Sendling:Angst vor der Kaperung

MS Utting über der Lagerhausstraße

Hoch auf dem Trockenen: Bislang gilt die MS Utting als Kunstobjekt und wartet auf feiernde Besucher.

(Foto: Florian Peljak)

Noch fehlt der "MS Utting" die Baugenehmigung als Veranstaltungsort. Lokalpolitiker fürchten, übergangen zu werden

Von Birgit Lotze, Sendling

Die MS Utting thront derzeit "als Kunstobjekt" auf einem Gleis über der Lagerhausstraße im Gewirr der Bahnschienen und Unterführungen zwischen Großmarkt und Viehhofgelände. Doch schon jetzt, obwohl noch nicht einmal der Antrag für eine Baugenehmigung für einen Veranstaltungsort bei den Behörden eingegangen, machen sich Anwohner aus dem Dreimühlenviertel Sorgen darüber, dass sie unter Umständen vom Sommer an nicht mehr schlafen können. Auch im Bezirksausschuss Sendling sind dazu zwei Anträge eingegangen. Behandelt wurden sie bislang aber nicht, denn: Man will erst darüber reden, wenn entsprechende Informationen vorliegen, auch gebe es noch kein Anhörungsverfahren, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Dill: "Das Anbrüten nicht gelegter Eier finde ich überflüssig."

Allerdings fordern die BA-Mitglieder von der Stadt, dass sie rechtzeitig einbezogen und informiert werden wollen, sobald ein Bauantrag vorliegt. "Ohne den BA gibt es keine Eröffnung, keinen Kaffee, keine Freischankfläche", stellte der Vorsitzende Markus Lutz (SPD) fest. Denn im Laufe der Diskussion zeigte sich, dass einige Mitglieder im Zusammenhang mit der MS Utting der Stadt misstrauen; sie fürchten, dass der Bezirksausschuss bei der Genehmigung übergangen werden könnte. Grünen-Fraktionssprecher Rene Kaiser vermutet sogar, dass "bestimmte Akteure im Hintergrund arbeiten", die das Vorhaben sehr begrüßen: "Das Projekt ist sehr prestigeträchtig für die Stadt, wir sind da nur eine kleine Anlaufstelle."

Es sei "eigenartig, wie das Ganze läuft", erklärte Elisabeth Robles-Salgado (Grüne). Zwar sei der BA vom Veranstalter über seine Pläne informiert worden, die auch sehr begrüßt worden seien. Aber dem Gremium sei nie ein Antrag zugegangen - weder zum Kunstobjekt selbst noch zur vermutlich bald anstehenden Bewirtschaftung des Schiffes; immerhin gebe der Verein Wannda bereits Interviews zum künftigen Programm. Der CSU-Fraktionschef Michael Kaiser verspürt "Bauchgrimmen"; der BA müsse in diesem Fall seine Beteiligungsrechte einfordern. Schließlich sei der Bezirksausschuss bereits im Zusammenhang mit der Platzierung des ausgemusterten Schiffes als Kunstprojekt nicht gefragt worden, die Lokalbaukommission habe darüber im Alleingang innerhalb kurzer Zeit entschieden. Ernst Dill beruhigte die Gemüter: "Sie wissen, wir warten. Und sie kommen nicht an uns vorbei."

Daniel Hahn vom Verein Wannda, der auch Bahnwärter Thiel betreibt, hatte zwar als Starttermin den Frühsommer im Kopf, doch auch angekündigt, dass die Vorbereitungen für eine Bauplanung länger dauern könnten. Die Lokalbaukommission hatte bereits vor zwei Monaten erklärt, warum der BA ursprünglich nicht eingeschaltet war: Die MS Utting musste unter Zeitdruck aus dem Ammersee gehoben und in München aufgestellt werden, was mit einer Genehmigung als Kunstprojekt unkompliziert war; über die künftige Nutzung werde noch gesprochen.

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