Kneipe Maxvorstadt "Sehnsucht":Pin-Up-Girls und heiße Öfen

Motorräder, Zapfzäulen und Poster mit posierenden Mädchen: Die Bar Sehnsucht ist die rockigste Kneipe der Stadt - zumindest was die Einrichtung angeht.

Lisa Sonnabend

Kaum haben wir uns hingesetzt, stürzt schon ein nicht mehr ganz nüchterner Franzose auf uns zu. "Ich heiße Immanuel Kant und komme aus Königsberg - und ihr?" Guillaume, wie er wirklich heißt, verwickelt uns in gebrochenem Englisch in ein Gespräch, tanzt vor uns auf und ab ("Where is my mind?") und leert auf der Suche nach einer Zigarette den Inhalt seiner Tasche kurzerhand auf dem Boden aus. Es ist Donnerstagabend, 0 Uhr. Wir sind zum ersten Mal in der Bar Sehnsucht in der Amalienstraße 26.

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Kein Zweifel, die recht neue Kneipe hat die Ausgehszene in der Maxvorstadt gehörig aufgemischt. Die Sehnsucht ist anders als die austauschbaren Cafés und recht braven Kneipen in der Uni-Gegend. Rockiger als hier geht es eigentlich gar nicht.

Zuvor war in den Räumlichkeiten lange die etwas verranzte bayerische Wirtschaft Maxvorstadt untergebracht. Nun sind die Wände nicht mehr schwarz vertäfelt, sondern grün gestrichen. Die Holzbänke sind herausgerissen, jetzt nimmt man auf Bänken mit Tigerfellüberzügen Platz. Nur die dunklen Balken an der Decke erinnern an alte Zeiten.

An den anderen Wänden hängen Bilder von Pin-Up-Girls, Rockstars und Rennwägen, Plakate von Banditenfilmen und Totenkopfmasken. An der Bar baumeln ein paar BHs von der Decke - von wem sie stammen, können wir nicht in Erfahrung bringen. In einer Ecke steht eine alte Zapfsäule. An der Wand im Eingangsbereich ist sogar ein echtes Motorrad angebracht.

Natürlich darf in der Bar Sehnsucht nach Belieben geraucht werden - und ausgeschenkt wird vor allem Bier (von Spaten). Die Einrichtung kann man kurz mit einem Wort beschreiben: konsequent. Die Betreiber, die auch das Last Supper in der Fürstenstraße bewirten, lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die Sehnsucht eine Rockerkneipe sein soll.

Doch die Stammgäste sind bislang keine Rocker mit langen Haaren und Metal-T-Shirt, die mit ihrer schweren Maschine vorfahren, sondern vor allem Studenten in Ringelpulli oder Cordhose. Was natürlich auch daran liegt, dass die Sehnsucht nahe der Uni eröffnet hat.

Der Laden ist immer gut gefüllt - auch bis weit nach 1 Uhr. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass sich ein paar echte Rocker unter die Gäste mischen, damit die Einrichtung der Kneipe ein wenig glaubwürdiger rüberkommt. Oder sich zumindest ein paar mehr Gäste benehmen wie der ein wenig verrückte Franzose Guillaume.

Sehnsucht, Amalienstraße 26, 80333 München, geöffnet von 19 bis 3 Uhr, Sonntag und Montag geschlossen

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