Internationales Restaurant in der Au "Showroom / Schweiger2":Auftritt der Köstlichkeiten

Eine sprechende Speisekarte und gewagte Kombinationen für den Feinschmecker: In der Lilienstraße wird Kochen als Schau für alle Sinne inszeniert.

Alois Gudmund

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Internationales Restaurant in der Au "Showroom / Schweiger2": Das kleine Restaurant Showroom in der Lilienstraße bietet Überraschungen für Geschmacks - und Geruchssinn.

Das kleine Restaurant Showroom in der Lilienstraße bietet Überraschungen für Geschmacks - und Geruchssinn.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Ja, natürlich hat Kochen mit Show zu tun. Nicht erst, seit Fernsehkameras auf jeden Träger einer Küchenschürze draufhalten, solange der nur telegen erklären kann, wie ein Spiegelei möglichst nicht am Pfannenboden anbrennt. Seit der erste Jäger und Sammler sich die Mühe gab, ein feuergegartes Mammutfilet so auf den Urwaldboden zu drapieren, dass seiner Horde bereits beim Anblick das Wasser im Mund zusammenlief, ist klar: Kochen ist auch die Inszenierung einer Schau für alle Sinne.

Es ist darum folgerichtig, aber auch mutig, ein Restaurant Showroom zu nennen. Aber der zweite Name des kleinen Ladens in der Au - Schweiger2 - deutet an, dass der Chef Andreas Schweiger offenbar Selbstbewusstsein im Quadrat mitbringt. Warum auch nicht? Er hat eine Lehr- und Laufbahn in renommierten Häusern hinter sich, hat sich als Chefkoch in den Moderestaurants Cocoon und G* einen Namen gemacht, und als Herr seines eigenen Showrooms führt ihn die rote Michelin-Bibel als Hoffnungsträger mit Aussicht auf einen Stern. Wir werden ihn kennenlernen.

Kaum betraten wir nämlich den angenehm hellen Raum und nahmen Platz auf einem der bleichgelben, bequemen Sessel, die an den wenigen, einfach eingedeckten Tischen stehen, kündigte eine freundliche Bedienung "unsere sprechende Speisekarte" an. Da kam der groß gewachsene junge Mann auch schon, das Haar unter einer Baseball-Kappe verstaut, und fiel neben dem Tisch in die Knie. Es begann aber nicht die Anbetung des heil'gen Kunden, sondern ein munteres Palaver, an dessen Ende wenigstens der Koch zu wissen schien, was er auftischen würde.

Wie er uns glücklich machen könne? Gegenfrage: Was er denn anzubieten habe? Nun, entweder ein Überraschungsmenü "oder ich kann Ihnen sagen, was ich da habe". Dann ratterte er eine nicht allzu lange, also klug beschränkte, für manchen Gast dennoch verwirrende Liste seiner Angebote herunter. Irgendwann waren sich Koch und Bekochte einig, wie viele und - sehr ungefähr - was für Gänge es werden sollten, nicht ohne dass der charmante Meister noch ein weiteres Gericht auf den Tisch geschwätzt hätte: "Ich würde Ihnen gerne noch unser Süppchen servieren, darf ich?" Okay, okay. Darüber, was das kosten sollte, fiel kein Wort. Überraschen darf nicht nur das Menü, sondern auch die Rechnung. Die Show hat begonnen.

Können, Ehrgeiz und gewagte Kombinationen

Es trat auf zunächst das Amuse-Gueule, ein netter, oblatenkleiner Flammkuchen. Dann wurde es deutlich ambitionierter - aber manchmal auch ein bisschen albern: Das warme Vollkornbrot war hervorragend, ebenso das fruchtige Olivenöl zum Hineintunken. Aber dass sogar auf dem Salz der Herkunftshinweis lastete, es komme aus Englands einziger noch betriebener Saline, wirkte dann doch etwas affektiert.

Dass der Koch aber sein Handwerk beherrscht, bewies er bereits beim ersten Fischgang - und seinen Ehrgeiz, der sich in bisweilen gewagten Kombinationen austobte. Der Lachs, auf dreierlei Weise bereitet, war wirklich sehr saftig und sehr mild. Doch während eine frische Gurkensoße bestens zum sanft geräuchertem Lachs passte, deckte die allzu schwere Süße eines Birnenkompotts das auf den Punkt pochierte Stück Fischfilet leider ebenso zu, wie auch die intensive Avocadocreme zu dominant auf dem Tatar lastete. Tadellos war einige Tage darauf ein ähnlicher Dreiklang vom Saibling, gebeizt, gebraten und als Tatar, zu dem sich auf einem Kartoffelpüfferchen noch der Rogen des Fischs gesellte.

