Schwanthalerhöhe:Picknick auf Rollrasen

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"Lebendige Straßen": Nach belgischem Vorbild könnten Asphaltbänder einmal im Jahr kreativ genutzt werden

Der Corso Leopold weist ein wenig in die Richtung, in welche die Münchner Rathaus-Fraktion Grüne/Rosa Liste zeigen will. "Lebendige Straßen" ist ein Vorhaben überschrieben, das nach dem Vorbild der belgischen Stadt Gent Asphaltbänder zeitweise für kreative bürgerschaftliche Nutzungen frei machen soll. Die Idee, von den Stadtrats-Mitgliedern Florian Roth, Herbert Danner, Hep Monatzeder, Paul Bickelbacher und Anna Hanusch eingebracht, kommt nicht vollkommen abstrakt daher: Vielmehr regen die Grünen-Mitglieder an, im Jahr 2016 mit einer unabhängigen Organisation wie beispielsweise dem in München aktiven Verein Green City einen Modellversuch zu starten, etwa in einem besonders dafür aufgeschlossenen, multikulturellen Viertel wie der Schwanthalerhöhe.

Im belgischen Gent hatte 2012 ein dort ansässiger Klimaverbund die Idee geboren, im Juni 2013 hatte man das Projekt in zwei Straßen mit Hilfe der Bürger und von Sponsoren erprobt. Inzwischen, resümiert man bei den Grünen im Münchner Rathaus erfreut, "läuft dieses Projekt über zweieinhalb Monate". 2015 habe es von 1. Mai bis 13. Juli stattgefunden, mittlerweile in 16 Straßen. Was die Mitwirkenden aus ihren Straßen machen, bleibt dabei weitgehend ihrer Kreativität überlassen. Verwendung fanden ganz konkret Rollrasen, grüne Teppiche, errichtet wurden unter freiem Himmel Bars, Spielplätze und Picknick-Ecken.

Sieht man einmal von provokativen Performance-Aktionen ab, bei denen schon einmal Rollrasen über stehende Autos gezogen wurde, gibt es so etwas in München bisher nicht. Selbst für die im Sommer beliebten Straßenfeste wird allenfalls für einen oder zwei Tage die Fahrbahn gesperrt. Allerdings haben seit vielen Jahren das Streetlife-Festival von Green City und der Corso Leopold des gleichnamigen Schwabinger Vereins Tradition. Dieses Doppel-Straßenfest, das zweimal im Jahr an jeweils einem Wochenende gefeiert wird, ist auf die Achse Ludwig-/Leopoldstraße in der Maxvorstadt und in Schwabing beschränkt und vor allem als Fest mit Gastronomie und Musik sowie dem entsprechend kommerziellen Charakter etabliert. Die Idee, den Corso durch die Stadt wandern zu lassen, hat bisher nicht gegriffen. Möglicherweise liegt das auch am besonderen Ambiente der Feiermeile im Münchner Norden: Nach Champions-League-Siegen, dem Gewinn von WM- oder EM-Titeln versammeln sich Auto-Corso und feierwütige Fans ja auch nicht auf der Landsberger-, der Arnulf- oder der Wasserburger Landstraße. Immer ist das Siegestor das Ziel der Massen.

Falls die Genter Idee nun in München tatsächlich Fuß fasst, brächte Green City immerhin einschlägige Erfahrungen mit - nicht nur über die Organisation des Streetlife-Festivals, sondern auch über die Arbeit mit der Wanderbaumallee oder Aktionen wie der Blade Night.

© SZ vom 30.09.2015 / tek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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