Sendling/Westpark:Rechnung geht nicht auf

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Maibaum-Verein blitzt auch mit der Bitte um Zuschuss für Fahnenschrank ab

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Vor drei Monaten, am 27. Januar, war die Welt noch in Ordnung. Nach Wunsch und Laune durften sich die Verantwortlichen des Maibaumvereins Sendling-Westpark im Wald der Haderner Familie Stürzer ihren Baum aussuchen - den Maibaum, den sie am 1. Mai auf dem Luise-Kiesselbach-Platz aufstellen wollen. "Die Fällung war problemlos, der Baum ist beim Fallen auch nicht abgebrochen, und er war kerngesund", resümierte Otto Seidl, CSU-Stadtrat, Mitglied im Bezirksausschuss und erster Vorsitzender des 2009 gegründeten Vereins, stolz auf der Homepage. Danach aber war schon bald der Wurm drin.

SPD und Grüne lehnen einen Zuschuss für den Schrank ab, in dem die Fahne des Maibaumvereins (hier Vorderseite) gelagert werden sollte. (Foto: Maibaumverein)

Es begann damit, dass der örtlich zuständige Bezirksausschuss Sendling-Westpark an dem Baum und dem Fest zu seiner Aufstellung den Rotstift ansetzte. Der von Seidl beantragten Zuschuss für die Feierlichkeiten von stolzen 14 675 Euro wurde humorlos auf 4000 Euro gekappt, wogegen die CSU-Fraktion, deren Mitglieder allesamt dem Maibaumverein angehören, vergeblich protestierte. Ebenso erfolglos waren die Versuche, sich die Zuschüsse aus den benachbarten Bezirksausschüssen zu holen. Aus Hadern wollte man von 2668 Euro, blitzte aber ab. Zu allem Überfluss wurde der Maibaum dann Anfang April, kurz nach der Anlieferung, noch von den Unterbrunner Burschen gestohlen.

Die Rückseite der Vereinsfahne. (Foto: Maibaumverein)

Am Dienstag dieser Woche wurde der Maibaumverein wieder im Bezirksausschuss Sendling-Westpark vorstellig. Diesmal wollte man einen Zuschuss von 1000 Euro für einen Fahnenschrank zur Aufbewahrung der Vereinsfahne, die übrigens vom CSU-Politiker Peter Gauweiler gestiftet und am 16. Juli 2017 feierlich geweiht wurde. Nach längerer, hitziger Diskussion wurde der Zuschuss mit den Stimmen von SPD und Grünen abgelehnt.

Die haben schon seit Längerem den Eindruck, dass die CSU sich den Maibaum unter den Nagel gerissen hat und für politische Zwecke ausschlachtet. Die CSU-Wahlplakatständer im Viertel zeigen auf der einen Seite die Einladung zur Aufstellung, auf der anderen wird zu CSU-Auftritten geladen. Der unbefangene Beobachter, so kritisierte es der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD), müsse den Eindruck haben, dass die Maibaumfeier eine CSU-Veranstaltung sei. Otto Seidl nahm das Nein mit einigem Poltern zur Kenntnis und nannte es eine politische Entscheidung. Der CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel findet es "höchst bedauerlich", dass nun vor der Maibaum-Premiere "keine besonders gute Stimmung herrscht".

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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