Sanierungsfall:"Döner-Haus" soll zwangsversteigert werden

Sanierungsfall: Problem-Immobilie: Die letzten Mieter sind 2005 ausgezogen. Seitdem verfällt das Haus an der Ecke zur Schießstättstraße, früher Heimstatt des "Riedwirt".

Problem-Immobilie: Die letzten Mieter sind 2005 ausgezogen. Seitdem verfällt das Haus an der Ecke zur Schießstättstraße, früher Heimstatt des "Riedwirt".

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Seit 2005 steht das Haus an der Schwanthalerstraße Ecke Schießstättstraße leer. Ratten und Tauben sind die einzigen Bewohner.
  • Das Gebäude zwangszuversteigern, scheitert seit Jahren aus unbekannten Gründen. Nun gibt es einen neuen Versuch.
  • Stadtteilvertreter und die Linke im Stadtrat fordern München, sich das Gebäude zu sichern. So sollen etwa Luxussanierungen verhindert werden.

Von Andrea Schlaier

Als "Döner-Haus" bezeichnen sie auf der Schwanthalerhöhe entsprechend der zuletzt hier offerierten Speisen die Adresse an der Schwanthalerstraße 119/Ecke Schießstättstraße. Die Lage ist bestens, doch das Renommee könnte nicht schlechter sein. Seit 2005 steht die ehemalige Gastwirtschaft mit angegliedertem Wohnbereich zum Verdruss von Bürgern und Politikern leer und verfällt.

Am Montag, 26. September, soll das Gebäude im Amtsgericht München zwangsversteigert werden. Ein Gutachter hat den Verkehrswert des Grundstücks mit dem dreistöckigen Bau auf drei Millionen Euro taxiert. Ob der Hammer tatsächlich fällt, ist allerdings fraglich.

"Das Haus ist seit 2011 zur Zwangsversteigerung angemeldet, letztmals gab es einen Termin im November 2015", sagt Florian Kraus (Grüne), stellvertretender Vorsitzender im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe. Immer wieder sei das Vorhaben aber kurzfristig abgeblasen worden. Kraus: "Man weiß nicht, was der Hintergrund ist. Es könnte auch sein, dass der Eigentümer seine Schuld, die auch nur bei 5000 Euro liegen könnte, noch rechtzeitig zahlt."

Einem Gutachten zufolge, das im Auftrag des Amtsgerichts erstellt wurde, ist das denkmalgeschützte Anwesen um 1864 auf dem 200 Quadratmeter kleinen Eckgrundstück erbaut worden. "Zustand abbruchreif", heißt es in dem Dokument. Seit dort 2005 die letzten Mieter ausgezogen sind, verfällt das spätklassizistische Häuschen, Ratten und Tauben sind die einzigen regelmäßigen Bewohner.

Der aktuelle Eigentümer wollte die Heimstatt des ehemaligen "Riedwirt" und späteren Döner-Ladens ursprünglich abreißen und an der Stelle ein Hotel mit Gastronomie und Tiefgarage errichten, nachdem er im zweiten Anlauf erfolgreich die Baugenehmigung bei der Stadt durchgebracht hatte. Doch die läuft Ende des Jahres aus - und passiert ist nichts.

Findet die Zwangsversteigerung am Montag, 26. September, allerdings statt, stellt sich die Frage: Wer erhält den Zuschlag? Stadtviertelpolitiker und Vertreter alternativer Wohnprojekte auf der Schwanthalerhöhe fordern die Stadt auf, zuzuschlagen. Denn die hat ihrer Meinung nach noch einen Trumpf in der Hand. Das Döner-Haus liegt im sogenannten Erhaltungssatzungsgebiet des Westends, einem förmlich festgelegten Sanierungsgebiet, in dem gezielt städtebauliche Missstände - seien es die Verbesserung der Gebäudequalität, geringere Verkehrsbelastung oder Schaffung von Grünflächen - behoben werden sollen.

Geplante Modernisierungen müssen vom Sozialreferat genehmigt werden. Ziel ist es, Luxussanierungen, die in der Regel eine Verdrängung der Mieter zur Folge haben, zu verhindern und die Wohnbevölkerung zu schützen. Solange das Sanierungsprogramm greift, hat die Stadt ein Vorkaufsrecht für Gebäude.

Doch weil dieser Prozess auf der Schwanthalerhöhe inzwischen abgeschlossen ist, sind die Stadtviertelpolitiker nun von der Verwaltung aufgefordert, bis zur November-Sitzung des städtischen Planungsausschusses der formalen Aufhebung der Erhaltungssatzung zuzustimmen. "Obacht!", warnt man im BA deshalb. SPD-Fraktionssprecher Wilhelm Mundigl sagt: "Sobald wir aus der förmlichen Sanierung draußen sind, fällt auch der Eigentumsvorbehalt für die Stadt München raus."

Die Stadt äußert sich vorerst nicht

Das Vorverkaufsrecht der Stadt sollte im Fall Döner-Haus aber auf jeden Fall erhalten bleiben. Dafür hat sich das Gremium per Beschluss ausgesprochen. Und folgte zudem dem Antrag der SPD-Fraktion, Näheres über den Eigentümer in Erfahrung zu bringen. Man verlangte deshalb Einblick ins Grundbuch, weil "öffentliches Interesse" bestehe.

Im Münchner Rathaus hält man sich indes bedeckt, was das Engagement der Stadt anbelangt, bei der Immobilie zuzuschlagen. Das Döner-Haus war Thema in der Sitzung des Kommunalausschusses, allerdings im nichtöffentlichen Teil. Den Sachverhalt, so der Sprecher des Kommunalreferates, könne er deshalb schon mal nicht kommentieren. Die Stadtratsgruppe der Linken hat die Stadt in einem Antrag dagegen öffentlich aufgefordert, bei der Zwangsversteigerung aktiv zu werden. Es sollen auf der Schwanthalerhöhe keine "wertvollen Anwesen" verramscht werden, heißt es in dem Papier.

Sollte die Stadt, auf welche Weise auch immer, tatsächlich Grund und Haus erwerben, gibt es bereits Zukunftsvisionen. York Runte vom alternativen Wohnprojekt "Ligsalz 8" schlug in der Bezirksausschusssitzung vor, dort genossenschaftlichen Wohnraum zu schaffen.

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