Sepalot stellt sein Album vor:Solo im Szene-Club

CD-Release-Party? Klassentreffen! Sepalot feiert sein Album "Chasing Clouds" in Wohnzimmeratmosphäre in dem Münchner Club Bobbeaman - alleine, ohne Blumentopf. Und das Publikum kann nicht stillhalten.

Carolin Gasteiger

Es war der Beat. Schlicht und einfach. Man mag von einer CD-Release-Party mehr erwarten: schon zu Beginn eine harte Tür, den ein oder anderen B- oder C-Promi, schwulstige Dankeshymnen des Künstlers an die, denen er seinen Erfolg und vor allem die Inspiration zu verdanken hat. Nicht so bei Sepalot. Der braucht das alles nicht. Der Mitbegründer der Münchner Hip-Hop-Combo Blumentopf lud ins Bob Beaman, um sein neues Album "Chasing Clouds" zu feiern. Nicht mehr und nicht weniger.

Sepalot

Sepalot: Statt mit Blumentopf ist er nun als Solo-Künstler unterwegs.

(Foto: oh)

Der Club am Altstadttunnel bietet sich wie kaum ein zweiter dafür an - er ist die momentan wohl angesagteste Location, was HipHop und Elektro betrifft. Wo sollte Sepalot als einer der gefeiertesten Hip-Hop-DJs des Landes sonst feiern? Auf der Webseite freuen sich die Macher immerhin auf einen "Mann aus den eigenen Reihen".

Nach dem noch sehr soullastigen Debütalbum "Red Handed" nun also "Chasing Clouds". Aber nach vagen Melodiensequenzen oder ungenauen Motiven - wie der Titel vermuten lassen könnte - sucht man vergeblich. Und genauso präzise legt Sepalot an diesem Abend auch auf - auf den Punkt und voller atemberaubender und zugleich exzellent tanzbarer Beats. Wenn Sepalot den Sound aufdreht, durchfährt die Menge ein Rhythmus, bei dem keiner mehr stillstehen kann.

Das Publikum? Jung, lässig gekleidet, Baggyhosen, Schiebermützen - wie sonst auch im Bob Beaman. Alles sehr cool, aber unprätentios. Auch wenn sich unter das Jungvolk vereinzelt Vertreterinnen des Münchner Agenturvolks mischen, deren mit Brillanten beringte Hände kaum von ihren Blackberrys ablassen. Und als plötzlich die lokale Antwort auf die Olsen-Zwillinge - zwei Grazien mit langen rotblonden Mähnen, Shorts und trendiger Jutetasche über der Schulter - den Raum betritt, ist der abstruse Stilmix im Publikum perfekt. Sepalot zieht sie alle an.

Aber zurück zum Beat. Dem Münchner Hip-Hopper kommt es auf nichts anderes an. Egal, ob Funk-, Soulbrocken, rauchiger Jazz oder Old-School-Hits wie Eminem - er schafft es mühelos, die Menge mit seinen Samples zum Toben zu bringen. Auch Parts seiner Platte "Bavarian Beat Konducta" mixt er unter. Das ist die Platte, auf der Samples bayerischer Volksmusik mit Hip-Hop-Beats unterlegt sind. Absolut hörbar - und derzeit voll im Trend.

Dass das Bobbeaman den ganzen Abend über kaum voller ist als ein Studentenkeller, mag daran liegen, dass es normalerweise nur am Wochenende seine Pforten öffnet. Stören tut dies jedoch niemanden - und auch der Stimmung keinen Abbruch. Wo sonst in München stürmen neu ankommende Gäste gleich auf die Tanzfläche? Und am wenigsten von allen scheint es Sepalot zu stören. es fühlt sich an, als ob er in seinem eigenen Wohnzimmer auflegt.

Nur ein Mal greift der Musiker zum Mikro, um seine Single "Rainbows" mit Live-Unterstützung anzukündigen - und wirkt dabei angenehm bescheiden. Als ob er die Tanzwut der Menge nur ungern stören würde.

Gegen Ende, als sich die Tanzfläche leert, verschwindet der zufriedene Gesichtsausdruck nicht unter seinem grauen Hut. Denn Sepalot geht es um mehr - und doch nur eines: den Beat. Mehr braucht er nicht. Und die Tanzenden auch nicht.

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