Erst als ihm seine Frau glitschige Fische ins Bett schüttet, hat er seine Lektion gelernt. So weit, so bekannt.

Dieses Jahr hat die Unternehmerin Regine Sixt viele potenzielle Oktoberfest-Besucher im übertragenen Sinne mit Fischen übergossen. Sie hat ihre bei der Münchner Dirndl-Schickeria so beliebte Damenwiesn abgesagt, weil das Sicherheitsrisiko zu groß sei. Ein diffuses Angstgefühl war bei vielen schon vorher vorhanden, spätestens nach dem Münchner Amoklauf und dem Anschlag in Ansbach. Aber seit dieser Absage fühlten sie sich bestätigt und antworten auf die Frage, ob sie auf die Wiesn gehen, mit Sätzen wie "hmm, das ist mir echt zu heiß dieses Jahr".

Die Münchner brauchen heuer keine Geisterbahn oder verrückte Fahrgeschäfte, damit ihnen mulmig wird. Dieser Angst wollen nun einige Kabarettisten entgegenwirken, unter ihnen Luise Kinseher und Christian Springer. "I geh! Du aa?" lautet der Aufruf, den Springer am Montag verschickt hat. Kommenden Samstag wollen er und Bühnenkollegen weitere Erklärungen dazu abgeben.

Geht das? Kabarettisten werben nun für eine Veranstaltung, die bisher beileibe keine Werbung nötig hatte und eigentlich eher Stoff bot, sich darüber lustig zu machen? Hat Springer nicht einst das Buch "Wer mag denn schon d' Wiesn - Fonsi grantlt übers Oktoberfest" geschrieben? Nun, das ist lange her, die Zeiten haben sich geändert.

Wenn Springer schreibt, dass man der Terrorangst nun Lebensfreude entgegensetzen wolle, ist das die einzig richtige Reaktion auf die weitverbreitete Angstmache. Ja, wenn sich die Massen an Feiertagen durch die Wirtsbudengasse quetschen, ist das durchaus beunruhigend, und eine gesunde Vorsicht schadet auch nie. Niemand ist zum Wiesnbesuch gezwungen, es sollte aber gelten: Spaß haben statt anderen den Spaß verderben.

Übrigens: Gruselig ist so ein Fisch nur im Märchen. Man probiere ihn etwa vom Steckerl über Holzkohle gegrillt. Gibt's unter anderem auf der Wiesn!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: