Sendling:Autos statt Kinder

Das Schulreferat besteht trotz des beengten Pausenhofes der Implerschule auf den Lehrer-Parkplätzen

Die Bäume sind gerodet, die Fundamentarbeiten erledigt, Ende April soll mit dem Bau des Pavillons auf dem Pausenhof der Grund- und Mittelschule an der Implerstraße begonnen werden. Zwei Klassen der Mittelschule sollen nach den Sommerferien dort einziehen. Die Schule braucht die neuen Klassenzimmer dringend, die Schülerzahlen haben sich in sieben Jahren fast verdoppelt. Das Problem: Der Container soll für die nächsten zehn Jahre auf dem bereits jetzt schon beengten Schulhof stehen bleiben.

Damit die Kinder mehr Platz bekommen, hat der Bezirksausschuss (BA) Sendling das Referat für Bildung und Sport (RBS) jetzt aufgefordert, die zehn Lehrerparkplätze auf dem Schulhof aufzulösen und nach Alternativen in der näheren Umgebung zu suchen; zum Beispiel in einer benachbarten Tiefgarage. Die Antwort des Schulreferates allerdings erzürnte die Stadtteilpolitiker - es fielen Vokabel wie bösartig, polemisch oder "Schwadroniererei". Das Referat äußert sich in seiner Stellungnahme offenbar mit keinem Wort dazu, wie für die Kinder Platz geschaffen werden kann, sondern stellt nur fest, dass die Autos dort bleiben müssen.

Das Schulreferat beruft sich wegen der Lehrerparkplätze auf die Bayerische Bauordnung. Daran sei es gebunden, deshalb könne man "von der grundlegenden Linie nicht abweichen", teilt das RBS mit. Das stimmt so nicht, kommentierte Ernst Dill, SPD-Fraktionssprecherr und Jurist. Wenn die Schulverwaltung wollte, was offensichtlich nicht der Fall sei, und das Wohl der Kinder es erfordere, seien Ausnahmen und Befreiungen durchaus möglich. Dill schlug vor, dass der Bezirksausschuss den Pausenhof besucht und die Lage selbst erkundet.

Das RBS will offenbar vermeiden, dass auch andere Schulen auf die Idee kommen, Freiflächen für Kinder zu Lasten von Parkplätzen zu vergrößern. Externe Parkplätze auf Privatgrund seien mit laufenden Folgekosten verbunden und schafften "zahlreiche Bezugsfälle", führt das Schulreferat in dem Schreiben an den Bezirksausschuss an; externe Lehrerparkplätze seien wegen der "präjudizierenden Wirkung" abzulehnen.

Das RBS wirft den Stadtteilpolitikern indirekt auch vor, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Die Lehrer, so habe ein Gespräch mit der "Schulfamilie" ergeben, wollten gar nicht auf die Parkplätze verzichten, wie es der BA mitgeteilt hatte. Vielmehr würden die Lehrerparkplätze sogar dringend benötigt: Durch die Erweiterung der Schule mit den zwei Container-Klassenzimmern stehen den Pädagogen künftig zwölf statt zehn Plätze zu.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: