Sexistische Seminare:Unerwünschter Aufreißtrainer

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  • Der umstrittene "Pick-up-Artist" Julien Blanc zeigt Männern, wie sie Frauen aufreißen. Im März soll er angeblich in München sein.
  • Wegen seiner frauenverachtenden Äußerungen steht er in der Kritik.
  • Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) prüft nun, ob es einen Auftritt verbieten kann.

Von Dominik Hutter

Im März soll er angeblich in München sein - und das Kreisverwaltungsreferat (KVR) will diesmal ganz genau hinsehen und zusammen mit der Polizei Gegenmaßnahmen bis hin zum Auftrittsverbot prüfen: Der umstrittene "Pick-up-Artist" Julien Blanc, der auch schon als meistgehasster Mann der Welt tituliert wurde, beschäftigt wieder die Behörden. Nach KVR-Recherchen ist für den 19. bis 23. März ein Aufreiß-Seminar in München geplant. Wo, wird von Blancs Firma "Real Social Dynamics" stets kurzfristig und nur im kleinen Kreis bekanntgegeben. Für das von den Stadtrats-Grünen befürwortete Einreiseverbot für den US-Amerikaner sieht Münchens Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle allerdings keine Handhabe. Schließlich habe Blanc keine Straftaten begangen - und es gebe auch keine Anhaltspunkte, dass welche geplant seien.

Die Grünen hatten die Verwaltung bereits im November aufgefordert, Auftritte Blancs in München zu verhindern und sich dabei eng mit anderen deutschen Kommunen abzustimmen. Zudem solle Oberbürgermeister Dieter Reiter in Berlin für ein Einreiseverbot werben. Der gebürtige Schweizer ist vor allem übers Internet bekannt und wegen seiner frauenverachtenden Aussagen auch berüchtigt geworden. So kursieren Bilder, wie er eine Frau würgt, um sie sich gefügig zu machen. In Japan, so erzählte er stolz, könne man als weißer Mann machen, was man will - etwa die Köpfe fremder Frauen einfach an den eigenen Hosenschlitz drücken. Erklärtes Ziel der Seminare ist es, dass Männer mit jeder gewünschten Partnerin und zu jedem Zeitpunkt Sex haben können.

In Australien wurde Blanc das Visum entzogen

Sexistisch und gewaltverherrlichend seien Blancs Praktiken, kritisieren die Grünen. Die Methoden reichten von physischer und psychischer Erniedrigung bis hin zu Gewalt und Misshandlungen. Blume-Beyerle urteilt ähnlich: Die von Blanc vermittelten Inhalte seien "zweifelsohne verabscheuungswürdig und als sittlich auf niedrigster Stufe stehend zu beurteilen".

Die weltweite Kritik blieb nicht ohne Folgen: In Australien wurden Blanc und einem Mitarbeiter die Visa entzogen, Großbritannien und weitere Staaten verhängten ein Einreiseverbot. So weit wollen die deutschen Behörden bislang nicht gehen. Das Kreisverwaltungsreferat hat aber bereits über den Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband an Münchner Gastronomen appelliert, dem Aufreißtrainer keine Räume zur Verfügung zu stellen und bei entsprechenden Anfragen die Behörden zu informieren.

Um die durchaus kostspieligen Seminare zu verbieten, müssten aber "strafrechtlich relevante Handlungen" vorliegen. Bei einem solchen Verdacht könnten Veranstaltungen verboten und notfalls auch unterbunden werden, steht in Blume-Beyerles Reaktion auf den Verbotsantrag der Grünen. Sobald die Veranstaltungsorte bekannt werden, wolle man jedoch "im konkreten Einzelfall" prüfen, ob Blanc gegen Gesetze verstößt.

"Marriott"-Hotel gab Blanc keine Räume

Münchens Ausländerbehörde hat wegen Blanc bereits Kontakt mit dem Bundesinnenministerium aufgenommen. Nach Einschätzung der Bundespolizei reichen aber die vorliegenden Erkenntnisse nicht aus, um den Aufreißtrainer an der Grenze abzuweisen. Auch dafür müsste ein "nicht nur vereinzelter oder geringfügiger Verstoß gegen Rechtsvorschriften" bekannt sein, berichtet Blume-Beyerle. So lange dies nicht so ist, könne auch die Ausländerbehörde keine Einreiseverweigerung veranlassen.

Blanc hatte bereits im Dezember einen Auftritt im Schwabinger "Marriott"-Hotel geplant, das ihm aber keine Räume zur Verfügung gestellt hatte. Eine Gruppe von Münchner Aktivisten, darunter die Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich, protestierte am 11. Dezember schließlich in der Lobby des Hotels "Vier Jahreszeiten" an der Maximilianstraße gegen Blancs Praktiken. Ein dort offenbar inkognito und ohne Wissen der Hotelleitung veranstaltetes Treffen einer kleinen Seminarrunde war gerüchteweise bekannt geworden. Nach Auskunft Dietrichs verließ die etwa fünfköpfige Runde nach Auftauchen der Demonstranten mit unbekanntem Ziel das Hotel. Blanc selbst sei allerdings nicht dabei gewesen. Das Hotel distanzierte sich später offiziell von dem "unerwünschten Gast".

© SZ vom 19.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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