Schwarzbau an der Theresienwiese:Illegaler Feier-Stadel

Schwarzbau an der Theresienwiese: Feiern hinter Gittern: "Hans geht feiern" heißt die Partyzone am Bavariaring. Der Bezirksausschuss wehrt sich gegen den Betrieb.

Feiern hinter Gittern: "Hans geht feiern" heißt die Partyzone am Bavariaring. Der Bezirksausschuss wehrt sich gegen den Betrieb.

Bier, Burger und laute Party-Musik: Direkt neben der Theresienwiese steht eine Almhütte mit Biergarten. Das Problem: Der Stadel ist ein Schwarzbau und muss nun abgebaut werden. Für den dreisten Betreiber fängt der Ärger gerade erst an.

Von Michael Risel und Sebastian Krass

Der Ärger um die Nutzung des ehemaligen Brausebads am Bavariaring 5 verschärft sich. Anwohner haben sich beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) und dem zuständigen Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt beschwert. Sie klagen über Lärmbelästigung durch den neu eröffneten Gastronomie-Betrieb in dem denkmalgeschützten Gebäude, das vorher seit Jahrzehnten ungenutzt war und gegenüber dem Haupteingang zum Oktoberfest liegt. Insbesondere geht es dabei um den Biergarten mit dem Namen "Hans geht feiern". Auch nach der vorgeschriebenen Ruhezeit um 22 Uhr werde die Freifläche noch mit lauter Musik beschallt, so der Vorwurf.

Bereits Anfang der Woche hatte das Planungsreferat dem Betreiber Thomas Hirschberger, der hinter der Burgerkette "Hans im Glück" steckt und Gründer der Tex-Mex-Kette Sausalitos ist, die gastronomische Nutzung einer nachgebauten Almhütte untersagt, die ohne Genehmigung auf der Freifläche vor dem Gebäude errichtet worden war. Die Behörde verhängte deshalb am Mittwoch auch ein Bußgeld, zu dessen Höhe sie sich nicht äußert, und ordnete an, dass die Hütte binnen drei Tagen verschwinden muss.

In der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) am Dienstagabend waren der neue Gastro-Betrieb und die Anwohnerbeschwerden das Hauptthema. Franz Schiermeier (Rosa Liste) bestätigt die Beobachtung, dass der Biergarten länger offen gewesen sei, als erlaubt war. Vor ein paar Tagen sei er kurz nach Mitternacht dort vorbeigekommen, "da war noch voller Betrieb". Es handele sich hier um ein "massives Lärmproblem". Einstimmig beschloss der BA einen Dringlichkeitsantrag, in dem er das KVR auffordert, die Gaststättenkonzession für das Gebäude zu widerrufen. Die Begründung: Thomas Hirschberger, der dort dem Vernehmen nach im kommenden Frühjahr einen dauerhaften Betrieb eröffnen will, habe seine Unzuverlässigkeit in der Vergangenheit mehrmals unter Beweis gestellt.

Denn auch bei der erst Mitte September neu eröffneten Filiale von "Hans im Glück" am Goetheplatz habe es Unregelmäßigkeiten gegeben. "Außerdem", so der Bezirksausschuss-Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste), "wollen wir nicht, dass eine ausufernde Gastronomie stattfindet." Eine solche "Ausweitung der Wiesn" mit ihren "Remmi-Demmi-Feierlichkeiten" dürfe es nicht geben. Entscheidend sei der Schutz der Anwohner, die "irgendwann zur Ruhe kommen müssen". Hirschberger war am Mittwoch bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erreichen.

Ein weiteres Bußgeldverfahren

Das KVR hat mittlerweile ein weiteres Bußgeldverfahren gegen ihn eingeleitet. Der Grund: Die für den Biergarten am Bavariaring genehmigte Fläche sei überschritten worden, wie eine Sprecherin der Behörde erklärt. Außerdem hätten die Türen der Gaststätte nach 22 Uhr noch offen gestanden. Auch wegen der Umzäunung des Biergartens sei man mit dem Betreiber im Gespräch. Der Zaun hatte ebenfalls den Unmut des BA erregt. "Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder seine Freischankfläche einzäunen würde?", so Miklosy. Da es sich um einen öffentlichen Platz handelt, sollte er frei zugänglich bleiben.

Im Hintergrund gibt es einen weiteren Konflikt um die Nutzung des ehemaligen Brausebads und der Fläche drumherum, einen Konflikt, der bald vor Gericht ausgetragen werden soll. Denn Hirschberger ist erst seit kurzem dort aktiv. Eigentlich gab es andere Pläne. Der Gastronom Klaus Völkl, der unter anderem einen sardischen Feinkosthandel am Elisabethplatz betreibt, wollte in dem Gebäude zusammen mit seinem Partner Wolfgang Schwendinger ein "bayerisch-mediterranes" Lokal aufmachen, "Bavaria 5" sollte es heißen.

Doch die Verbindung ist geplatzt. Völkl erzählt, er habe Ende Juni plötzlich Arbeiter auf dem Grundstück angetroffen, die er nicht beauftragt habe. Zudem hätten die Stadtwerke die Zähler abgemeldet, "plötzlich war die Rede von einem neuen Nutzer", sagt Völkl. "Schwendinger hat hinter meinem Rücken etwas Neues geplant." Er will seinen ehemaligen Partner nun verklagen. Schließlich gebe es die gemeinsame GmbH noch, Schwendinger habe dort auch noch Geld einzuzahlen.

Schwendinger sagt: "Das Projekt konnte aus wirtschaftlichen Gründen nicht verwirklicht werden." Sanierung und Umbau des Gebäudes würden immerhin etwa eine Million Euro kosten. Nun sei Hirschberger eingestiegen. Noch im Mai aber hatte Schwendinger gesagt, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien überwunden, "jetzt steht alles", und das bezog sich auf seine Zusammenarbeit mit Völkl. Der bestreitet denn auch, dass die GmbH der Insolvenz nahe sei.

Schwendinger gibt sich bei dem Thema wortkarg. Er habe sich "da rausgezogen". Pächter des Gebäudes sei nun "eine GmbH von Herrn Hirschberger". Genauer will er sich nicht äußern. Dass er sich "rausgezogen" hat, stimmt aber wohl nicht ganz. Das Kommunalreferat nämlich erklärt, dass es keinen Pächterwechsel gegeben habe. Und Hirschberger sagt, die aktuelle Betreiber-GmbH gehöre ihm und Schwendinger gemeinsam. Schwendinger hat also offenbar schlicht seinen Partner gewechselt. Die Gründe dafür sind noch unklar. Und so sieht es danach aus, als würde so schnell noch keine Ruhe einkehren rund um das ehemalige Brausebad.

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