Sendling:Böse Attacke

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Unbekannte lassen die Bienen des Münchner Imkers Andreas Bock erfrieren. Jetzt werden Zeugen gesucht

Von Berthold Neff, Sendling

Seit fünf Jahren schon summen die Bienen des Imkers Andreas Bock auf der Stemmerwiese, sein "Bio-Stadthonig" verkauft sich im Viertel und in der übrigen Stadt sehr gut, Schulklassen und Kindergartengruppen informieren sich gerne auf der Sendlinger Bienenwiese, wie das Naturprodukt Honig entsteht. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist dieses Idyll jedoch in große Gefahr geraten. Bisher unbekannte Täter haben alle Deckel von den etwa einem Dutzend Bienenstöcken entfernt, was zur Folge hatte, dass viele Bienen die Nacht bei Minusgraden nicht überlebten. Der Ausmaß des Schadens ist noch nicht überschaubar.

Noch Schlimmeres wurde offenbar nur dadurch verhindert, dass eine Nachbarin die Schäden doch noch entdeckte. Eine Anwohnerin, die sich um den naturnah gehaltenen Blühstreifen auf der Stemmerwiese kümmert, setzte dann Sonntagfrüh die Deckel wieder auf die Bienenkästen, berichtet Imker Andreas Bock. Er hat sich inzwischen im Internet mit einem Aufruf an die Sendlinger gewandt und bittet um Mithilfe bei der Suche nach den Tätern. Wer mit Informationen weiterhelfen kann, sollte sich bei der Polizeiinspektion Sendling an der Treffauerstraße 56 unter der Telefonnummer 74 35 60 melden.

Andreas Bock hat 2007 mit der Imkerei begonnen, zunächst nur als Hobby. 2010 jedoch gab der damals 50-Jährige seine Anstellung bei einem großen Münchner Verlag auf und verlegte sich ganz aufs Imkern. Auf der Stemmerwiese begann er mit sechs Bienenstöcken und erntete 2012 seinen ersten Stadthonig, einen Mischhonig. Inzwischen ist er mit seinen Bienenvölkern auch in der Pupplinger Au, am Starnberger See und an weiteren Standorten im Münchner Westen, aber auch in Schwabing präsent. Er produziert nach den Bio-Richtlinien des Verbandes Demeter. Gerne gibt er sein Wissen an die Jugend weiter, er hält praktische Vorträge in Schulklassen und zeigt Besuchergruppen gleich an Ort und Stelle auf der Stemmerwiese die faszinierende Welt der Bienen. Zwei Jahre lang leitete er eine Schulimkerei an einer Montessori-Schule.

Etwa ein Viertel seines Bestandes hat Andreas Bock in der Stadt angesiedelt. Die Luft ist in der Stadt zwar meist belasteter als auf dem Land, dafür aber gibt es weniger Pestizide. Außerdem ist die Vielfalt an Blüten höher, während die Monokulturen auf dem Land den Bienen oft nur einen eingeschränkten Speiseplan bieten. In der Stadt profitieren die Bienen auch von höheren Temperaturen, können früher als anderswo ausschwärmen.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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