Schwanthalerhöhe/ Haidhausen:Gähnende Leere

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Auf der Schwanthalerhöhe und in Haidhausen häufen sich die Beschwerden darüber, dass montags Briefpost nicht mehr zugestellt wird. Auch die Auslieferung von Päckchen und Paketen sorgt für Ärger

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe/Haidhausen

Zwei Jahre gehe das schon so, sagt Thomas Hofstätter: "Wenn ich montags den Briefkasten aufsperre, ist außer der Zeitung nichts drin." Zunächst dachte der CSU-Politiker und stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe an einen Zufall. Inzwischen hält er den Zustand für ein "strukturelles Problem der Post". Dazu zähle auch, dass die Nachricht, ein DHL-Paket bekommen zu haben, ihn und etliche Nachbarn nur postalisch erreiche. Um es abzuholen, werde man vom "hintersten Westend" bis zum Hauptpaketamt an der Arnulfstraße geschickt: "Das hatten wir zuletzt in den Siebzigerjahren." Stadtteilpolitiker haben das Post-Zustell-Problem im Herbst auch in Haidhausen beklagt. Auf der Schwanthalerhöhe sammeln sie derzeit gezielt Erfahrungen, um einen Beschwerde-Beschluss auszuarbeiten.

Es sei höchst unerfreulich, wenn man private Sendungen an einem offiziellen Zustellungstag nicht bekomme, sagt Hofstätter. Aber weit gravierender für ihn ist, dass etwa Selbständige montags keine Geschäftspost erhielten. Ähnliche Klage wurde gerade im Bezirksausschuss Haidhausen geführt. In einem Dringlichkeitsantrag der CSU fordert man die Landeshauptstadt auf, bei der Deutschen Post AG nachdrücklich darauf zu drängen, dass die Postzustellung an allen Werktagen wieder aufgenommen werde. Der Monopolist erfülle seinen Grundversorgungsauftrag nicht, nachdem im Viertel seit Wochen montags keine Briefe mehr in den Kästen landeten. "Aus Postkreisen war zu hören", so die CSU in ihrem Antrag, "dass die Deutsche Post AG das in München zur Kostensenkung mindestens bis Weihnachten durchziehen möchte." Dieses Verhalten sei besonders im Hinblick auf die zum Januar 2016 angekündigte Tariferhöhung nicht nachvollziehbar.

Die Deutsche Post verweist auf das besonders geringe Sendungsaufkommen

Auf der Schwanthalerhöhe komme ein zweites Ärgernis hinzu, beklagt Hofstätter. "Für ein Paket wird man manchmal gar nicht mehr angefahren, stattdessen kommt eine Karte über den Postweg - nur halt am Montag nicht." Unter dem Vorwand, so die Behauptung des Stadtviertelpolitikers, das Haus sei nicht zugänglich gewesen, weil sich die Briefkästen in den Hausfluren befinden. Doch sehr oft, das sei ihm auch von den Stadtviertel-Kollegen und Nachbarn zugetragen worden, befänden sich im Haus etliche Gewerbetreibende, die den ganzen Tag erreichbar seien und bei denen das Paket oder eine Karte hinterlegt werden könnten. "Als ich noch in der Kazmairstraße wohnte, war unten ein Stehausschank, der von 6 bis 22 Uhr offen hatte. Und trotzdem wurde dort nichts abgegeben."

Um die Großsendung abzuholen, werde man neuerdings unter anderem vom "hinteren Westend" - der CSU-Politiker spricht vom Bereich westlich der Trappentreustraße - nicht mehr nur zur ehemaligen Post an der Bergmannstraße oder dem "Backshop blau-weiß" am Heimeranplatz geschickt, sondern zum Hauptpaketamt an der Arnulfstraße: "Da stehen Sie dann in einer 50 Meter langen Schlange eine Dreiviertelstunde, bis Sie drankommen." Die Post habe alte Filialen aufgegeben, die Immobilien gewinnbringend verkauft, Franchiser angeworben, die oft aber keinen ausreichenden Lagerplatz hätten. Leid tun ihm die Schalterbeamten, Briefträger oder Fahrer, die mit ihrer Tour in der veranschlagten Zeit nicht durchkommen könnten, den Ärger der Kunden abbekämen und die Geschäftspolitik ihres Unternehmens ausbaden müssten.

Dieter Nawrath, Sprecher der Deutsche Post DHL Group, arbeitet den Beschwerdekatalog ab. Man habe nicht an jedem Werktag Sendungen für jeden Haushalt: "Umso mehr gilt dies insbesondere an verkehrsmengenschwachen Tagen wie den Montagen, an denen wir mittlerweile weniger als fünf Prozent der Wochenverkehrsmenge haben." In der Sommer- und Ferienzeit liege der Wert sogar noch darunter. In erster Linie handele es sich dabei um Privatsendungen, die am Wochenende in den Filialen und Briefkästen "eingeliefert" würden: "Sendungen von Geschäftskunden werden in der Regel am Freitag eingeliefert und bereits am Samstag zugestellt." Auf das verringerte Montags-Aufkommen reagiere die Post mit einer Zusammenfassung der Zustellbezirke an diesem Tag, die dann nur von einem Briefträger übernommen würden.

Was die Paketauslieferung anbelangt, verweist Nawrath darauf, dass in manchen Häusern die Postkästen im Flur hingen und die Zusteller keinen direkten Zugang hätten; dann werde die Benachrichtigungskarte per Brief zugestellt. Grundsätzlich strebe man aber an, Pakete im ersten Anlauf auszuhändigen: "Der Zusteller hat im Falle einer Benachrichtigung und Umleitung der Sendung zur Abholung in der Filiale einen spürbar zusätzlichen Arbeitsaufwand." Gleichzeitig räumt der Sprecher ein, dass bei 3,6 Millionen Paketen täglich auch Fehler passierten.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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