Tijuana-Café:Schwarzbau an der Leopoldstraße soll weg

Tijuana-Café: Seine Zelt-Terrasse vor dem Lokal hofft Wirt Frank Mansory wenigstens teilweise erhalten zu können.

Seine Zelt-Terrasse vor dem Lokal hofft Wirt Frank Mansory wenigstens teilweise erhalten zu können.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Nach 20 Jahren muss das Terrassenzelt neben dem Schweinchenbau weg.
  • Ein Schwarzbau, sagt die Stadt. Man habe jeden Pächter auf die fehlende Genehmigung hingewiesen, sagt die LMU.
  • Der Pächter der Tijuana Bar fürchtet um seine Existenz.

Von Stefan Mühleisen

Das Gesicht der Leopoldstraße ist seit jeher im stetigen Wandel. Ob Bohémiens, Beatniks, Yuppies - Münchens Prachtstraße passt sich dem Zeitgeist an. Seit 15 Jahren wird das Antlitz des Boulevards immer moderner und glatter - gesichtslos, wie manche Schwabinger das nennen. Doch es gibt Schönheitsfehler, die hartnäckig an der Visage der Chaussee kleben: die Zelt-Terrasse des Tijuana Cafés an der U-Bahn-Station Giselastraße zum Beispiel.

Über zwei Jahrzehnte hinweg ist hier ein Lauben-Ensemble entstanden. Fast provokativ unschick duckt sich das Planen-Konstrukt mit Karibik-Flair an das Universitäts-Gebäude des "Schweinchenbaus". Wie sich nun herausstellt, ist das allerdings ein Schwarzbau - und den will die Stadt nun endgültig nicht mehr dulden. Der Betreiber gibt sich geschockt. "Ohne Zelte ist das Lokal tot. Gerade das gefällt den Gästen ", sagt Pächter Frank Mansory.

Keiner der Pächter hat eine Genehmigung bei der Stadt eingeholt

Die Geschichte dieses Pavillon-Ensembles ist ein kleines Schlawiner-Stück: Seit 1996 verpachtet die Liegenschaftsabteilung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) das Lokal - und seitdem haben alle Pächter - und es gab offenbar sehr viele - die Freischankfläche ohne Genehmigung betrieben und obendrein nach Gusto ausgebaut. Eine LMU-Sprecherin sagt: Seit dem ersten Vertrag habe die Hausverwaltung jeden neuen Pächter dazu angehalten, endlich von der Stadt die Genehmigung einzuholen. Doch keiner tat es - sie ist bis heute nicht erteilt.

Der aktuelle Wirt Mansory, der zudem die Shisha-Bar "Millennium" an der Schwanthalerstraße und einen Hotelgasthof am Starnberger See betreibt, sagt: Nach seiner Wahrnehmung seien die Buden für den Eigentümer nie ein Problem gewesen. "Denen ist wichtig, dass der Brandschutz eingehalten wird. Und das machen wir." Die LMU-Sprecherin insistiert: Auch ihn habe man auf die nötige Genehmigung hingewiesen. Wie auch immer, Mansory will jetzt den amtlichen Segen, denn er hat einen Bauantrag zur "Errichtung eines Wirtsgartens und eines Straßencafés" gestellt.

Der Langmut der Lokalbaukommission ist allerdings erschöpft. "So wie es jetzt ist, ist es nicht genehmigungsfähig", sagt ein Sprecher des Planungsreferats. Hinzu kommt: Bereits 2011 hatte die Behörde eine "Beseitigungsanordnung" verschickt. Die Zelte sollten abgebrochen werden, doch Mansory wehrte sich, der Fall ging vor Gericht - und die Stadt verlor wegen eines Verfahrensfehlers. "Wir mussten die Beseitigungsaufforderung zurücknehmen", sagt der Behördensprecher. Nun sei ein "Rückbau auf ein zulässiges Maß" das Ziel.

Was jedoch nicht unbedingt heißen muss, dass die Zelte komplett verschwinden. "Das muss noch geprüft werden", heißt es von der Behörde. Der Pächter hofft nun, das Mini-Budendorf zumindest teilweise erhalten zu können. "Das bedroht meine Existenz. Ich mache hier 95 Prozent meines Umsatzes", sagt er.

Die Stadtviertelpolitik in Schwabing hat den Stab über diesen kleinen Auswuchs im Gesicht der Leopoldstraße jedoch längst gebrochen. "Der Verhau gehört abgerissen", hieß es zuletzt im Bezirksausschuss.

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