Sendling:Kunst im Discounter

Sendling: Bevor der Penny-Markt einzog, gab es in diesem Gebäude ein Kino. Nun steht der Abriss an. Wohnungen sollen entstehen.

Bevor der Penny-Markt einzog, gab es in diesem Gebäude ein Kino. Nun steht der Abriss an. Wohnungen sollen entstehen.

(Foto: Reinhold Rühl)

Anfang Oktober wird der ehemalige Penny-Markt zum Ausstellungsort bei den offenen Ateliertagen Sendlings

Von Birgit Lotze, Sendling

Wenn die Sendlinger Künstler am zweiten Oktober-Wochenende wieder ihre Ateliers für Besucher öffnen, steht nicht wie in den vergangenen zwei Jahren ein massiver Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt, sondern ein ehemaliger Penny-Markt. Der Lebensmittel-Discounter ist aus dem Bau an der Ecke Oberländer- und Danklstraße ausgezogen. Jetzt werden die Räume für einige Tage zur "Kunsthalle". Auf 370 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigen Künstler Bilder, Objekte und Filme. Der Vorteil der großen Ladenfläche liegt auf der Hand: Endlich können auch großflächige Formate ansprechend gezeigt werden.

Die Gemeinschaftsausstellung in dem früheren Supermarkt ist zentraler Anlaufpunkt für die Besucher von "Kunst in Sendling". 88 Maler, Bildhauer, Fotografen und Filmemacher sind dabei. Sie stellen nicht nur in der "Kunsthalle" aus, sie öffnen auch an 47 Standorten in Sendling die Türen ihrer Ateliers und Arbeitsräume für das Publikum. Darüber hinaus kann man als Besucher auch bei Führungen die Künstlerszene kennenlernen, Konzerte hören und Singen lernen, es gibt Performances, Workshops, Lesungen, Filme.

Der zur Kunsthalle umfunktionierte Supermarkt war früher ein Kino. Das "Sendlinger Lichtspielhaus" wurde 1929 erbaut und musste, wie viele Kinos in den Stadtvierteln, vor dem Fernsehen kapitulieren. Mitte der Sechzigerjahre sollen Karl-May-Filme auf der Leinwand zu sehen gewesen sein, hat Reinhold Rühl vom Verein "Kunst in Sendling", der die offenen Ateliertage organisiert, recherchiert. 1968 wurde das Kino geschlossen und zu einem Supermarkt umgebaut.

Die Firma Südhausbau hat inzwischen das Grundstück gekauft, sie will dort neue Wohnungen bauen. Bevor die Abrissbagger anrücken, dürfen die Künstler den Raum zwischennutzen. Das Wasser ist abgestellt, auch einen Generator müssen sich die Künstler selbst besorgen, doch sie seien überglücklich über den ungewöhnlichen Ausstellungsort, sagt Rühl.

Die offenen Ateliertage, die bereits zum zwölften Mal stattfinden, werden am Freitag, 9. Oktober, um 18 Uhr im ehemaligen Kino mit einem Beitrag Rühls, der Filmemacher ist, eröffnet: "Kunstrausch" ist ein Dokumentarfilm, der während der Ateliertage 2013 in Sendling gedreht wurde. Um 19 Uhr beginnen viele Veranstaltungen. So präsentiert Ines Honsel in der Kunsthalle eine Tanz-Performance, bei der Mehl eine große Rolle spielen soll. Die Gruppe "Die Sendlinger" und Singleiter Andreas Schmidt bieten die Gelegenheit, sich beherzt in die Sangeslust zu stürzen. Die Band D&C Just Duo it spielt im Bildhauer-Atelier, Kidlerstraße 3. Matthias Kübler und Mike Kroiss präsentieren in der Plinganserstraße 15 Kurzgeschichten. Live-Painting miterleben kann man in der Fuggerstraße 4 bis 6. Dort im Innenhof zeigen auch die Stageworks-Puppets ein geistreiches Puppenspiel, das H-Team organisiert einen Workshop im kreativen Drucken.

Eine Hommage an Sendling kann man in der Volkshochschule an der Albert-Roßhaupter-Straße 8 in Raum 309 miterleben. Elf Autoren der Schreibwerkstatt haben sich mit Sendlingern unterhalten, die sich 1994 hatten von Stefan Caspari fotografieren lassen. Auch um 20 Uhr beginnen vielfach Konzerte und mehr. Bis Sonntagabend kann man die Kunstszene erkunden. Dabei gibt es Kunsträume an versteckten Plätzen und in idyllischen Hinterhöfen zu entdecken. Insider-Führungen durch die Ateliers bieten zwei Kunstexpertinnen an: Interessenten dafür können sich im Café Kreislauf an der Daiserstraße 22 anmelden.

Die offenen Ateliertage in Sendling sind von Freitag, 9. Oktober, 18 bis 22 Uhr, Samstag von 14 bis 22 Uhr und Sonntag, 11.Oktober, von 14 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen frei.

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