Sendling:Ein Leben in wenigen Zeilen

Sendling: Unvergessen: Die Sendlinger Aktivistin Resi Huber († 2000).

Unvergessen: Die Sendlinger Aktivistin Resi Huber († 2000).

(Foto: privat)

Sendlings Bezirksausschuss wehrt sich gegen den Infotext, den die Stadt für den Resi-Huber-Platz vorschlägt

Von Birgit Lotze, Sendling

Der Platz am Schnittpunkt der Impler- und der Thalkirchner Straße in Sendling trägt bereits den Namen der Sendlinger Friedensaktivistin und überzeugten Kommunistin Resi Huber. Was bislang trotz der Ankündigung der Stadt fehlt, sind Schilder mit Informationen über die Namensgeberin. Die Behörde und der Bezirksausschuss streiten seit Jahren darum, was auf dem Schild stehen soll. "Resi Huber (1920-2000) half Häftlingen im Konzentrationslager Dachau und riskierte dafür ihr Leben" - so lautet die Version der Stadt, die der Ältestenrat bestätigt hat.

Die Stadt hat den Bezirksausschuss jetzt aufgefordert, mitzuteilen, wie viele Gedenktafeln benötigt werden; dann könnten sie bestellt werden. Doch dem Bezirksausschuss (BA) ist die städtische Formulierung für die Erinnerungstafel zu eng und zu einseitig. Resi Huber sei in Sendling vor allem als Antifaschistin und durch ihre langjährige Aufklärungsarbeit als Zeitzeugin aufgefallen. "Man kann die Lebensleistung von Resi Huber nicht auf ihre Unterstützung von KZ-Häftlingen reduzieren", stellte Jan Erdmann (Grüne) jüngst in der Sitzung des Bezirksausschusses fest. Erdmann bezeichnete es als "maßlos ärgerlich" und "unverschämt", dass der Ältestenrat sich nicht beim BA oder in der Kulturschmiede nach Hubers Wirken erkundigt hat. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Dill hält nichts von der vom Kommunalreferat vorgeschlagenen Aufschrift: "Für uns ist entscheidend, dass sie Antifaschistin war." Der Bezirksausschuss will jetzt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bitten, sich einzuschalten.

Eigentlich ist die Entscheidung gefallen, dem Votum des Ältestenrates kann ein Bezirksausschuss nicht widersprechen. Doch so einfach beigeben wollen die Sendlinger nicht. Die Auseinandersetzung über die Infos zu Resi Huber war vor einem Jahr auch Auslöser für die Forderung von Ernst Dill, dass über Menschen, derer im Viertel gedacht werden soll, nur an Ort und Stelle entschieden werden soll - nicht in städtischen Behörden und Gremien.

Das Kommunalreferat hatte die Absage an eine Erweiterung der Aufschrift damit begründet, dass bei der Ehrung einer Persönlichkeit mit einer Straßenbenennung nicht deren politische Überzeugung, sondern die politische Lebensleistung im Vordergrund stehe. Die Lebensleistung von Resi Huber sei in erster Linie in ihrer mutigen Hilfe für die KZ-Häftlinge zu sehen.

Die gebürtige Dachauerin Resi Huber arbeitete als Zivilangestellte im Kräutergarten des Konzentrationslagers Dachau. In dieser Zeit schmuggelte sie unter Lebensgefahr Lebensmittel und Briefe für die Häftlinge in das Lager. Nach dem Krieg kümmerte sie sich um Verfolgte des NS-Regimes und war bis zu ihrem Tod vielerorts als Zeitzeugin gefragt.

Das Erinnerungsschild für Resi Huber ist Teil einer Reihe von Erläuterungstafeln, die der Sendlinger Bezirksausschuss zur Erinnerung an Sendlinger NS-Verfolgte und Widerstandskämpfer anbringen lassen will. Solche Erklärtafeln soll es bald auch an der Adalbert-Roßhaupter- und der Fritz-Endres-Straße, am Franziska-Reindl-Platz und am Max-Hirschberg-Weg geben.

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