Sendling:Wie der Luise-Kiesselbach-Platz zur grünen Mitte werden soll

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Im Sommer 2018 sollen die Straßen um den Luise-Kiesselbach-Platz endgültig aus- und umgebaut sein.

(Foto: lukasbarth.com)
  • Zwei Bürger-Workshops haben ergeben: Die Bürger wollen am Luise-Kiesselbach-Platz keinen Schallschutz gegen den Autolärm, sondern viel Grün und Bänke.
  • Nun hat die Gartenbau-Abteilung des Baureferats die Sendlinger über die Pläne informiert.
  • Mit der Fertigstellung wird im Sommer 2018 gerechnet.

Von Berthold Neff

Man braucht schon etwas Fantasie, um sich auszumalen, wie der Luise-Kiesselbach-Platz nach dem Willen der Bürger gestaltet werden soll - genau dort, wo sich jahrzehntelang 120 000 Autos am Tag über den Mittleren Ring quälten.

Eine 1,7 Hektar große Fläche, die bis zur Eröffnung des Ring-Tunnels Südwest im Sommer 2015 vom Verkehr umtost war, soll nicht nur die grüne Lunge des Viertels werden, sondern auch als Treffpunkt dienen - Maibaum inklusive. Davon ist der Platz noch weit entfernt, teilweise ist er immer noch mit den Baucontainern belegt, die an den jahrelangen Tunnelbau erinnern.

In zwei Workshops mit jeweils 150 Teilnehmern hatten sich die Bürger damit auseinandergesetzt, was an dieser prominenten Stelle ihres Viertels, vor dem Altenheim St. Josef, entstehen soll, wenn es der zurückgehende Verkehr den Menschen erlaubt, sich hier aufzuhalten. Klar wurde dabei, dass die Bürger zwei Dinge partout nicht wollten: keinen Lärmschutzwall und auch keine Bebauung am Rand, die als Schallschutz gegen den Autolärm fungieren könnte.

Ihr Wunsch war den Verantwortlichen im Rathaus in diesem Fall Befehl. Im vergangenen Sommer beschlossen die Stadträte, den Platz genauso herzurichten, wie man es in den Workshops gewünscht hatte: viel Grün, Bänke, Bäume und Brunnen und mittendrin ein Festplatz samt Maibaum.

Nun informierte Andreas Hermann von der Gartenbau-Abteilung des Baureferats über die Pläne, unmittelbar vor der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark. Etwa zwei Dutzend Bürger waren eigens gekommen. Präsentiert wurden ihnen zwei Varianten mit geringen Unterschieden. Auf der einen Skizze war einer der beiden Brunnen an die Spitze des dreiecksförmigen Platzes gesetzt, also recht nah am Verkehr. Die Bürger plädierten nach kurzer Diskussion dafür, den Brunnen nach Norden zu verschieben, weil dort die Aufenthaltsqualität besser sein dürfte.

Optimisten hoffen, dass sich der Verkehr reduziert

Und sie entschieden sich dafür, dass der geschotterte Festplatz mit einem rundum verlaufenden Weg gegen die Wiese in der Mitte abgegrenzt wird - die mit 5000 Quadratmetern in etwa so groß ausfallen wird wie der Marienplatz. Kurz erörterten die Bürger, die meisten etwas älteren Semesters, ob man am südlichen, spitz zulaufenden Ende des Platzes nicht einen Rodelhügel aufschütten könnte. "Nicht für uns, aber für unsere Enkel", sagte ein Teilnehmer.

Eine Mehrheit fand sich für diesen Vorschlag allerdings nicht. Gartenbau-Experte Andreas Hermann sagte, entlang der Garmischer Straße werde man das Erdreich leicht anheben, um den Park gegen die Straße optisch besser abzugrenzen. Von einem Lärmschutzwall könne dabei aber keine Rede sein, die Erhöhung werde allenfalls hüfthoch ausfallen. Er versicherte, dass die auf dem Grundstück vorhandenen Bäume "zu 95 Prozent" erhalten würden, Eingriffe mache man nur dort, wo es unbedingt nötig sei - etwa, um die Sichtachse vom Park hin zum Altenheim St. Josef offenzuhalten.

Etwas Provisorisches wird dem Park auch nach seiner Fertigstellung im Sommer 2018 noch anhaften. Erst dann nämlich, wenn die Straßen ringsherum endgültig aus- und umgebaut sind, beginnt die Stadt mit den Lärmmessungen. Dann erst wird klar sein, mit wie viel Dezibel der verbliebene Verkehr den Park belasten wird. Falls der Lärm die für Grünanlagen geltenden Richtwerte übersteigt, könnte es durchaus sein, dass an bestimmten Stellen nachgebessert werden muss.

Das wird jedoch weniger den Park in seiner grünen Mitte einschließlich Festplatz und den zwei Brunnen betreffen, sondern vor allem seine Ränder. Optimisten hoffen, dass sich der Verkehr rund um den Platz von den früher 120 000 Autos pro Tag auf nur noch 20 000 reduziert, Experten nehmen als realistisch an, dass der Verkehr auf ein Drittel, also 40 000 Fahrzeuge, reduziert wird. Diese könnten, speziell auf der Garmischer Straße, die am gesamten Park entlang führt, einen Wert von mehr als 60 Dezibel zur Folge haben und somit den für Grünanlagen geltenden Orientierungswert überschreiten.

Diskutiert wurde vor den beiden Park-Skizzen auch über das einzige Gebäude, das derzeit auf dem Areal steht - das Vereinsheim eines Motorradclubs. Könnte man, so die Fragen aus dem Publikum, daraus nicht einen für alle zugänglichen Kiosk machen? Damit und auch mit anderen Fragen wird sich der Bezirksausschuss voraussichtlich in seiner Februar-Sitzung beschäftigen.

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