Sendling:Der Bunker der Sechziger-Fans

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Der Verein zur Pflege der Münchner Fußballkultur renoviert den Komplex an der Thalkirchner Straße und will demnächst zum Tag der offenen Tür einladen

Von Birgit Lotze, Sendling

Eigentlich hatte der Sendlinger Bezirksausschuss den Besuch des "Vereins zur Pflege der Münchner Fußballkultur" bereits vor mehr als einem Jahr erwartet. Am Montagabend tauchte eine vierköpfige Abordnung der neuen Betreiber des Hochbunkers an der Ecke Thalkirchner-/Gaißacher Straße dann doch in der Sitzung auf - wenn auch nicht die drei Vorsitzenden. Die seien verhindert, erklärte Thomas Briel, der sich als künftiger Ansprechpartner für die Stadtviertelpolitiker anbot. Dass sich bislang niemand bei den politischen Vertretern im Viertel gemeldet hat, begründete er mit einem "Mietvertrag auf Probe". Die Stadt habe dem Verein erst kürzlich den Bunker langfristig übertragen. Auch konzentriere man sich gerade auf den Innenausbau. Alle Fenster und Sanitäranlagen seien ausgetauscht worden, "tausend Behördengänge" absolviert. "Wir renovieren in Eigenregie."

Mehr als ein Jahr ist in Sendling gerätselt worden, wer denn dieser ominöse Verein ist, der im Vereinsregister mit einer offenbar nicht mehr gültigen Adresse eingetragen ist und nicht einmal eine eigene Website hat. Dahinter steckten, so erklärte Vereinsmitglied Thomas Briel, der beruflich eine PR-Agentur im Lehel betreibt, mehr als 300 Fans des TSV 1860, vor allem "Ehrenamtliche" - Menschen zwischen zwölf und 70 Jahren, "aus allen Abteilungen". Viele von ihnen hätten mit der Fußballabteilung zu tun, doch auch andere Abteilungen wie Rudern, Bergsteigen, Skifahren oder Kegeln seien vertreten. Jedes Mitglied zahle mindestens fünf Euro monatlich, wer könne, auch mehr. Auch wegen dieser Beiträge, aber vor allem, weil der Verein wohl als einziger von fünf Bewerbern ein "absolut tragfähiges Konzept" vorlegen konnte, habe die Stadt den Freunden der Fußballkultur den Zuschlag erteilt, sagte Briel stolz. "Gerüchte, dass der Bunker uns zugeschustert wurde, weil jemand im Kommunalreferat dem TSV 1860 nahesteht, stimmen nicht."

Die BA-Mitglieder wollten vor allem wissen, wie sich der Münchner Verein in Sendling einbringen will. So will der Verein bald den Kiosk im Garten des Bunkers öffnen. Thomas Briel sagte zu, in einigen Wochen einen Tag der offenen Tür anzusetzen, die Lokalpolitiker einzuladen und sich auch beim Harras-Fest einzubringen. Die Sechziger hätten Erfahrung "mit Charity".

Auch auf die Anregung aus dem Plenum, an der Bunkermauer eine Tafel anzubringen, auf der ersichtlich werde, dass es sich um einen Kriegsluftschutzbunker handle, ging Briel ein. BA-Chef Markus Lutz (SPD) riet, sich für die Inschrift mit dem Verein Sendlinger Kulturschmiede zusammenzusetzen. Da der Verein sich gern wohltätig zeige, verwies ihn Lutz zudem an den Treff Elly. Der Nachbarschaftstreff an der Thalkirchner Straße 190 hatte sich mangels Räumen mit dem Verein "Sendlinger Bunker" ebenfalls um den Bunker beworben.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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