Sendling:Neues Leben für das Kleinod

Eine Bürgerinitiative will erreichen, dass die Sortieranlage im Großmarkt mit neuen Lokalen und Läden endlich das wird, was sie früher schon mal war - ein zentraler Treffpunkt für die Sendlinger

Von Johannes Korsche, Sendling

In der Debatte um die Zukunft der ehemaligen Sortieranlage des Großmarkts erkling nun eine neue Stimme: die einer Bürgerinitiative. Die Initiative will sich um "die Belegung der leer stehenden Läden" kümmern und eine "nachhaltige Nutzung der gesamten Anlage" mitgestalten, sagt Ernst Dill, der als SPD-Fraktionssprecher im Sendlinger Bezirksausschuss und in der Bürgerinitiative aktiv ist. Auch die Flächen und Gebäude, die durch die geplante Neugestaltung des Sendlinger Großmarktes entlang der Thalkirchner Straße frei werden, wolle die Bürgerinitiative mitgestalten.

Sendling: Inspizieren und diskutieren: Den Sendlingern ist die Zukunft der Sortieranlage nicht egal. Sie wollen mitbestimmen, wie die Gebäude genutzt werden.

Inspizieren und diskutieren: Den Sendlingern ist die Zukunft der Sortieranlage nicht egal. Sie wollen mitbestimmen, wie die Gebäude genutzt werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Am Freitagnachmittag lud sie zu einer Führung in die Sortieranlage und einem anschließenden Picknick vor den Eingangstoren ein. Der Nachmittag sollte zugleich der Auftakt für ein Engagement sein, an dessen Ende die Sortieranlage wieder das ist, was sie einst über lange Zeit war: ein Kleinod in Sendling, das mit seinen Geschäften ein beliebter Treffpunkt für die Anwohner war.

Die Zukunft der Sortieranlage wurde in den letzten Jahren heftig diskutiert. 2009 hatten die Markthallen München, die für die Sortieranlage zuständig sind, die Läden und Restaurants in dem Dreiecksbau zwischen der Gotzinger-, Oberländer- und Thalkirchner Straße räumen lassen. Das Dach sei einsturzgefährdet, hieß es damals. Das Obst- und Gemüsegeschäft, das italienische Restaurant Pasticceria und der Fischladen mussten ausziehen. Doch selbst als das Dach hergerichtet war, kam das Leben in dem einst so beliebten und belebten Nachbarschaftstreff nur sehr schleppend zurück - wenn überhaupt. Caroline Geist wohnt schräg gegenüber der Sortieranlage. Sie erinnert sich noch an die Zeit, als es die Pasticceria gab und die Sortieranlage noch einen ganz anderen Charakter hatte. "Ein Ort mit so viel Charme könnte eine Art Zentrum für das Viertel werden", sagt sie. Dass die Läden so lange leer stehen, dürfe die Stadt eigentlich nicht akzeptieren. "Eine Stadt hat auch die Verantwortung, ein Viertel lebenswert zu machen", sagt Geist.

Sendling: Eine Frage, viele Antworten: Die Sendlinger notierten auf großen Pinnwänden, was ihnen die Sortieranlage bedeutet.

Eine Frage, viele Antworten: Die Sendlinger notierten auf großen Pinnwänden, was ihnen die Sortieranlage bedeutet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die leer stehenden Geschäftszeilen dürften auch Boris Schwartz, Leiter der Markthallen München, nicht gefallen. Doch entweder es finden sich "keine verwertbaren Bewerbungen" - wie im Fall des ehemaligen Obst- und Gemüsegeschäfts, dessen Ausschreibung vor Kurzem erst endete; und ein Mieter muss in mühsamen Einzelgesprächen gefunden werden. Oder die Vergabe der Markthallen erntet Kritik von Bürgern und BA - wie bei dem designierten Nachfolger der Pasticceria: einem Ableger einer mexikanischen Fast-Food-Kette. "Dabei wollen wir doch was zum Verweilen", sagt eine Anwohnerin deutlich vernehmbar, als Schwartz diese Pläne vorstellt. Vor allem abends, wenn ein solches Schnellrestaurant bereits geschlossen sein würde.

Vor dem Hintergrund, dass der Sendlinger Großmarkt bis 2025 umgestaltet werden soll und dass in direkter Nachbarschaft der Sortieranlage "300 bis 400 Wohnungen neu entstehen" sollen, wie BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) sagt, wollen die Sendlinger vor allem eines: "Ich will hier ein Stück altes Sendling zurück", sagt eine Anwohnerin, "so ein bisschen Folklore haben wir ja immer gerne." Im Anschluss an die Führung fangen die Sendlinger schon einmal damit an, der Sortieranlage Leben einzuhauchen. Bei einem gemeinsamen Picknick und Gesprächen lassen sie den Abend vor dem Eingangstor der Sortieranlage ausklingen.

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