Sendling:Kleiner Lichtblick

Bauarbeiten zum Sendlinger Clearinghaus, das Grundstück befindet sich an der Plinganser Straße 27 bis 31, Sendling

Es geht voran und hinab: Die Bagger an der Plinganserstraße fressen sich derzeit durch den Isarhang.

(Foto: Florian Peljak)

Das Clearinghaus an der Plinganserstraße steht nach wie vor in der Diskussion. Jetzt ist immerhin ein Durchgang zugesagt

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Bau des Clearinghauses wird in Sendling mit Argwohn gesehen: Autofahrer fühlen sich durch die Baustelle gestört, die Plinganserstraße soll noch gut zwei weitere Jahre zwischen Oberländer- und Lindenschmitstraße einspurig bleiben; die Kinder der angrenzenden Grundschule sind durch den nicht endenden Verkehrsfluss gefährdet. Und Ortskern- und Ensembleschützer klagen, dass das letzte größere freie Stück der viel gerühmten Sendlinger Isar-Hangkante beackert und gleichförmig gemacht wird. Sie fürchten, die katholische Kirche könnte einen Koloss mit dem Charme eines Betonriegels hinstellen - mitten ins Sendlinger Zentrum, gleich neben Häuser unter Denkmal- und Ensembleschutz.

Jetzt hat das Sozialreferat der Stadt erstmals seit Jahren ein in Sendling als positiv gewertetes Signal zum Clearinghaus geschickt: Die vom Bezirksausschuss geforderte "Durchwegung" - ein öffentlicher Weg von der Plinganserstraße hinunter zur Kidlerstraße - werde gebaut, so lautet die Zusage. Ob das dann auch die vom Bezirksausschuss erhoffte Transparenz des vierstöckigen Bauwerkes mit sich bringt, wird sich zeigen, denn: Ein Durchbruch im Gebäuderiegel ist offenbar nicht geplant. Beim Katholischen Siedlungswerk spricht man von einer Treppe am Rand des Hauses - so, wie es das Siegerkonzept des Architekturwettbewerbs vorsieht.

Offenbar haben sich zumindest die verschiedenen Referate jetzt nach Jahren geeinigt. Die Verbindung soll nun vom Katholischen Siedlungswerk gebaut werden, die Finanzierung übernimmt die Stadt München. Der Katholische Mannerfürsorgeverein, der auch das Clearinghaus organisieren wird, übernimmt den Unterhalt, und auch der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), dem der untere Teil des Grundstücks für den geplanten Weg gehört, hat inzwischen Unterstützung signalisiert. Allerdings: Nach wie vor ist nicht geklärt, in welcher Form der SkF der Grund überlassen wird. Der Sozialdienst katholischer Frauen hatte sich jahrelang gegen eine Abtretung gewehrt, da er durch den Weg Nachteile für den eigenen Kindergarten unterhalb des geplanten Clearinghauses befürchtete. Inzwischen will er zumindest von der Verpflichtung zu Unterhalt und Verkehrssicherung befreit werden.

Das Grundstück an der Plinganserstraße 27 bis 31 wurde in den vergangenen 70 Jahren als Freifläche für den Kindergarten genutzt. Zuvor stand dort das Sendlinger Feuerwehrhaus, nach Kriegsende wurden Brand- und Baustoffreste gelagert. Das Clearinghaus - der Rohbau soll bald beginnen - wird 31 wohnungslosen Frauen und Familien übergangsweise zur Verfügung stehen; Ziel ist, dass sie innerhalb eines halben Jahres ein eigenes, neues Zuhause finden. Dabei werden sie intensiv betreut.

Das Clearinghaus-Konzept gibt es innerhalb der Wohnungslosenhilfe seit gut zehn Jahren, es soll Wohnen statt Unterbringen ermöglichen. In München gibt es derzeit sechs Clearinghäuser; die Stadt selbst betreibt vier der Adressen.

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