Zwischen Show und show off

Anderntags übertrieb es der Koch jedoch mit seiner Kombinationswut: Zwei kleine, herzförmige Scheiben Gänsestopfleber hatte er zwar genau bis zu dem Grad gebraten, an dem das Fleisch auf der Zunge schmilzt, zwei Kügelchen der mit Pistazien vermengten, sehr milden Leberpastete apart in Kakaostreusel gerollt - so weit, so fein. Warum er daneben noch ein Glas stellte und mit einer dicken Scheibe Hühnergalantine deckelte, erschloss sich jedoch nicht ganz. Mit dem Besteck war so nur mühsam an die darunter in Feigen liegende Lebermousse heranzukommen.

Noch mehr Rätsel stellte der Suppengang. Die orange leuchtende Langostino-Suppe schmeckte wunderbar intensiv nach Meereskrustentier, ein Langostino-Gebäck darin war eine herrlich knusprige Knabberei. Aber warum musste der Koch daneben noch eine - zudem einen Tick zu kurz gebratene - Jakobsmuschel in ein geschmacklich etwas flaches Bett aus Vanille-Lauch legen? Die tolle Suppe und das Muschelgericht passten nicht zueinander, und der ständige Wechsel vom Suppenlöffel zu Messer und Gabel machte das Essen umständlich. Da wurde die Show zum show off - auf deutsch: allzu angeberisch.

Ein Sorbet aus Johannisbeeren, Brombeeren und Erdbeeren aus (laut Bedienung) "Omis Garten" erfrischte fein säuerlich die Gemüter vor den Hauptgerichten. Dabei nahm die Küche ihre überschießende Kreativität deutlich zurück - was ihr mal gut tat, und mal nicht so sehr. In den lauwarmen Salat aus angenehm bissfesten Linsen, auf den sich das in der Haut gebratene Zanderfilet streckte, war zum Beispiel eine deutliche Nuance zu viel Salz geraten - was in einer Küche mit diesem Anspruch eigentlich nicht passieren darf. Den Zander umgab im übrigen die gleiche schaumige Champagnersoße, wie sie bei einem anderen Besuch den Heilbutt und ein kräftiges Shitake-Pilz-Risotto begleitete.

Uneingeschränkt überzeugte das fein geschmorte Kalbsbäckchen. Es lag auf einer angenehm süßlichen Tomatenconcasse neben einem Kalbskotelett, das sich, sanft von einem Hauch Bratensoße unterstützt, ganz auf den eigenen Fleischgeschmack verließ. Auch beim Filet vom bayerischen Rind - zwei dunkelrote, sehr zarte Scheiben - setzte die Küche klug zurückhaltend ganz auf die hervorragende Qualität des Fleisches. Bei den dazugehörigen Bärlauch-Grieß-Knödelchen verwirrte die Namensgebung: Sie waren nicht knödelartig fest, sondern polentaartig kremig. Zur Show gehört wohl, dass der Koch eigens auf "eine Babykarotte" daneben hinwies. Wir hätten den spindeldürren Rübensäugling einfach zur Garnitur gezählt.

Neun Gänge und die Rechnung

Auf die Frage nach dem Dessert kam die viel versprechende Antwort: "Mal sehen, was unser Patissier vorbereitet hat!" Die Auswahl erwies sich als arg beschränkt: Es war eine - allerdings sehr gelungene - Variation von Rhabarber-Kompott, Rhabarber-Parfait und Topfeneis, an einem Tag mit einem Stückchen Schmand-Tarte, eine Woche später mit einem Schokoladen-Fondant. Sehr gepflegt zusammengestellt war der Käseteller, mit einem Klacks überraschend scharfen Feigensenf gekrönt.

Über die Weine fühlten wir uns von der Sommelière kompetent beraten. Sie empfahl etwa einen Sauvignon Blanc aus Niederösterreich, einen Riesling mit Restsüße von der Saar und eine rote Cuvée aus Nordostspanien (0,1 Liter um die sieben Euro). Die Weinkarte führt renommierte Winzer auf, zu Flaschenpreisen von 28 bis, jawohl, 450 Euro.

Also kommt die letzte Überraschung: die Rechnung. Der Aushang vor der Tür veranschlagt ein Drei-Gang-Menü auf 49 Euro, auf unserer Rechnung standen dafür 55 Euro. Die Zahl der Gänge lässt sich auf bis zu neun steigern, entsprechend auch der große Preis für diese wirklich große Show.

SHOWROOM / SCHWEIGER2, Lilienstraße 6, Telefon 44429082. www.schweiger2.de. Geöffnet Montag bis Freitag von 17 bis 1 Uhr.

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