Schwanthalerhöhe:Willkommen, Shaibu

Schwanthalerhöhe: Rastlose Hyäne: Die Inspiration jagt die Buchkünstler.

Rastlose Hyäne: Die Inspiration jagt die Buchkünstler.

(Foto: Stefanie Duckstein)

Bei den Tagen der offenen Ateliers in den Westendstudios 15 ist die Kultur der Integration ein Schwerpunktthema

Von andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Das Westend zeigt Gesicht. Unter anderem das von Shaibu aus Nigeria. Still richtet der junge Mann seinen Blick von einem fenstergroßen Plakat auf die an ihm vorbei laufende Gesellschaft. Auf der Wand hinter ihm prangt ein großes "WILL", am unteren Rand des Bildes ein entschiedenes "KOMMEN".

Shaibu hat kurze Zeit im Parkhotel des Westends gewohnt, der Unterkunft für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, in der es zweimal gebrannt hat und das dann wegen Sanierungsarbeiten geschlossen wurde. Das Antlitz des jungen Afrikaners steht von kommendem Wochenende an für die Kultur des Willkommen-Heißens. Darum geht es in diesem Herbst bei den Westendstudios 15, den Tagen der offenen Ateliers, die sich auch in diesem Jahr wieder hoch politisch geben. Aber nicht nur.

Wolfgang Gebhard, Sprecher der Reihe, Grafik-Designer und Schöpfer des Willkommen-Plakats, hat für 2015 das "Parkhotel" als Motto ausgegeben. "Das soll kein Abgesang auf das Haus sein, vielmehr wollen wir den Wunsch vieler im Viertel aufgreifen, dass hier wieder eine Unterkunft eröffnen soll." Das Thema habe übrigens festgestanden, noch bevor die Ereignisse sich in München überschlagen hätten. Eine Handvoll der insgesamt 20 Teilnehmer der Reihe beschäftigt sich damit. Die Illustratorin Stefanie Duckstein etwa spannt zwei Projekte zusammen, immer geht es dabei um Getriebene. Im einen Fall sind es die Dichter und Buchkünstler, die von der rastlosen Hyäne der Inspiration gejagt werden, im andern Fall ist es eine Flüchtlingsfamilie, deren Weg von Eritrea bis in die bayerische Metropole gezeigt wird. Nicole Schober und Susanne Hanus zeigen eine Installation mit dem Titel "Horizonte", Burchard Dabinnus und der Musiker Franz Josef Walter präsentieren eine "Zuhause in der Fremde"-Performance.

Darüber hinaus stehen kreuz und quer übers Viertel verteilt die Türen weiterer Ateliers auf. k. & vambko zeigt seine Installation "curanxious" im ehemaligen Tankstellenhäuschen an der Ligsalzstraße 17, Eva-Maria Ertl in der Kunst- und Textwerkgalerie filigrane Kohle- und Kreidezeichnungen und "positive propaganda" ist mit zwei neuen Murals, also Hauswandbildern vertreten an der Westendstraße 99 und der Tulbeckstraße 34.

Gebhard übrigens sucht für seine "WILL KOMMEN"-Plakate Paten. Sie sollen Kontakt aufnehmen zu Bürgermeistern, in deren Gemeinden Übergriffe auf Flüchtlinge stattgefunden haben und darum bitten, dass genau hier die Bilder von Shaibu und acht weiteren Jugendlichen, die einmal im Parkhotel gewohnt haben, aufgestellt werden. "Ich hoffe", sagt Gebhard, "dass das Plakat Wirkung im öffentlichen Raum zeigt".

Westendstudios 15, Offene Ateliers: Geöffnet am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Oktober, jeweils von 15 bis 20 Uhr. Einen Überblicksplan über die verschiedenen Veranstaltungsorte gibt es unter www.westendstudios.de.

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