Verkehr:Düstere Aussichten

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Prognosen zeigen, dass der Verkehr im Südwesten immer mehr zunehmen wird - trotz neuem Tunnel

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Die Autolawine, die sich auf zwei Autobahnen und dem Mittleren Ring durch den Münchner Südwesten wälzt, kommt aus ganz Europa, belastet aber die Bürger im Viertel. Und die Prognosen zeigen, dass sich daran künftig kaum etwas ändert, es wird eher schlimmer: An einigen Routen wird die Belastung sogar noch deutlich zunehmen. Daran kann auch der neue Ring-Tunnel nichts ändern, dessen Eröffnung in Sendling-Westpark mit einem großen Bürgerfest am 25. Juli gefeiert wird.

Gerade auch deshalb hat der Bezirksausschuss des 7. Stadtbezirks das parteipolitische Gezerre weitgehend ausgeblendet, als es darum ging, Stellung zu beziehen zu den Plänen der Stadt, wie man am besten auf diese Belastung reagiert und wie man die Situation der Menschen entscheidend verbessert, die an und mit diesen Verkehrsschneisen leben müssen.

Klar ist, dass die Menschen dort aufatmen werden, wo der neue Tunnel den Großteil des Verkehrs in den Untergrund zieht, etwa am Luise-Kiesselbach-Platz oder entlang der Garmischer Straße. Abgase stoßen die Autos dennoch aus, und deshalb pocht der Bezirksausschuss darauf, dass die Messungen an zwei Punkten in der Nähe der Tunnel-Portale nicht nur ein Jahr lang erfolgen, sondern auch danach. Angesichts der prognostizierten Zunahme des Verkehrs auf der Garmischer Autobahn (A 95) von bisher 60 000 auf künftig 100 000 Autos pro Tag werde es unumgänglich sein, die Belastung der Anwohner durch einen guten Lärmschutz zu verringern. Höchste Zeit sei es auch für den Deckel über der Lindauer Autobahn (A 96). Für dieses Projekt liegt nun der Rahmen für die Machbarkeitsstudie vor. Sie soll ausloten, ob es möglich ist, die Autobahn-Schneise zu überbauen und dies teilweise durch den Verkauf der an der Oberfläche frei werdenden Flächen zu finanzieren.

Außerdem, so fordert es das Stadtteil-Gremium, müsse endlich das geltende Lkw-Durchfahrverbot durchgesetzt werden. Das neue Konzept dafür solle auch konkrete Zahlen zum Lkw-Verkehr in der Garmischer Straße enthalten. Deren Belastung steigt den Prognosen zufolge ohnehin, von 105 000 Fahrzeugen pro Tag im Jahr 2010 auf 145 000 im Jahre 2025, die nun allerdings durch den Tunnel rauschen. An der Oberfläche verbleiben nach der Eröffnung des dritten Ring-Tunnels zwischen 12 500 und 28 500 Fahrzeuge pro Tag. Irgendwann wird es aber auch an den Ein- und Ausfahrten zwischen Lindauer Autobahn und Mittlerem Ring kritisch, 2025 könnten diese laut städtischer Prognose an die "Grenzen der Leistungsfähigkeit" stoßen, so dass Rückstau unvermeidlich sein wird.

Dissens im Bezirksausschuss herrscht lediglich in der Frage des Autobahnrings A 99, dem Ringschluss im Münchner Süden über die Isar hinweg. CSU und FDP plädierten dafür, dieses Projekt in Angriff zu nehmen, unterlagen jedoch der Mehrheit von SPD und Grünen. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat dieses Vorhaben derzeit abgeschrieben.

Aufatmen kann Sendling-Westpark auch durch die vom Bezirksausschuss durchgesetzte Beschilderung. Wer aus dem neuen Tunnel kommend Richtung Innenstadt will, wird künftig über die Garmischer Straße bis in Höhe Donnersbergerbrücke geleitet, so dass andere Straßen des Viertels entlastet werden.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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