Sendling:Ziemlich gute Planer

Sendling: Visionen an der Pinnwand: Elisabeth Raschke (links) diskutiert mit den Kindern, wie ihre Ideen umgesetzt werden können.

Visionen an der Pinnwand: Elisabeth Raschke (links) diskutiert mit den Kindern, wie ihre Ideen umgesetzt werden können.

(Foto: Tom Moser/oh)

Kinder haben viele Ideen: Die Stadt München gestaltet deshalb mit ihnen zusammen Spielplätze - derzeit am Flaucher

Von Andreas Hensler, Sendling

Während sich die halbe Stadt vor der schwülen Hitze an den Flaucher rettet, blühen Viktor und Simon einige Meter weiter erst richtig auf. Die beiden achtjährigen Jungen, die nicht beste, aber ziemlich gute Freunde sind, stehen im Schatten der Bäume des Münchner Naherholungsbietes an der Isar. Was beide neben ihrer Freundschaft vereint: Sie haben noch größere Pläne, als die Temperatur auf dem Thermometer an diesem Tag so oder so erreichen wird. Viktor und Simon planen den neuen Spielplatz am Flaucher.

Die beiden Jungen gehören zu den Kindern und Jugendlichen, die die Stadt München regelmäßig an der Gestaltung ihrer Spielplätze beteiligt. Zuerst dürfen Kinder ihre Wünsche und Ideen formulieren, bevor sich ein Architekt an die Planung macht. "Diese Art der Bürgerbeteiligung handhabt das Baureferat bei allen 750 Spielplätzen der Stadt München so", erklärt Susanne Gast, die sich für das Baureferat um Bürgerbeteiligung kümmert.

Der bisherige Flaucher-Spielplatz am Flieger wird aufgelöst und die Fläche renaturiert. Ganz in der Nähe des Biergartens, auf dem ehemaligen Gelände einer Baumschule, ist wiederum viel Platz für kreative Ideen von Kindern und einen neuen Spielplatz. Derzeit ist die Brachfläche von Traktorspuren durchzogen und stellenweise versumpft. Die Fläche umgibt ein Holzzaun, und im Hintergrund werkelt parallel Imkerin Henriette Schuster an der ersten Honig-Ernte ihres Bienenvolkes, welche sie übergangsweise hier platzieren darf. Das gelbe Zelt, welches für den Workshop aufgestellt wurde, lässt bereits erahnen, dass diese Idylle bald zu Ende ist. Bald wird das Summen der Bienen durch das Lachen der Kinder ersetzt.

Viktor und Simon, die einzigen Teilnehmer, geben gleich zu Beginn des Workshops den Ton vor und sind zur Überraschung aller bestens vorbereitet. "Wenn hier etwas zum Klettern gebaut wird, dann müssen wir an den Fallschutz denken. Der muss mindestens doppelt so breit sein, wie die Höhe des Klettergerüsts", weiß Simon. Erfahrung mit Spielplätzen haben die Jungen ja. Viktor schätzt besonders die Spielplätze in Schweden mit den Ringelrutschen und Parcours: "Die sind super." Der Wildpark in Poing hat es den beiden achtjährigen Planern auch angetan. Während die Kinder gemeinsam mit der Moderatorin des Workshops das Gelände vermessen, erklärt Bettina Prügel, die für das Baureferat als Projektingenieurin arbeitet: "Es ist wichtig, dass die Kinder ein Gefühl dafür bekommen, was möglich ist und was nicht. Wir lassen die Kinder mit einem Flächenplan arbeiten und sie sehen dann spielerisch, welches Spielgerät wie viel Platz benötigt. Wir nehmen die Kinder dabei ernst, und sie gehen erstaunlicherweise sehr sorgsam mit den Ressourcen um."

Bereits seit Anfang der Neunzigerjahre beteiligt die Stadt München Kinder und Jugendliche an der Planung von Spielplätzen. Das macht die Stadt, um Orte zu gestalten, die Kinder und Jugendliche annehmen und gerne nutzen. Zudem fühlt sich die Stadt an die UN-Kinderrechtskonvention gebunden, die unter anderem in Artikel 12 das Recht auf Beteiligung als Kindergrundrecht benennt.

Am Mittwoch, 26. Juli, und Donnerstag, 27. Juli, finden von 16 bis 18.30 Uhr zwei weitere PlanungsWorkshops im Kinder und Jugendtreff 2Club, Thalkirchner Straße 209, statt.

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