Sendling:Feinkost und Fastfood

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In Gefahr: Pläne zum Abriss der Sortieranlage sind noch nicht vom Tisch. (Foto: Stephan Rumpf)

In der ehemaligen Sortieranlage am Großmarkt werden demnächst ein Laden und ein Lokal eröffnen

Von Birgit Lotze, Sendling

Zwei der Gewerberäume in der ehemaligen Sortieranlage vor dem Tor zum Großmarktareal beim Gotzinger Platz stehen immer noch leer. Doch bald könnte sich etwas tun. Zumindest soll ein italienischer Feinkost- und Obstladen Ende des Monats einziehen. Dies hat der Bezirksausschuss (BA) bei einem Gespräch mit dem Kommunalreferat erfahren. Die Filiale der mexikanischen Fastfood-Kette, die von den Markthallen entgegen den Wünschen aus Sendling für die Räume der ehemaligen Pasticceria Bussone ausgewählt worden ist, werde noch umgebaut und solle im Sommer eröffnen. Die Sendlinger hatten sich ein Lokal gewünscht, das auch abends geöffnet hat. Die Markthallen sahen jedoch keinen "Mehrbedarf an nächtlicher Lokalität an dieser Stelle", wie es in einer Antwort an den BA hieß. Ihr Interesse: Die Händler des Großmarkts sollen tagsüber die Möglichkeit haben, sich in den Gastrobetrieben in der Sortieranlage zu versorgen - meist an der Schaschlikbude oder beim türkischen Imbiss.

Abzusehen ist auch, dass die Sortieranlage früher oder später nicht mehr den Markthallen, sondern direkt dem Kommunalreferat zugeordnet wird. Denn die Markthallen haben dort bald keine Aufgaben mehr: Schon jetzt sind nur noch wenige Lagerräume im Innenhof von Händlern belegt. Überwiegend sind es Straßenhändler, die ihre Anhänger mit den Aufbauten für die Obststände dort parken. Geht es nach dem Wunsch des Bezirksausschusses, sollen auch sie spätestens im Zuge des Umbaus der Großmarkthallen, der für 2023 angepeilt ist, eine Ecke auf dem Großmarktgelände erhalten - also aus der Sortieranlage ausziehen.

Der Bezirksausschuss setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Sortieranlage, die 2009 wegen Einsturzgefahr geräumt wurde, wieder vollständig belegt wird. Ziel ist, sie zu erhalten und möglichst noch stärker zu nutzen. "Sie soll richtig leben", sagt der BA-Vorsitzende Markus Lutz (SPD). Auch eine Bürgerinitiative kämpft seit einigen Monaten für dieses Ziel. Der BA hatte in der Vergangenheit mehrmals geäußert, die Markthallen würden sich zu wenig für eine Wiederbelebung des Ensembles einsetzen.

Befürchtungen, dass das Gebäude, für viele Sendlinger ein Kleinod, verkauft und abgerissen werden könnte, sind noch nicht vom Tisch. Doch auch das Planungsreferat hat sich inzwischen für eine Erhaltung ausgesprochen - vor allem vor dem Hintergrund, dass dort ein neues Wohngebiet entstehen soll. Derzeit ist geplant, dass die Markthallen sich an die Schäftlarnstraße zurückziehen und damit ein großes Gebiet an der Thalkirchner Straße - etwa ein Drittel des derzeitigen Großmarktareals - freigeben. Die Stadt würde dort hunderte Wohnungen bauen.

Allerdings ist nach wie vor unklar, wie es mit dem Großmarkt weitergeht. Es ist noch nicht einmal sicher, dass ein Neubau kommt - geplant ist ein 500 Meter langes Gebäude, das die rund 400 Händler aus den derzeit über das Gelände verteilten Hallen vereinen würde. Die Markthallen wollen im Juli ein überarbeitetes Neubau-Konzept vorstellen - einige Stadträte hatten moniert, dass die neue Halle zu kostspielig werde. Doch selbst ein Auszug ist inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. Zwar wolle wohl kaum jemand in München die Händler verlieren, sagt Lutz. Zumal auch mehr als 2000 Arbeitsplätze am Großmarkt hingen. Doch so oder so - ein Wegzug des Großmarkts müsse einer Wiederbelebung der Sortieranlage nicht im Weg stehen. Lutz: "Dann wären alle Flächen frei und wir müssen uns genauso überlegen, wie die Menschen, die dann dorthin ziehen, versorgt werden."

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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