Schwanthalerhöhe:Neu möbliert

Der Hamburger Investor HBB und die Bayerische Hausbau stellen die Pläne für das künftige Einkaufs- und Nahversorgungszentrum vor, das "Forum Schwanthalerhöhe" heißen soll

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Mal ordentlich durchlüften und aufräumen, das ist es, was der Koloss an der Theresienhöhe nach Meinung der Architekten dringend notwendig hat. Und entsprechend präsentierten sich gestern auch die Entwürfe der beauftragten Büros für das "Riesending aus Beton", das nach dem Auszug des Möbelmammuts XXXLutz neu sortiert werden soll: Äußerlich befreit von jüngeren Anbauten und so gut es geht versöhnt mit dem Ur-Körper. Die beiden Bauherren, die Hamburger Investoren HBB und die Bayerische Hausbau, stellten die Pläne für das künftige Einkaufs- und Nahversorgungszentrum am Freitag vor. Fortan soll es auf den Namen "Forum Schwanthalerhöhe" hören.

Umgeben von einem Heer aus Architekten, Grün- und Verkehrsplanern, Marktanalysten, Vertretern der Stadt und des Bezirksausschusses präsentierten HBB und Bayerische Hausbau im rückwärtigen Trakt des ehemaligen Möbel-Kaufhauses alles, was sich in Pläne gießen ließ. Um damit ein Versprechen zu halten, das sie den beständig nachfragenden Menschen im Viertel gegeben hatten. Die wollten endlich wissen, was vor ihrer Haustür passiert. Und mitreden. Man sei sich bewusst, sagte Jürgen Büllesbach, Chef der Bayerische Hausbau, "dass die Veranstaltung Not tut."

Auf Drängen der Stadt machen HBB und Bayerische Hausbau nun gemeinsame Sache für ein Immobilien-Konglomerat, das von außen als ein Komplex wahrgenommen wird und zu dem auch die Appartement-Türme von zwei Wohnungseigentümergemeinschaften gehören. Die Hamburger HBB, Käuferin der XXXLutz-Flächen, plant für ihren Teilbereich ein Quartierszentrum mit Handel und Gastronomie. Die Bayerische Hausbau konzentriert sich in der Hauptsache auf die derzeitige Einzelhandelfläche an der Schwanthalerstraße 111, wo bis Ende des Jahres noch Spielzeug verkauft wird und dann ein Nahversorgungszentrum entsteht. Auf einer Einzelhandelsfläche von insgesamt 34 000 Quadratmetern sollen maximal 7000 Quadratmeter auf Lebensmittelläden entfallen. "Nicht mehr", verordnete Cornelius Mager, Chef der Lokalbaukommission, "weil wir einige intakte Lebensmittelangebote in direkter Umgebung haben." Die sollen bewahrt, nicht zerstört werden.

Das gesamte Ensemble stellen sich die Hausherren als Mischung aus wenigen Fachmärkten mit viel kleinteiligem Einzelhandel und Gastronomie vor. Was genau reinkommt, sei noch offen, sagte HBB-Geschäftsführer Harald Ortner bei der Vorstellung: "Heute wollen wir bei den Bürgern Anregungen für die Belegung sammeln und daraus in den nächsten Monaten ein Konzept entwickel."

Die Architekten von Rhode, Kellermann, Wawrowsky haben sich der Fläche des ehemaligen Möbel-Kaufhauses angenommen. Das bestehende Glasdreieck zur Theresienhöhe hin soll fallen, stattdessen versucht man, dem historischen Kontext zu folgen und auf hellen Sichtbeton zu setzen, der sich über dem verglasten Erdgeschoss am Bau entlang zieht. Ähnlich ist für die rückwärtige Fassade zur Schießstättstraße hin vorgesehen. Nicht eben Aufsehen erregend, aber harmonisierend mit der Originalschachtel.

"Edel, licht und modern" soll hingegen die Ecke an der Schwanthalerstraße 111 geraten, die die Architekten-Prominenz des Büros Allmann, Sattler, Wappner für die Bayerische Hausbau gestalten wird. Der Glasbau, in dem derzeit noch Toys'r'us seine Geschäfte macht, wird abgerissen und durch einen reduzierten Neubau ersetzt, der die horizontale Bandstruktur des Altbestandes aufnimmt. Die Haut des neuen Elements besteht aus kleinen, weiß schimmernden Fliesen. Vom Osten aus führt eine großzügige Passage in einen geräumigen Innenhof, in dem sich Einkäufer und Nachbarn gerne aufhalten sollen.

Überhaupt haben die Planer vor, sämtliche Wegebeziehungen neu zu ordnen. Die dunklen Schläuche sollen zugunsten einer hellen Hauptschlagader weichen, die zentral von West nach Ost führt. Zusätzlich entsteht eine Nord-Süd-Verbindung, die sich zum Innenhof des Nahversorgungszentrums an der Schwanthalerstraße öffnet. Die Bewohnerzugänge werden gewissermaßen privatisiert und hängen nicht länger an der Ost-West-Traverse für die Allgemeinheit.

Auf der Schwanthalerhöhe macht man sich Sorgen um den anschwellenden Verkehr durch die zusätzliche Geschäftsinsel. Einen neuen Zugang über den Bavariaring werde es nicht geben, meldete LBK-Chef Mager. Den würden die Wohnungseigentümer im Komplex favorisieren. Die künftig knapp 9000 Autos und der Anlieferverkehr werden damit in den bestehenden Tiefgaragen mit Zufahrten über Gollier- und Schwanthalerstraße klar kommen müssen, die künftig miteinander verbunden sind. Offen sei indes, wie der öffentliche Raum an der Schießstättstraße geordnet wird sowie eine bürgerschaftliche Nutzung an der Hausecke Schießstätt-/ Gollierstraße. Wofür keine Zeit mehr bleibe, so Ortner, sei die vielfach geforderte künstlerische Zwischennutzung. Denn auch wenn der Bauantrag noch nicht eingeeicht sei, rechne man mit dem Okay der Stadt Ende Dezember.

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