Sendling-Westpark:Das große Wunschkonzert

Sendling-Westpark: Diese Eiche an der Krüner Straße wollen die Bürger schützen.

Diese Eiche an der Krüner Straße wollen die Bürger schützen.

(Foto: Robert Haas)

Lindauer Autobahn unter die Erde, noch mehr Lärmschutzwände, Tram-Westtangente sofort: Der Verkehr ist wieder einmal das dominante Thema in der Bürgerversammlung

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Der Partnachplatz wird nicht zur Fußgängerzone, an der Garmischer Autobahn wachsen Lärmschutzwände in die Höhe, die Lindauer Autobahn kommt unter die Erde und der Bau der Tram-Westtangente startet sofort: So ungefähr stellen sich die Bürgerinnen und Bürger von Sendling-Westpark die Zukunft ihres Stadtviertels vor. Mit zum Teil großer Mehrheit beschloss die Bürgerversammlung am Dienstagabend die entsprechenden Forderungen.

Obwohl die Bürgerversammlung dieses Mal im Nachbarbezirk Sendling stattfinden musste, weil in Sendling-Westpark kein ausreichend großer Saal zur Verfügung stand, war der Andrang groß. Etwa 350 Bürger waren in die Dreifachturnhalle an der Gaißacher Straße gekommen. Günter Keller (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses, gab ihnen einleitend in seinem Rechenschaftsbericht einen Überblick über die gelösten und ungelösten Probleme des Viertels.

Keller begann mit dem, was den meisten auf den Nägeln brennt: dem Verkehr. Der neue Südwest-Tunnel habe zwar punktuell Entlastung bewirkt, aber auf den Zufahrtsstraßen zur Röhre gehe es oft schlimmer als vorher zu - immer wieder komme es zu langen Staus und einem hohen Schadstoffausstoß. Deshalb sei es höchste Zeit, dass der Bau der Tram-Westtangente beginne. Dieses umweltfreundliche Verkehrsmittel werde pro Werktag 300 Busse ersetzen und so die Schadstoffbelastung verringern, argumentierte Keller.

Das sah die Mehrheit in der Versammlung ähnlich. Gleich zwei Anträge wurden dazu gestellt, der erste dagegen, der zweite gleich anschließend dafür. Bei der Abstimmung waren die Tram-Befürworter deutlich in der Mehrheit, wie Versammlungsleiterin Katrin Habenschaden, die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Rathaus, erleichtert bilanzierte. Ganz in ihrem Sinne war dann auch der mit überwältigender Mehrheit angenommene Antrag, die Lokalbaukommission in ihrem Kampf gegen ein Bauprojekt zu unterstützen, das einer uralten Eiche an der Krüner Straße gefährlich werden könnte.

Richard Stahnsdorf, Seniorenbeirat im Viertel, hatte diesen Antrag gestellt und war auch mit seinen anderen erfolgreich, nämlich dem Ruf nach einem Elektrofahrdienst für gehbehinderte Bürger im Alten Teil des Waldfriedhofs, sowie nach scharfen Radarkontrollen entlang der Garmischer Autobahn, vom Luise-Kiesselbach-Platz bis zum Kreuzhof einschließlich eines Tempolimits von 50 Stundenkilometern stadtauswärts - was auch Friedrich Huber forderte, der sich in dieser Sache bereits an den Petitionsausschuss im Landtag gewandt hatte.

Erfolg auch für Anne Lindenberg: Sie fährt oft mit dem Rad zu ihrer Praxis an der Würzstraße und ärgert sich dabei jedesmal über die Betonpoller, die zwar Autos am Einfahren hindern, aber so gut getarnt sind, dass sie Radfahrern leicht zum Verhängnis werden können. Große Zustimmung gab es für ihre Forderung, diesen Pollern eine farblich hervorstechende Bauchbinde zu verpassen. Eine ähnlich große Mehrheit verbuchte auch die Forderung, etwa 41 Bäume an der Klingerstraße zu erhalten, die einem Bauprojekt weichen sollen. Mit einem klaren Nein bedachten die Bürger nur wenige Anträge, darunter den von Ingrid Mitkin, die auf der Passauerstraße, zwischen Boschetsrieder und Albert-Roßhaupter-Straße, Tempo 40 forderte. Nicht genügend Resonanz gab es auch für den Vorschlag, das Grillen im Westpark einzuschränken, nämlich, es nur "alle zwei Wochen" zu erlauben.

Die Situation in dieser grünen Lunge von Sendling-Westpark ist gut, sagte Polizeioberrat Christian Wittstadt in seinem Sicherheitsbericht. Er führt dies unter anderem auf die Präsenz der im Sommer eingerichteten Sicherheitswacht zurück, in der sich sieben Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagieren. Probleme sieht er im neuen Heckenstallerpark, wo die Polizeibeamten schon mehrmals nach dem Rechten sehen mussten, weil sich die Bürger durch nächtliche Feiern gestört fühlten. Insgesamt jedoch, so Wittstadt, gebe es einen leichten Rückgang der Straftaten zu vermelden, vor allem die Zahl der Einbrüche konnte signifikant gesenkt werden. Gegen 21 Uhr, nach zwei Stunden Reden, Diskussionen und Abstimmungen, konnten die Bürger also beruhigt den Heimweg antreten.

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