Sendling:König Fußball gewinnt

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Sendlings Bezirksausschuss klagt, dass ihn das Kommunalreferat über den Bunker-Mieter wochenlang im Unklaren lässt

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Stadtteilpolitiker in Sendling sind, gelinde gesagt, sehr ungehalten über die Informationspolitik des Kommunalreferates - die Transparenz in diesem Referat sei "völlig rudimentär ausgebildet". So formuliert es SPD-Fraktionschef Ernst Dill. Seit Wochen bereits soll feststehen, wer in den nächsten zehn Jahren den Hochbunker an der Ecke Gaißacher-/Thalkirchner Straße bespielen darf. Doch das Referat, so lautet die Klage im Stadtteil, melde sich nicht und weigere sich auch auf Nachfragen, den neuen Mieter öffentlich zu nennen. Nach mehrfachen Nachfragen der Süddeutschen Zeitung bestätigte am späten Dienstag der Sprecher des Kommunalreferates, Bernd Plank, dass es sich bei dem neuen Mieter um den "Verein zur Pflege der Münchner Fußballkultur" handelt, der sich erst im April 2015 gegründet hat. Im Sendlinger Bezirksausschuss dagegen herrschte am Montagabend noch völlige Unkenntnis. Ergebnis der Diskussion war ein Fragenkatalog an das Referat: Warum wird der Bezirksausschuss (BA) nicht informiert, welche Zielsetzung und welchen Stadtteilbezug hat der neue Mieter? Auf bisherige Anfragen hatte das Referat angeblich nur mit dürren Worten geantwortet. In einem Schreiben des Referenten Axel Markwardt von Mitte Dezember heißt es, die Ausschreibung sei beendet. Es seien ausschließlich soziokulturelle Bewerbungen eingegangen, das Kommunalreferat verhandle derzeit mit dem Höchstbieter über Vertragsdetails.

Für Grünen-Sprecher Rene Kaiser hat die Aussage, das Referat habe mit dem Mieter Stillschweigen vereinbart, ein "Gschmäckle". Auch andere Gremiumsmitglieder äußerten sich argwöhnisch, zumal bekannt wurde, dass die Ausschreibefrist, terminiert auf drei Monate, offenbar verlängert wurde - angeblich mehrmals. Die Unterlagen sind noch nicht vollständig beigebracht, habe die Stadt dieses Vorgehen begründet. Jan Erdmann (Grüne) stellte die Frage in den Raum, ob solange verlängert worden sei, bis die Unterlagen zur Ausschreibung gepasst hätten: "... und dann bekommt dieser Verein den Zuschlag".

Ernst Dill hob hervor, dass die Behörde sich nicht nur in der Bunker-Frage verschlossen zeige. Ebenso lasse man die Sendlinger zum Neubau der Großmarkthalle und zum Schicksal der Sortieranlage im Unklaren, es gebe keine Antworten auf Fragen. Sogar während der Bürgerversammlung, bei der die Zukunft der Großmarkthalle auf der Agenda stand, habe sich das Kommunalreferat nicht geäußert.

Der Bunker ist seit Jahren ein Politikum. Der BA und Bürger setzten sich dafür ein, dass er nicht abgerissen oder als Luxusobjekt verkauft wird. Erst als der Bunker 2014 unter Denkmalschutz gestellt wurde, war sein Fortbestehen gesichert. Zunächst versuchte der eigens gegründete Verein "Sendlinger Bunker", das renovierungsbedürftige Gebäude zu beleben. Der Bunker-Verein gab fristgerecht eine Bewerbung ab, als die Stadt den fünfstöckigen Bau zur Vermietung ausschrieb - Künstler sollten in dem an Veranstaltungsräumen armen Viertel ausstellen, Bands proben. In jedem Fall sollte der Bunker allen Sendlingern zugänglich sein. Der Nachbarschaftstreff Ely wollte ein Café öffnen. Im Oktober erreichte den Verein die Absage der Stadt - ohne Begründung.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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