Sendling:Schwieriges Pflaster für kleine Händler

Sendling: Gehört untrennbar zur Geschichte Sendlings: Für die Ladengeschäfte in der Sortieranlage am Westeingang des Großmarktes werden gerade Pächter gesucht.

Gehört untrennbar zur Geschichte Sendlings: Für die Ladengeschäfte in der Sortieranlage am Westeingang des Großmarktes werden gerade Pächter gesucht.

(Foto: Robert Haas)

Sendlings Lokalpolitiker wollen bei der anstehenden Neubelegung der Sortieranlage ein Wörtchen mitreden

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) will an der Auswahl der Mieter für die derzeit ausgeschriebenen Ladengeschäfte in der Sortieranlage - ein Lebensmittelladen und die Räume der ehemaligen Pasticceria - beteiligt werden. Ein entsprechender Antrag, initiiert vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Ernst Dill, wurde in der jüngsten Sitzung einstimmig verabschiedet. Ebenso will der BA wissen, ob die Münchner Markthallen bereit sind, den neuen Mietern bei den Vertragskonditionen entgegenzukommen.

Die Konditionen sollen nach Meinung der Sendlinger so ausfallen, dass eine nachhaltige Wiederbelebung der Sortieranlage und eine kleinteilige Versorgung des Sendlinger Unterfeldes mit frischen Lebensmitteln sichergestellt ist. Bislang geht die Stadt davon aus, dass der Betrieb der Läden sich für die Markthallen rechnen müsse. Und es hieß auch immer wieder seitens der Markthallen, es habe in den vergangenen Jahren nie kleinere Obst- und Gemüsehändler als Bewerber gegeben - ein Zeichen, dass es sich wohl auch für lokale Händler nicht rechne an dem Platz an der Thalkirchner und Oberländerstraße.

Die Sortieranlage liegt zwar räumlich getrennt neben dem Großmarkt am West-Tor, ist aber noch Teil von dessen Satzungsgebiet. Der BA hat ein hohes Interesse daran, dass die Läden dort zum Laufen kommen. Nicht nur, weil die Einkaufsmöglichkeiten in der Gegend derzeit weniger werden und in einigen Jahren wegen des geplanten Neubaus von Wohnungen auf dem Großmarktareal mehr Anwohner zu erwarten sind. Die Sortieranlage gilt auch als ein Kleinod, als wichtiger Bestandteil der Sendlinger Geschichte. Vor einigen Jahren, vor der Räumung wegen Einsturzgefahr, als dort noch der Obst- und Gemüsehändler, der Fischhändler und die Pasticceria die Sendlinger versorgten, sei der Bereich auch ein lebendiger und wichtiger Nachbarschaftstreffpunkt gewesen, erzählen die Anwohner. Kleine Läden mit traditionellem Sortiment - Brot, Gemüse, Fleisch - würden vielen Sendlingern jedenfalls gut an der Stelle passen. Derzeit laufen auch Anträge auf Denkmalschutz und auf Ensembleschutz für die Einzeldenkmale der Großmarkthalle und die Sortieranlage.

Die Zweifel der Stadtteilpolitiker am Einsatz der Münchner Markthallen bei der Belegung und Belebung hat die Stadt bislang nicht ausräumen können. Sie rechnen vielmehr mit einem kompletten Rückzug der Markthallen und fürchten, dass dann die Sortieranlage noch mehr gefährdet ist. SPD-Sprecher Dill forderte seine BA-Kollegen gar auf, selbst mehr in der Sortieranlage einzukaufen: "Leute, kauft Fisch!".

Auch an den fünfmonatigen Erfahrungen des Online-Naturwarenhändlers, der kürzlich gekündigt und damit den Weg frei gemacht hat für einen möglichen Einzug eines richtigen Gemüseladens, will der BA gerne "teilhaben", wie es in der Anfrage heißt. "Wir wollen erfahren, warum dieses Konzept nicht funktioniert hat." Der Einzug des Online-Handels im vergangenen Jahr war in Sendling misstrauisch beobachtet worden. Denn die Markthallen hatten diesen im BA auch als Obst- und Gemüsehändler vorgestellt, doch der erhoffte Straßenverkauf blieb aus. Der Online-Händler will in das alte Kontorhaus auf dem Großmarktareal umziehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: