Roland Fritsch, Leiter von Ars Musica im Stemmerhof in Sendling, erzählt gerne, sein Projekt sei eigentlich ein Zufallsprodukt: Vor zehn Jahren, zur Vernissage einer Ausstellung im Café des Stemmerhofs, war ein Trio geladen. Es sollte Debussy als konzertantes Begleitprogramm spielen. Anstelle des Restaurant-Ambientes mit Geschirrgeklapper zogen die drei Profi-Musiker einen stilleren Lagerraum im ersten Stock des ehemaligen Bauernhofs als Bühne vor. Roland Fritsch hatte dort seine Werkstatt für Musikinstrumente eingerichtet. Er wollte den Musikern den Wunsch nicht abschlagen und baute das Lager in einen provisorischen Veranstaltungsraum um.
Das war der Anfang von Ars Musica - beinahe 1500 Veranstaltungen hat es im Laufe der Jahre auf dem Stemmerhof gegeben. Klassische Konzerte finden dort mittlerweile nicht mehr statt, abgesehen davon aber, so hat man den Eindruck, beinahe alles: Die Weltmusiker von Embryo sind dort aufgetreten, die Flamenco-Truppe Shurano, Saxofonist Boris Gammer, die Fraunhofer Saitenmusik und Fei Scho, aber auch Erzählerinnen wie Die Schwestern Grimm, der Zauberer Urs Jandl, die Hawai'i-Tänzerin Beatrix Etzkorn, die Klangkünstlerin Limpe Fuchs oder die afrikanischen Trommler Mamadou Sanou und Basuru Jobarteh. Ars Musica organisiert vor allem Musik- und Literaturveranstaltungen, aber auch Kindertheater, Tanz und Performance und Kabarett. Außerdem sind "Irish Folk Munich" und die Friedensbühne Song Parnass, die bis 1980 als Münchens erste Kleinkunstbühne im Unionsbräu zu Hause waren, Untermieter und Mitglieder.
1500 Veranstaltungen gab es schon auf dem Stemmerhof.
(Foto: Stephan Rumpf)Roland Fritsch hatte seine Werkstatt schon ein paar Wochen nach dem ersten Konzert geräumt. Er baute sie zum reinen Bühnenraum mit 72 Sitzplätzen aus. Der Heuschober wurde inzwischen verschönert, hat sogar zwei Fenster. Der Verein Ars Musica hat heute mehr als 100 Mitglieder, die Hälfte davon ist selbst auf der Bühne im Stemmerhof aktiv. Zehn Tage, vom 8. bis 18. Oktober, wollen sie den zehnten Geburtstag mit einem großen Programm von Rock, Pop über Irish Folk, Blues, Jazz und Flamenco bis zu Lesungen, mit Impro- und Kindertheater und einer langen Nacht des Geschichtenerzählens feiern.
Eröffnet wird die Feier am Donnerstag, 8. Oktober, 19 Uhr, mit der "langen Nacht der grimmigen Wörter". Natürlich gibt es auch eine Party mit einem Konzert vieler Musiker (Freitag, 9. Oktober, 19 Uhr). Am Samstag, 10. Oktober, spielt die Jazzband Lemoncrash, am Sonntag, 11. Oktober, verbreitet Locos por la Rumba gute Laune (20 Uhr). Nachmittags gibt es Kindertheater mit einer eigenen Produktion von Glucks und der Klangsammler, die extra für das Bühnenjubiläum wieder aufgenommen wird (15 Uhr).
Roland Fritsch war anfangs Untermieter auf dem Stemmerhof in Sendling. Seit zehn Jahren leitet er dort nun schon die Kleinkunstbühne Ars Musica.
(Foto: Alessandra Schellnegger)Auch in der folgenden Woche ist an jedem Abend Programm, darunter ein Special der Fabelhaften Couchpoeten (Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr), Geschichten aus Saiten und Papier mit dem ehemaligen Roncalli-Künstler Lorenzo Torres und dem Electric Ukulele Circus (Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr) und Improtheater mit Wuidwux (Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr). Abschließend findet eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Münchner Kunst- und Kulturszene über die Situation von Bühnen im digitalen Zeitalter und den Sinn und Zweck von Live-Erlebnissen statt (Sonntag, 18. Oktober, 16 Uhr). Mit Rudolf Biber, angeblich einer der letzten Wiener Originale, klingt das Festival aus (20 Uhr).
Ars Musica im Stemmerhof, Plinganserstraße 6, Vorverkauf im Kinderladen im Stemmerhof Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr und im Musikladen Ars Musica an der Lindwurmstraße 201 Dienstag bis Freitag, 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr, Reservierung und Programm unter Telefon 66 69 85 97, online unter www.ars-musica-muenchen.de.